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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Bredius, Abraham: Kopien nach Rembrandt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0277

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Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler — Funde

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welches er für einen echten Rembrandt hält, der bei
einer Reinigung prächtig herauskommen würde. Ich
habe keinen Augenblick dieses Bild für einen echten
Rembrandt gehalten und glaube bestimmt, daß es eine
Fälschung ist. Die Signatur bedeutet nichts: trägt
doch ein Lievens in der Schweriner Galerie genau
dasselbe frühe Monogramm Rembrandts, das schon
vor hundert und mehr Jahren darauf gesetzt wurde.
Ist doch die evidente Kopie nach Rembrandts frühem
Selbstporträt in Nürnberg bezeichnet und datiert,
während das niemals bestrittene Original im Haag
unbezeichnet ist!

Der sehr tüchtige Künstler, der diese Fälschung
anfertigte, malte auch wohl ein ähnliches Porträt eines
jungen Mannes, ebenfalls falsch mit Monogramm und
Datum 1628 versehen, das kürzlich in London
auftauchte, und zwei andere Porträts, welche mir ge-
legentlich gezeigt wurden, alle mit demselben Kragen,
der eher flämisch als holländisch ist und genau so
nicht bei Rembrandt vorkommt. Dabei ist die sehr
unsichere Zeichnung der Augen ganz anders als bei
Rembrandt und der Eindruck der ganzen »Mache«
des Bildes ein sehr bedenklicher. Leider ist Rembrandt
ebensoviel gefälscht als kopiert; und noch immer gibt
es Kenner, die gelegentlich einmal bei so einer Fälschung
»hereinfallen«. Über eine sehr berühmte Rembrandt-
Fälschung, die große »Ehebrecherin« der Weberschen
Sammlung, werde ich nächstens im »Burlington
Magazine« einige interessante Mitteilungen veröffent-
lichen. A. BREDIUS.

PERSONALIEN
In der Verwaltung der Berliner Museen stehen,
wie man hört, wichtige Veränderungen bevor: Exzellenz
Bode will sich von der unmittelbaren Leitung des Kaiser-
Friedrich-Museums in Bälde zurückziehen und sich ledig-
lich mit der Oberleitung als Generaldirektor der preußischen
Museen in Zukunft befassen. An die Spitze der Gemälde-
galerie des Kaiser-Friedrich-Museums soll Max J. Fried-
länder treten, während die Abteilung der Skulpturen
K. Koetschau unterstellt werden soll. Wer dann an Fried-
länders Stelle in Zukunft zur Leitung des Kupferstich-
kabinetts bestimmt würde, darüber verlautet noch nichts; wie
denn überhaupt es sich bei dieser von den Zeitungen ver-
früht gebrachten Nachricht nicht um eine vollzogene, aber
wohl in sicherer Aussicht stehende Neuordnung handelt.

Der Direktor der Großherzoglichen Museen in Weimar
Dr. Hans von der Gabelentz wird einem Rufe als Nach-
folger von Professor Dr. Heinrich Brockhaus an das Deutsche
Kunsthistorische Institut in Florenz Folge leisten.

An der Universität Bonn habilitierte sich Dr. Heribert
Reiners mit einer Antrittsvorlesung über »Aufgaben der
ikonographischen Forschung der deutschen Kunst des aus-
gehenden Mittelalters«. Dr. Reiners wird vorzugsweise
über Ausstattung von Kirchen und verwandte Gegenstände
lesen.

Architekt Alfred Altherr, Lehrer an der städtischen
Kunstgewerbeschule in Elberfeld, ist als Direktor an die
nunmehr vereinigten Kunstgewerbeschule und Gewerbe-
schule nach Zürich berufen worden.

Wien: Gerüchte, die bisher unwidersprochen ge-
blieben sind, behaupten, daß der Professor für Architektur
an der Wiener Kunstgewerbeschule, Prof. Josef Hoffmann,

eine Berufung zum Professor für Architektur an die tech-
nische Hochschule in Dresden erhalten hat. Wenn Prof. Hoff-
mann diesem Rufe Folge leistet, so bedeutet das für Wien und
für ganz Österreich einen schweren Verlust. Sein Wirken
hat sich bisher in Österreich leider nur auf Villenbauten
und auf kunstgewerbliche Arbeiten beschränkt. Hier, und
besonders als Lehrer der jüngsten Architektengeneration,
war aber sein Schaffen um so fruchtbringender. Hoffentlich
gelingt es, den Künstler Österreich zu erhalten. Das beste
Mittel wäre es freilich gewesen, ihm von den vielen großen
Bauten, die in letzter Zeit in Wien vergeben worden sind,
einige zu übertragen. (Wie man inzwischen hört, hat Prof.
Hoffmann den Ruf nach Dresden abgelehnt, da seine For-
derungen nicht bewilligt werden konnten. D. Red.) o. P.

Leibis Schwester Katharina, die ihm häufig als
Modell diente, beging am 13. Juli ihren achtzigsten Ge-
burtstag in voller Frische. Ein besonders schönes Porträt
von ihr hängt im Magdeburger Museum.

WETTBEWERBE
In dem Wettbewerb für Erweiterungsbauten des
Städelschen Instituts in Frankfurt a. M. ist soeben die
Entscheidung gefallen. Das Preisgericht, in das an Stelle
von Geh. Baurat Dr. Ing. Ludwig Hoffmann Baurat L. Neher
in Frankfurt a. M. eintrat, verlieh den ersten und dritten
Preis Entwürfen der Architekten Franz Heberer und Her-
mann von Hoven, den zweiten Preis einem Entwurf von
Hermann Senf, sämtlich in Frankfurt a. M. Ein Entwurf
von F. C. W. Leonhard wurde angekauft.

Die Stadt Königsberg i. Pr. schreibt einen Wett-
bewerb aus zur Erlangung von Entwürfen für einen Zier-
brunnen, dessen Kosten 5000 Mark betragen sollen. Er
ist offen für preußische Künstler.

DENKMÄLER
Der Ausschuß für das Mannheimer Großherzog-
Friedrich-Denkmal hat sich für die Ausführung des Ent-
wurfes von Prof. Bruno Schmitz-'ßtxWn und Prof. Hennann
Fö/z-Karlsruhe erklärt, der den Großherzog in sitzender
Haltung darstellt. Die Statue erhebt sich auf einem kreis-
runden Sockel, der mit einem 17 m langen figürlichen Fries
geschmückt werden soll. Für Statue und Thronsessel sind
vergoldete Bronze bestimmt. Das Denkmal wird in den
Anlagen am Mannheimer Wasserturm mit einem Kosten-
aufwand von 400000 Mk. errichtet werden.

FUNDE

Ein unbekanntes Werk Cranachs des Jüngeren.

Zu den Sehenswürdigkeiten von Altenburg gehört auch eine
alte Waffen- und Kunstkammer in einem Seitenflügel des
Herzoglichen Schlosses mit allerhand kunstgewerblichem
Gerät, darunter einigen Seltenheiten von Waffen, frühem
Porzellan und geschliffenem Glas. Weniger erfreulich im
Ganzen sind eine Anzahl dort untergebrachter alter histo-
rischer oder ausgeschiedener Gemälde. Eins dieser meist
dunklen Bilder, das nahe am Boden hing, rahmenlos und
bedeckt vom Staube der Jahrhunderte, erweckte mein Inter-
esse und ich erkannte sehr bald darin ein Cranach-Werk
und zwar zu meiner Überraschung nicht eine der häufigen
Werkstatt-Wiederholungen, sondern eine eigenhändige Ar-
beit des jüngeren Cranach. Das Bild, in Ölfarben auf
Lindenholz gemalt, stellt das Christuskind lebensgroß dar,
das als Überwinder von Tod und Sünde auf einem Schädel
und einer Schlange steht, ein Kreuz aus Birkenstämmchen
in der Linken hält und mit der Rechten den Johannes-
knaben segnet, der in seinem Fellgewande und mit dem
weißen Lämmchen neben sich vor ihm kniet. Es handelt
 
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