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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Bayersdorfer, W.: Karl Haider
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Der III. internationale archäologische Kongress in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0053

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Der III. Internationale archäologische Kongreß in Rom

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in der Technik durch viel subtilere und ungewöhnlich
fein empfundene Ausführung von der späteren unter-
scheidet, sind zu erwähnen die »Blumenwiese« 1873,
im Besitz von August Pauly in München, das »Selbst-
bildnis« 1875 (Wilh. Weigand, München), das Bildnis
der ersten Gattin des Künsters 1875 (Besitz der
Familie), die »Frühlingslandschaft« 1877 (Graf Lancko-
ronski, Wien), die Bildnisse seiner Söhne Walter und
Hubert von 1881 und 1882 (W. Weigand, S. Röhrer,
München), die »Herbstlandschaft bei Erding« 1882,
im Besitz des Schreibers, und die berühmte »Moni«
1883, im Besitz von A. Pauly. Von den Haupt-
werken der zweiten Periode, in der sich jener große
Stil ausprägt, den man vor Augen hat, wenn man
den Namen Haider hört und von denen sich fast in
jeder größeren Galerie eines findet — nur München
muß die Schande auf sich nehmen, in seiner modernen
Galerie keinen Haider zu haben —, seien erwähnt
die »Abendlandschaft« 1894 (Universitätsgalerie Würz-
burg), eine große Landschaft von 1895, früher in der
Sammlung Oppolzer, jetzt in der Gemäldegalerie in
Karlsruhe, eine »Landschaft mit Strahlen« 1899 (Frank-
furt a. M., Städtische Galerie), die großartige Gewitter-
landschaft des gleichen Jahres (Max Friedmann, Wien),
die »Heilige Familie« 1900 (Konr. Dreher, München),
»Die Mühlsturzhörner bei Berchtesgaden« 1901 (Mu-
seum Leipzig), »Charon« 1902 (Malsch, Karlsruhe),
»Entsagung« 1906 (Mairowski, Köln), »Über allen
Wipfeln ist Ruh« 1908 (Moderne Galerie Wien),
»Frühling« 1910 (Boveri, Baden, Schweiz) und eine
andere Fassung des von ihm öfters behandelten Themas
»Über allen Gipfeln ist Ruh« 1912, bei Herrn
Mairowski in Köln. Seine letztbegonnenen Arbeiten
waren gleichsam Vorahnungen des frühen Todes, eine
»Asphodeloswiese« und »Die Gefilde der Seligen«,
erstere nur bis zur Aufzeichnung, letztere bis zur
ersten Untermalung gediehen. Sie versprachen Meister-
werke zu werden. Wenige Tage vor seinem Tode
trugen ihm die Söhne die beiden Tafeln an das
Krankenlager, damit er sie signiere, und lange, lange
soll sein Blick auf ihnen geweilt haben, bis er sich
wehmütig abwandte und den schwachen Körper in
die Kissen zurücksinken ließ.

Haider hatte von der Kunst die höchste Meinung,
auch in ethischem Sinne, und traf sich hier beinahe
mit Beethoven, der bekanntlich so streng dachte, daß
es ihm nach eigener Aussage unmöglich gewesen
wäre, frivole Libretti wie Figaros Hochzeit oder Cosi
fan tutte zu komponieren. Haider genoß in allen
Dingen der Kunst nur das Größte. Die Dichtungen
eines Homer, Sophokles, Dante, Shakespeare und
Goethe, Condivis Leben Michelangelos, aber auch
Gottfried Keller und Jeremias Gottheit bildeten seine
Lektüre, zu der er immer wieder zurückkehrte und
in mancher seiner Schöpfungen fühlen wir nach-
klingen, was ihn dabei bewegte. Eine Quelle stets
neuer und reinster Erquickung war ihm die Musik
der großen Meister Joh. Seb. Bach, Händel, Gluck,
Haydn, Mozart und Beethoven, deren Werke er selbst
mit einer Kraft des Ausdrucks wiedergab, die jedem,
der es miterleben durfte, unvergeßlich sein wird. Den

Größten erkannte er in Bach, und als ihm liebe
Freunde zwei Tage vor seinem Ende Bachsche Sara-
banden vorspielten, waren seine schwachen Äußerungen
die höchster Beglückung und Trostes. In seinem
Wesen waren hohe Gesinnung, Männlichkeit, Milde
und ein feiner Humor in seltenster Weise vereinigt.
Dem Tod, dessen Nähe er wußte — er litt an Magen-
krebs, blieb glücklicherweise aber von Schmerzen
ganz verschont — hat er mit somatischer Ruhe ent-
gegengesehen. Seine Empfindungsfähigkeit für Kunst,
für seine Angehörigen und Freunde blieb trotz der
immer zunehmenden Entkräftung bis in die letzten
Tage wach, und so kann man sagen, er zog im
Sterben noch die Summe seines großen, stillen Lebens.

W. BAYERSDORFER.

DER III. INTERNATIONALE ARCHÄOLOGISCHE
KONGRESS IN ROM.

Dieser Kongreß, der vom 9. bis 16. Oktober in
Rom tagte, hatte ebenso reiche Arbeits- wie Ver-
gnügungsprogramme, die — allein von dem italie-
nischen Komitee — gut vorbereitet waren und ent-
sprechend verliefen. Um mit den festlichen Ver-
anstaltungen zu beginnen, so war ein Abend in den
beleuchteten Museums- und Repräsentationsräumen des
Kapitols ein Gipfelpunkt; und unvergeßlich bleibt den
Kongressisten der ganz vortrefflich arrangierte Ausflug
nach Caere (Cervetri), wo auch neue bedeutende Aus-
grabungen die alte etruskische Kultur zeigen und ge-
waltige Grabbauten mit denen des Niltales in Kon-
kurrenz treten. Nicht minder gelungen war ein
Ausflug nach Ostia, der alten Hafen- und Handels-
stadt, wo gleichfalls neue Ausgrabungen für die wohl-
organisierte und fruchtbringende Tätigkeit der italie-
nischen Altertumsverwaltung sprechen.

Der Kongreß, der außerordentlich stark (ca. 1000
Teilnehmer) und zwar hauptsächlich von Italienern
besucht war, die wohl sechsmal so zahlreich auftraten
wie die anderen Nationen zusammen, verdient die
Bezeichnung »international« daher nicht in dem Maß
wie der an dieser Stelle schon geschilderte kunst-
historische Kongreß in Rom, der sich ihm anschloß.
Auch hat in dem letzteren nicht ein solches Bestreben
geherrscht, es den Italienern durch Annahme ihrer
Sprache in Vorträgen und Diskussionen auch von
Nichtitalienern recht bequem zu machen.

In den zwölf Sektionen des Kongresses wurden
über 200 Vorträge gehalten, die vielfach interessante
Resultate der Forschung brachten und oft lebhafte
Diskussionen hervorriefen. An dieser Stelle soll nur
das kunstarchäologisch und kulturhistorisch Wichtige
der Verhandlungen des III. Internationalen Archäo-
logischen Kongresses kurz angegeben werden.

In der I. Sektion (prähistorische und protohisto-
rische Archäologie) hielt der Direktor der englischen
Schule in Rom Ashby einen Vortrag in italienischer
Sprache über die megalithischen Bauten von Hagiar-
Prim, Mnaidra auf Malta und ihre Analogien in anderen
Mittelmeergebieten. — Taramelli entwickelte mit Licht-
bildern seine Ansichten über die prähistorische Zivili-
sation Sardiniens, während Tagliaferro und Zammit
 
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