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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0029

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Adolfo Venturi, Storia dell' arte italiana

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äußere Band, eben volkstümliche Meister zu sein, verbindet,
verteilt werden muß. Es sind Kleinmeister, deren Kunst
große Ähnlichkeit hat mit der der deutschen Holzschnitzer
des 15. Jahrhunderts.

Lorenzo Ghibertis Kunst ist mit sicherer Hand be-
schrieben, aber besonders interessant sind die Forschungen
über seine Nachfolger, unter denen sein Sohn Vittorio
einen guten Platz einnimmt. Einem Schüler Ghibertis
schreibt Venturi die Köpfe an der Tür der Kirche della
Misericordia in Sulmona zu. Es gelingt ihm durch ein-
gehende Prüfung der Türe der Kirche von San Nicola in
Tolentino zu beweisen, daß Nanni di Bartolo in Venedig
gewesen ist. DonateUo schreibt er Arbeiten in Padua zu,
die noch niemand bemerkt hatte, und er scheidet genau
das, was des Meisters ist, von dem Werke der Schüler.
Von den zwölf Abteilungen mit musizierenden Engelchen
des Paduaner Altars gibt er nur zwei Donatello. Ihm
schreibt er auch die gekrönte Madonna zu, die mit dem
Kinde auf dem sphinxgeschmückten Stuhle sitzt und die
Figuren Adams und Evas. Was die Darstellungen der
Geschchten aus dem Leben des Heiligen Antonius be-
trifft, so haben die Schüler fast keinen Anteil an diesem
Teil der Arbeit gehabt. Venturi hat auch die Stücke des
von Girolamo Campagna zerstörten Altars neben dem
Eingang der Tribüne entdeckt. Was die Schule Dona-
tellos betrifft, so hat er auf Grund sorgfältiger Prüfung
des Materials einigen Künstlerfiguren, wie z. B. der von
Andrea dall' Aquila, ganz neue Form gegeben.

Ganz besonders interessant ist das Kapitel über die
Entwicklung der Bildhauerkunst in Rom während der Re-
naissance. Hier hat Venturi die fleißigen Studien, die er
bei seinen Schülern angeregt und geleitet hat, verwerten
können und so ein ganz neues, höchst anerkennenswertes
Bild entworfen. Die tüchtigen Arbeiten von Leonardi,
de Nicola, Ciaccio, Mufioz sind von der eingehenden
Prüfung gekrönt, welcher der Meister die Skulpturen der
Ehrenpforte Alphons des Großmütigen in Neapel unter-
worfen hat. Es gelingt ihm, die von Isaia da Pisa ange-
arbeiteten Stücke klar zu deuten: die Siegesgöttin und der
Knabe oben am großen Bogen, welche uns an das Grab-
mal Chiaves erinnern, der große Puttenfries, die berittenen
Musikanten, welche dem König vorangehen. Dem Dome-
nico Gagini gibt er das Relief, auf welchem man den
König mit den Großen des Reiches sieht, dem Francesco
Laurana die Trompeter, dem Pietro da Milano den thro-
nenden König.

Eingehend prüft Venturi die verschiedenen Donatello-
schüler, aber am eingehendsten Bertoldo di Giovanni,
dessen Künstlerfigur er sozusagen neubildet. Ihm schreibt
er die Gräber des Erasmo und des Giovannantonio da
Narni im Santo in Padua zu und die Kreuzigung im Museo
del Bargello, die er in engen Zusammenhang bringt mit
der anderen kleineren, die im Besitz des Grafen de Ca-
mondo in Paris ist. Er schreibt ihm auch die Medaillons
im Palazzo Riccardi zu und die bronzene Stäupung Christi,
welches Werk im Kaiser-Friedrich-Museum und im Louvre
als Werk Donatellos betrachtet wird.

Das Werk von Luca della Robbia, welcher auch im
Kreise Donatellos steht, prüft Venturi mit der größten Ge-
nauigkeit, so daß er im Schmucke der bronzenen Tür der
Sakristei von Santa Maria del Fiore Lucas Arbeit genau
von der Michelozzos zu unterscheiden weiß.

Die Figuren und die Werke der anderen Florentiner
Bildhauer, welche zum Donatellokreise gehören, wie
Agoslino di Duccio, Desiderio da Settignano und andere,
werden alle von Venturi genau geprüft. Mino da Fiesoles
Werk wird von vielen Fälschungen befreit und auch von
Werken, die, wie das Ziborium von Santa Maria Maggiore

in Rom, welches dem Schüler Minos, dem schwächlichen
Mino del Reame, zuzuschreiben ist. Als Fälschungen sieht
Venturi unter anderen die Büste Nicolaus de Strozzis im
Kaiser-Friedrich-Museum, die Büste mit der Inschrift Alexo
di Luca Mini daselbst und die des Piero de' Medici im
Museo del Bargello an. Das erste Werk des Meisters in
Rom (1473—80) ist das Altarwerk mit dem heil. Hie-
ronymus, welches einst in Santa Maria Maggiore stand
und jetzt im Museo artistico industriale aufbewahrt wird.

Dem Francesco di Simone Ferrucci schreibt Venturi
das Grabmal der Barbara Manfredi in Forli zu und andere
Bildwerke dieses Meisters entdeckte er im Kloster Monte-
fiorentino bei Pesaro.

Viel Neues bringt Venturis Buch im Felde der Kennt-
nis der Skulptur in der Emilia. Nach einer eingehenden
Prüfung der verschiedenen Quellen, aus denen die Art der
bolognesischen Plastiker d.es Quattrocento entsprungen
war, macht sich Venturi an die hochinteressante Figur des
Niccolö da Bari und zeigt einige Beziehungen, welche
dessen Kunst mit den burgundischen Kunstschulen hat
und deutet sehr richtig auf die Figur Gottvaters auf der
Area, welche so viel Verwandtes hat mit dem Moses Clae's
Sluters in Campmol. Guido Mazzoni ist ganz unter Nicolas
Einfluß. Der nordische Einfluß ist aber noch viel stärker
bei den lombardischen Bildhauern, wie Matteo de1 Raverti,
Jacopino da Tradate und den anderen. Ganz besonders
wichtig sind die Arbeiten der Bildhauer in dem kleinen
Ort Castiglione d'Olona, welche uns das Mittel geben,
um die Entwicklung der Künstlerfamilie der Gagini zu be-
greifen, dessen größtes Mitglied Domenico mit Isaia da
Pisa, Pietro da Milano, Francesco Laurana und Paolo
Romano am Alphonsbogen in Neapel arbeitete.

Die Forschungen unter den Mailänder Bildnern führen
Venturi zu wichtigen Folgerungen, ganz besonders in dem,
was die Figur von Amadea angeht. In den herrlichen
Engelsfiguren der Cappella Portinari in S. Eustorgio, die
er ihm zuschreibt, zeigt Amadeo deutlich, wieviel er von
Michelozzo gelernt hat und dieser Art entsprechen auch
seine Dekorationen im großen Klosterhof der Certosa zu
Pavia. Venturi bespricht neben dem Werk des Meisters
in den Grabmonumenten der Colleoni in Bergamo das der
Schüler. Den Schülern und insbesondere dem Pietro da
Rho gibt er mit Recht die Reliefs der Area dei Santi.
Dem Amadeo schreibt Venturi den Entwurf der ganzen
Fassade der Certosa von Pavia zu und gründet diese
Annahme auf das, was in der Chronik des Prioren Matteo
Valerio geschrieben steht.

Caradossos hochinteressante Persönlichkeit wird durch
Venturis Forschungen förmlich erneut. Sein erstes Werk
(1477) sind die kleinen Türen in S. Pietro in Vincoli zu
Rom. Vollkommen neu in allen seinen Teilen erscheint
das Kapitel über die venezianischen Renaissancebildhauer.
Bartolomeo Buon wird von seinem Vater Giovanni zum
ersten Male unterschieden. Giorgio da Sebenico, der
Bildner aus Dalmatien, leitet Venturi von Bon ab. Aus
Giorgios Schule entspringt ein anderer Dalmatiner: Andrea
di Niccolö Alessi aus Durazzo, welcher mit seinem Meister
gemeinschaftlich von 1445—52 arbeitete. Andrea Alessis
Hauptwerk sind die plastischen Dekorationen in der
Kapelle des Heiligen Orsini im Dome zu Trau. In Dal-
matien suchte Venturi die Lösung der interessanten Frage
von Francesco Laurana da Zara's künstlerischer Bildung.
Im Jahre 1458 erscheint er mit den anderen wohlbekannten
Bildhauern beschäftigt an der Ehrenpforte König Alphons'
zu Neapel. In Sebenico sind in der Kathedrale zwei
Engel des Laurana, welche stilistisch von Agostino di
Duccio stammen, so daß Venturi daraus glaubt entnehmen
zu können, daß der Meister wohl seine erste Bildung
 
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