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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Dresdner Ausstellung
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Verschiedenes / Inserate
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203 Dresdner Ausstellungen — Nekrologe — Personalien - Wettbewerbe — Denkmäler — Ausstellungen 204

Karl Schuch ein paar Stilleben, darunter ein be-
sonders feinfarbiges mit Enten und Rüben und einen
farbenglänzenden Strauß Pfingstrosen; von Hans
Thoma zwölf Bilder, die die Jahre 1871 —1891 und
1911 —1917 umfassen. Während die älteren nach-
gedunkelten Gemälde, darunter das Bildnis der Frau
Cella Thoma und der Verlorene Sohn (mit dem
Regenbogen) das Gepräge von Werken alter Meister
an sich haben, sind die beiden neuesten Bilder Parten-
kirchen und Schwarzwaldbach so farbenfrisch gemalt,
daß man ihnen die Jahre des greisen Meisters keines-
wegs ansieht. Besonders schön aber ist die Rhein-
landschaft bei Säkkingen von 1891, in der sich die
Naturfreude mit wirksamer Komposition so glücklich
eint. — Die ganze Ausstellung macht den Eindruck
einer ruhigen Vornehmheit. Da ist gar nichts Schreien-
des, nach Wirkung Haschendes; eine feine ernste Kunst,
vertreten durch vier unserer besten Meister, zeugt von
edler Naturfreude und von einer künstlerischen Kultur,
von der auch unsere Jüngsten lernen können, mögen sie
ihre Wege sonst auch weit weg von den Pfaden der
Trübner, Leibi, Schuch und Thoma führen. p. SCfi.

NEKROLOGE

Am 6. Februar ist Gustav Klimt in Wien gestorben.
Seine Bedeutung wird in einem eingehenden Aufsatz des
nächsten Heftes ausführlich gewürdigt werden.

Auf dem Friedhofe seiner Vaterstadt Köln ist der Bild-
hauer Franz Lohr (geb. 1874) zur letzten Ruhe bestattet
worden. Obschon er fast alljährlich die Winter-Ausstellung
der Kölner Künstler im Kunstgewerbemuseum beschickte,
war er in Köln und in der weiteren rheinischen Heimat viel
weniger bekannt als in Paris, wo er bis zum Kriegsaus-
bruche eine reiche Tätigkeit entfaltete. Dorthin hatte ihn
nach Studienjahren in Hanau und Düsseldorf die Ehrfurcht
vor der Kunst Rodins gezogen, an den er sich ähnlich
wie Hoetger in seinen älteren Werken ziemlich eng an-
schloß. In den Museen von Köln, Düsseldorf und Frei-
burg i. B. sind charakteristische Proben von Lohrs Kunst,
vorzugsweise Statuetten, vorhanden. In Köln beschäftigten
ihn seit 1914 hauptsächlich Porträtaufträge, bis ein schweres
Gehirnleiden den ernsten, oft enttäuschten Bildner zur Ein-
stellung seiner Arbeit zwang. Das Luxemburg-Museum
in Paris ging eben damit um, ein Werk Franz Lohrs zu
erwerben, als der Weltkrieg mit der Auflösung der deutschen
Künstlerkolonie auch diesem Unternehmen ein Ziel setzte.
Es wäre wünschenswert, daß eine Gedächtnisausstellung
alles vereinte, was Lohr geschaffen hat, auch das, was
nur Entwurf geblieben ist. c.

In nicht ganz vollendetem achtzigsten Lebenjahre starb
in Berlin die Malerin Marie von Keudell, eine Schülerin
von Pape und von Otto von Kameke. Sie arbeitete vor-
nehmlich auf ihren großen Studienreisen, die sie durch
ganz Europa führten. Die Künstlerin war viele Jahre die
Vorsitzende des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreun-
dinnen in Berlin.

Moritz Rödig f. In Dresden ist am H.Januar der
Bildnis- und Historienmaler Moritz Rödig gestorben. Er
war am 6. Mai 1844 zu Dresden geboren, besuchte die
dortige Kunstakademie, zuletzt die Meisterwerkstatt von
Julius Schnorr von Carolsfeld und war dauernd in Dres-
den tätig. Sein Hauptfach war Bildnismalerei: er malte

u. a. die Bildnisse des Königs Albert, des Landschaftsmalers
Prof. Eduard Leonhardi, auch vier Bildnisse von Präsidenten
der Dresdener Kunstgenossenschaft für deren Bildnissamm-
lung. Für die Kirche zu Storcha schuf er die zwölf Apostel.
Rödig war ein ernster zuverlässiger Künstler alter Schule
und erfreute sich in Dresden allgemeiner Wertschätzung.

PERSONALIEN

Ludwig Dill ist anläßlich seines 70. Geburtstages von
.der Technischen Hochschule in Karlsruhe die Würde eines
Doktor-Ingenieurs ehrenhalber verliehen worden.

WETTBEWERBE

Preisausschreiben. Zur Erlangung von Entwürfen
zu einem Gedenkblatt für die Zeichner der achten Kriegs-
anleihe veranstaltet das Bankhaus Gebrüder Arnhold,
Dresden einen öffentlichen Wettbewerb. Preise: 1000, 500
und 300 Mark. Letzter Tag der Einreichung: 20. Februar.
Preisrichter: Stadtbaurat Prof. Pölzig, Maler Prof. Leonhard
Fanto, Bildhauer Prof. Karl Groß, Maler Geh. Hofrat Prof.
O. Gußmann, Julius Meier-Gräfe, Schriftleiter Prof. Dr.
Paul Schumann und ein Inhaber des Bankhauses Gebrüder
Arnhold. Bedingungen zu beziehen von diesem. Die
Entwürfe werden öffentlich ausgestellt.

DENKMÄLER

Erzstatuetten deutscher Feldherren. Von den

zahlreichen Aufträgen, die das Rote Kreuz erteilt hat, sind
nunmehr die ersten drei Statuetten vollendet. Prof. Fritz
Behn hat den Kronprinzen Rupprecht von Bayern, Prof. Th.
von Gosen den Kapitänleutnant Weddigen und.Prof. Ludwig
Cauer den Generalfeldmarschall von Woyrsch modelliert.

AUSSTELLUNGEN

München. Die Moderne GalerieThannhauser zeigt
eine Ausstellung Münchener Malerei 1870—1890, die in

verschiedenster Hinsicht aufschlußreich genannt werden muß.
Es ist nämlich keine Ausstellung, in der nur die ganz
Großen und die mit Recht und Unrecht Berühmten zu
Worte kommen, auch keine durch eine bestimmte Münchener
Schule, wie etwa lediglich durch den Diezkreis oder die
Lindenschmit-Schule bestimmte, sondern es kommen neben
den bekannten Größen in weitestem Umfang auch kleinere
Maler zu Wort, vergessene Künstler oder solche, deren
Kunst durch der Maler eigenes Verschulden heute eine
wenig günstige Einschätzung erfährt. Was die hier aus-
gestellten Werke miteinander verbindet, ist die Güte der
Malerei, die ungewöhnlich hohe malerische Kultur, die aus
allen Arbeiten zu uns spricht. So interessieren den Kunst-
historiker in dieser Ausstellung fast noch mehr als die
Meisterwerke Leibis und Trübners, Schuchs und Haber-
manns all die Studien und Entwürfe jener kleineren Maler,
die die Frische ihrer Skizzen in ihren allzu fertig gemalten
Bildern nicht mehr zu wahren wußten und bedauerlicher-
weise in mehr als einem Fall auf höhere künstlerische
Ziele verzichteten, um dem kaufenden Publikum möglichst
entgegenzukommen. So fesseln neben Defreggers »Tiroler-
Bauernhaus« von 1873, einer außerordentlich qualitätvollen,
von seltenem, malerischem Können zeugenden Studie,
überraschend breit und malerisch hingesetzte Arbeiten von
Hermann Kaulbach und von Roubaud, delikate Land-
schaften von Keller-Reutlingen wie von H. von Bartels und
von Wopfner, die frei von aller Manier und falschem
Virtuosentum sind. Überrascht steht man vor den fein-
 
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