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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Der III. internationale archäologische Kongress in Rom
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0055

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8g

Nekrologe — Personalien — Sammlungen — Ausstellungen

9o

gründlich repariert worden. Avaren mögen den aus
verschiedensten Himmelsgegenden zusammengeraubten
Schatz — es sind Arbeiten byzantinischer, südrussisch-
gotischer, sassanidischer, ja vielleicht indischer Pro-
venienz aus verschiedenen Perioden — in einem
Moment höchster Gefahr um 800 n. Chr. vergraben
haben. — Rostowzef beantragte in der VI. und VII.
Sektion (Griechische und römische Altertümer usw.),
daß die Plenarversammlung des Kongresses den Wunsch
aussprechen sollte, daß die sogenannte »Mostra archeo-
logica«, welche im vorigen Jahre im Thermenmuseum
so großen Eindruck gemacht hatte, dieses Jahr aber
für das Publikum und selbst für den Bestemp'fohlenen
verschlossen bleibt, zu einer ständigen Institution aus-
gebaut werden möge. (Durch Zufall konnte sich dann
der Referent noch in den letzten Oktobertagen an
dieser bedeutsamen Ausstellung erfreuen und belehren,
soweit sie noch zusammen ist.)

Aus der VIII. numismatischen Sektion ist ein Vor-
trag von Oardner zu erwähnen, welcher über die von
ihm beim Unterricht in der Numismatik angewandten
Methoden sprach.

In der IX. Sektion (Mythologie und Geschichte
der Religion) begann Hommel (München) über die
Astralsymbole auf den Grenzsteinen des alten Baby-
loniens (Kudurrus) aus der Zeit von ungefähr 1300 v. Chr.
und ihre Bedeutung für die Archäologie und die Ge-
schichte der Religion zu sprechen. Solche Symbole,
wie sie sich auf diesen Grenzsteinen finden — wie
derCentaur, der Feueraltar, die Drachendarstellungen—,
die man auch auf Siegelzylindern bis um 3000 v. Chr.
zurückverfolgen kann, sollten auch von der klassischen
Archäologie in höherem Grade wie bisher beachtet
werden. —

In der X. Sektion (antike Topographie) legte Ashby
in Lichtbildern seine Forschungen über die vier haupt-
sächlichen Aquädukte des antiken Roms, die beiden
Anio, die Marcia und die Claudia vor. — Frothingham
legte neuen Wert auf die Wichtigkeit seiner Theorie
über die Janus- und die Triumphbogen des alten
Roms. — M. A. Boldi betonte die Notwendigkeit,
den ganzen Unterbau der Marc Aurels-Säule freizu-
legen. — Paribeni hat Forschungen nach dem kleinen
Palast des Nero angestellt und plaziert ihn an die
Stelle des Vatikans. — Des stärksten Zulaufs erfreuten
sich die hochinteressanten Vorträge Bonis auf Forum
und Palatin. Namentlich auf dem Palatin konnte der
ebenso gelehrte wie liebenswürdige Leiter der Aus-
grabungen den Kongressisten, die in Scharen ihm
folgten, die neuesten reichen Erfolge seiner Tätigkeit
im Palast der Flavier usw. vorführen. — In das Gebiet
der Topographie Roms gehört auch der mit lebhaftem
Beifall aufgenommene Vortrag des jungen Hallenser
Privatdozenten Weege über die Malereien der Domus
aurea des Nero, die Fundstätte des Laokoon, und
einen Trojanersaal, der in dieser Villa angenommen
werden kann. Der Wunsch des Vortragenden, daß
neue und systematische Ausgrabungen an dieser Stelle
gemacht werden sollen, wurde lebhaft unterstützt.

Aus der XII. Sektion, die sich vorgenommen hatte,
über die Organisation der archäologischen Arbeit zu

beraten, konnte ich nichts in Erfahrung bringen. In
der pannonischen Sektion hörte ich einen interessanten
Vortrag des trefflichen Budapesten Gelehrten Joseph
Hampel über religiöse Denkmäler in Pannonien und
des Furtwängler-Schülers Anton Hekler, ebenfalls aus
Budapest, über die Topographie und die Denkmäler
von Dunapentele (Intercisa), welche letztere er in an-
regender Weise mit griechischen Originalen verglich,
welche von der Provinzialkunst je nach Launen der
Provinzialkünstler umgearbeitet oder nur in Motiven
übernommen erwiesen wurden. Die Möglichkeit von
Musterbüchern für die Provinzialbildhauer liegt wohl
vor. —

Als nächster Kongreßort ist Algier bestimmt worden.
Daß dort nicht das ganze Gebiet der Archäologie
Gegenstand der Kongreßverhandlungen sein dürfe, wie
in den 12 Sektionen zu Rom, darüber ist man wohl
klar. Die gebundene Route, welche dem Kunsthisto-
rischen Kongeß in Rom für seine Arbeit vorgeschrieben
war, d. h. Einheitlichkeit und Beschränkung des Pro-
gramms, möge als Vorbild dienen. Nordafrika ist ja
ein großes und einheitliches Programm für sich
allein. m.

NEKROLOGE
Dr. Paul Kühn, Bibliothekar an der Leipziger Uni-
versitäts-Bibliothek, ist, erst 46 Jahre alt, nach kurzer Krank-
heit gestorben. Der Tod dieses trefflichen Mannes ver-
dient auch an dieser Stelle Erwähnung, weil sich Kühn als
Verfasser eines umfänglichen und durch seine Eindringlich-
keit wertvollen Buches über Klinger (1907, bei Breitkopf
& Härtel) verdient gemacht hat.

PERSONALIEN
Wien. Dr. Ludwig von Baldaß ist zum Assistenten
an der Gemäldegalerie am Wiener Hofmuseum ernannt
worden.

SAMMLUNGEN
Weißenburg i. Elsaß. Hier wurde kürzlich ein Orts-
museum eröffnet, das nach dem Namen eines Weißen-
burger Sammlers, welcher seine Schätze demselben zur
Verfügung gestellt hat, Westerkamp-Museum genannt
worden ist. Es ist in einem altertümlichen Fachwerkbau
aus dem Ende des 16. Jahrhunderts aufgestellt worden
und umfaßt zahlreiche Dokumente und Altertümer von
lokal- und landesgeschichtlichem Interesse. Da Weißen-
burg die Kreishauptstadt eines Gebietes ist, das reich ist
an römischen Ausgrabungen, besitzt es eine reichhaltige
Sammlung römischer Funde. Das Museum wird von einer
Ausstellungskommission verwaltet, die aus Vorstandsmit-
gliedern des Weißenburger Altertumsvereins besteht.

AUSSTELLUNGEN
Londoner Ausstellungen. Mr. Charles Aitken, der
Direktor der »Täte Gallery«, erwarb sich ein besonderes
Verdienst dadurch, daß er in dem ihm unterstehenden In-
stitut eine beträchtliche Anzahl von Werken des Malers
Burne-Jones dem Publikum zur Besichtigung geboten hat.
Es sei nur kurz daran erinnert, daß der genannte englische
Meister ein Anhänger der sogenannten präraffaelitischen
Gemeinschaft war, die nach der Verwirklichung eines neuen
künstlerischen Ideals suchte, das seinen Inhalt aus der un-
mittelbaren Anschauung schöpfen sollte; der innere Wider-
spruch aber, der den Keim der Auflösung bereits in sich
 
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