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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Dresdner Kunstausstellungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0040

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59

Nekrologe — Personalien — Sammlungen

60

einen wohlunterrichtenden sachkundigen Vortrag über
Österreichs neuzeitige Kunst. Besonders betonte er das
Emporsteigen künstlerischer Kräfte Österreichs aus länd-
lichen, nicht aus städtischen Volkskreisen. Warme, sinn-
lich heitere, bewegliche, natürliche Art bezeichnete er als
Kennzeichen österreichischen Kunstschaffens, das im Aus-
tausch der Gedanken und Formen zwischen Ost und West
eine hohe Bedeutung besitze. Die angewandte Kunst aber
zeichne sich besonders durch stoffliche Wahrheit und durch
Wahrung der künstlerischen Eigenart aus. 5*

NEKROLOGE

In Frau Ida Schoeller, die in Düren unerwartet, erst
54 Jahre alt, einer Kohlengasvergiftung zum Opfer fiel,
ist eine kenntnisreiche Sammlerin künstlerischer Buchdrucke
dahingegangen. Auf der Leipziger »Bugra« 1914 wurde
ihrer in einem Sonderraume gezeigten Bibliothek viel Auf-
merksamkeit geschenkt. Die Gesellschaft der Bibliophilen
in Weimar gab einen Katalog ihrer Schätze in der Veröffent-
lichung »Die Kunst im deutschen Buchdrucke« (1915) heraus.
Den mit mehr als hundert Tafeln geschmückten Band be-
bearbeitete die Sammlerin selbst in Anlehnung an C. Dodg-
sons Katalog der frühen deutschen und flämischen Holz-
schnitte im Britischen Museum. Ida Schoeller entstammte
einem Düsseldorfer Hause, in dem künstlerische Interessen
als selbstverständlich galten. Sie hat selbst geschildert,
wie sie frühzeitig sich für alte Mönchsschriften begeisterte
und in Nachbildungen der kunstvollen Initialen sich versuchte.
Besonderes Interesse brachte sie der in jenem Katalog
unerwähnt gebliebenen Graphik und Buchkunst ihrer Hei-
matstadt Düsseldorf entgegen. Es gibt keine zweite Samm-
lung, in der so vollzählig und gewissenhaft alles aufge-
nommen wurde, was seit den Anfängen von P. Cornelius
bis zu den »Prachtwerk«-Veröffentlichungen der Gründer-
zeit in der alten rheinischen Malerstadt an Schwarzweiß-
kunst entstand. Ein musterhaft gearbeiteter Zettelkatalog
erleichterte den nicht seltenen Besuchern des vornehmen
Dürener Familienhauses die Benutzung der Bibliothek und
Kunstblättersammlung auch zu wissenschaftlichen Zwecken.
Die periodischen »Ausstellungen zur Geschichte der Düssel-
dorfer Malerei«, die seit dem Frühjahr 1916 von den städ-
tischen Kunstsammlungen zu Düsseldorf unternommen
werden, unterstützte Frau Schoeller in der dankenswertesten
Weise. Eine in Vorbereitung befindliche wissenschaftliche
Arbeit über die Düsseldorfer Graphik bis 1850 ist gewisser-
maßen in ihrem gastlichen Hause entstanden und wird
dazu beitragen, das Andenken an diese seltene Frau wach-
zuhalten, c.

Hans Olde |. Der Künstler stand im 63. Lebens-
jahre und war zuletzt Direktor der Casseler Kunstakademie.
Er stammte aus Süderau, an der Nordseeküste Schleswig-
Holsteins, und hat seine niederdeutsche Art in seiner Kunst
nie verleugnet. Olde hatte sich gleich zu Anfang den
Sezessionen angeschlossen, und seine in jeder Beziehung
modernen Bilder gehörten immer zu den Hauptstücken
der Ausstellungen. Während er in seinen Landschaften
oft zum technischen Experimentieren neigte, eine Zeit-
lang bevorzugte er den Pointiiiismus, hat er dagegen in
seinen Bildnissen den schlichten und großen Ton getroffen,
der uns das Wesen der dargestellten Personen in stim-
mungsvoller Eindringlichkeit enthüllte. Sein »Klaus Groth«,
von dem je eine Ausführung in der Hamburger und Bremer
Kunsthalle hängt, ist wohl Oldes beste,, seiner eigenen
Art auch entsprechendste Leistung. Unter seinen Bildnis-
radierungen ragt ebenfalls wieder der markante Profilkopf

des niederdeutschen Dichters über alle andern hervor.
Über des Künstlers Lebensgang wäre in Kürze zu sagen,
daß er von 1879—84 bei Loefftz in München, dann einige
Zeit in Paris studierte. Bis 1902 lebte er größtenteils auf
einem Landgut in seiner Heimat, die er aber dann wegen
der Übernahme des Weimarer Direktorpostens verlassen
mußte. Seit 1911 war er Direktor der Casseler Kunst-
akademie. Alle größeren Museen, zumal Norddeutsch-
lands, besitzen Werke seiner Hand.

In Karlsruhe starb der Bildhauer Johannes Hirt, geb.
zu Worms, im Alter von 58 Jahren. Er war Schüler von
Schaper in Berlin und Ad. Heer, dem Schöpfer des Karls-
ruher Kaiserdenkmals. Für den Wormser Rosengarten
schuf er die Statue des Hagen und für Karlsruhe den
Giebel- und Portalschmuck des Rathauses, sowie den
Hygieabrunnen, um nur seine bekanntesten Werke zu
nennen. Johannes Hirt, der neben vorzüglichen Porträt-
büsten auch zahlreiche treffliche Kleinplastiken schuf, war
ein strebsamer, schaffensfreudiger und reichbegabter
Künstler, der sich stets frei von allen Abwegen zu
halten wußte.

PERSONALIEN

Neue Mitglieder der Wiener Akademie der Künste.

Vom Kaiser von Österreich sind aus Anlaß des 225jährigen
Bestehens der Akademie folgende deutsche Künstler zu
Mitgliedern ernannt worden: Arthur Kampf, Max Klinger,
Franz von Stuck, Adolf von Hildebrandt, Louis Tuaillon
und die Architekten Theodor Fischer, Friedrich von Tiersch
und Ludwig Hoffmann.

SAMMLUNGEN

Die Hamburger Antikensammlung Reimers. Das

Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ist in den
Besitz der Antikensammlung des verstorbenen Hamburger
Kaufmanns Joh. W. F. Reimers gekommen. In äußei st ge-
schickter, fünfundzwanzigjähriger Sammeltätigkeit war es
Reimers gelungen, eine bedeutende Sammlung antiker Klein-
kunst zusammenzubringen. Die altitalische Kultur ist durch
zahlreiche Prachtvasen vertreten, eine Hauptgruppe bilden
die 200 auserlesenen faliskischen Tongefäße. Dazu kom-
men über 250 Bronzegegenstände, 270 Terrakotten und vier
ganz erlesene Waffenstücke aus der Villanovaperiode. Die
griechische Kunst wird durch etwa 60 Vasen von myke-
nischer Zeit an bis zu den schwarzfigurigen attischen
Gefäßen, durch eine schöne Tanagrafigur und durch eine
Reihe von Marmorskulpturen veranschaulicht. Die ursprüng-
lichen Bestände des Museums werden mit den Neuerwer-
bungen des antiken Kunstgewerbes aufgebaut werden. Man
hofft die Neuordnung im Laufe des Jahres vollenden zu
können.

Das Leipziger Museum hat das aus dem Jahre 1877
stammende Bildnis Josef Gungels von Wilhelm Trübner
erworben.

Überführung der Galerie Leuchtenberg nach
Schweden. Die berühmte Sammlung der Herzöge von
Leuchtenberg ist jetzt von Petersburg nach Schweden über-
führt worden. Der Begründer der Sammlung war Eugen
Herzog von Leuchtenberg, der Sohn der Josephine Beau-
harnais, der die Bilder während seines Vizekönigtums in
Italien zusammengebracht hat.
 
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