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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege
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bemühen, dem Holbeinschen Gemälde näher zu treten.
Denn diese altdeutsche Kunst, mag sie auch der ita-
lienischen Anmut entbehren, ist doch eben unsere
Kunst, deutsche Kunst, und sie ist voll von dem
Ernste, der Vertiefung, der Ergriffenheit, die das Erb-
teil unserer Kunst immer gewesen ist und die zu
würdigen jedes Deutschen Pflicht ist.
Weiter wurden soeben zwei Gemälde neuerer
Maler für die Dresdner Galerie erworben: zunächst
das Selbstbildnis des 1915 gefallenen Münchner Malers
Albert Weißgerber, unstreitig des stärksten Talents,
das uns der Krieg entrissen hat Der Maler hat sich
gemalt, wie er mit Pinsel und Palette vor einem
seiner Gemälde steht und eben aufmerksam, mit
bohrend beobachtendem Blicke das Modell beschaut,
das an der Stelle des Beschauers zu denken ist. Mit
wahrer Begeisterung ist er am Werke, sie lodert aus
seinen Augen und spricht aus seiner angespannten
Stellung. Der Künstler steht in Hemdsärmeln da,
den rechten Ärmel hat er bis zum Ellbogen empor-
gestreift. Auf dem Gemälde, an dem Weißgerber
malt, sieht man ein nacktes Weib in starker Ver-
kürzung auf buntfarbigen Tüchern liegen. Von dem
starkfarbigen Hintergrunde hebt sich die dunkle Ge-
stalt des Künstlers mit der blauschwarzen Weste und
der leuchtend violetten Krawatte wirksam ab. Das
Ganze ergibt eine prachtvolle Farbenharmonie. Wunder-
voll ist auch die Hand des Künstlers modelliert.
Ungemein lebendig ist das Gesicht Weißgerbers, da-
bei viel heller als es die ungenügende Wiedergabe
in dem Hausensteinischen Werk über Weißgerber er-
warten läßt. Es ist hocherfreulich, daß es noch ge-
lungen ist, ein so ausgezeichnetes Werk dieses her-
vorragenden Künstlers für die Dresdner Galerie zu
erwerben, zumal da kaum noch wirklich gute Ge-
mälde Weißgerbers auf dem Markte sind.
Weiter ist ein kleines Bild des Frankfurter Naza-
reners Eduard von Steinle (1810 — 86) erworben
worden, darstellend den Kopf seines Töchterchens,
das frisch und lebendig aus dem Bild herausschaut.
Ihr braunes Haar ist mit blauen Schleifen geschmückt,
das dunkelviolette Kleid ist oben ausgeschnitten. Ein
reizendes anmutiges Bild, das den Frankfurter Meister
von der liebenswürdigsten Seite zeigt. Erwähnen wir
noch, daß als Geschenk der Frau Katharina Dahl ein
kleines Bild des Schweizer Malers Leopold Robert in
die Galerie gekommen ist. Einstmals weltberühmt
durch die beiden heute im Louvre befindlichen Ge-
mälde >Heimkehr vom Feste der Madonna dell' Arco«
und »Ankunft der Schnitter in den pontinischen
Sümpfen«, ist er gegenwärtig kaum noch noch ge-
würdigt. Das Dresdner Bild »Der schlafende Räuber
mit seiner Geliebten« ist indes frei von der unnatür-
lichen Feierlichkeit jener größeren Gemälde und in
seiner soliden Malweise als Beispiel von Roberts Dar-
stellungen aus dem südlichen Volksleben ein durchaus
erfreulicherZuwachs der kleinen französischen Abteilung
in der Dresdner Galerie. Sodann ist ein vorzügliches
frühes Bild von Ludwig von Hofmann für die
Galerie aus Privatbesitz erworben worden. Das sonnige
Bild ist so stimmungsvoll, so von Frühlingslust und
Wärme erfüllt, daß es viele spätere Gemälde des Meisters,
die nur dekorativ sind, bei weiten übertrifft. Ludwig
von Hofmann ist mit diesem Gemälde in der Galerie
aufs beste vertreten. Schließlich ist auch noch, und
zwar als Geschenk, ein Gemälde des Dresdner Malers
Hans Unger, darstellend eine liegende nackte Jungfrau
im Freien, in Lebensgröße, in die Galerie gekommen.
In seiner dekorativen Pracht vertritt es den Künstler
jedenfalls besser als die Muse, die allzufrüh für die
Galerie angekauft wurde. PAUL SCHUMANN.
NEKROLOGE
Im Alter von 92 Jahren ist in Berlin der Bildhauer
Beyerhaus gestorben. Er war noch ein Schüler Schadows
an der Berliner Akademie. Er übernahm später ein Stuk-
kateurgeschäft und war der erste, der Zementstuck in An-
wendung brachte. An größeren Werken hat er das Ernst
Moritz Arndt - Denkmal in Stettin und die Kolossalbüste
Kaiser Wilhelms I. auf Westend bei Berlin geschaffen.
PERSONALIEN
Dr. Gabriel v. Terey, Direktor der Gemäldegalerie
alter Meister in Budapest, ist vom König Karl IV. von
Ungarn der Titel eines Direktors des Museums der bil-
den Künste verliehen worden.
Die > Freie Secession« in Berlin hat eine Neuwahl
des Vorstandes vorgenommen, und zwar ist der Maler
Theo von Brockhusen zum ersten, Max Pechstein zum
zweiten Vorsitzenden gewählt worden. Weiter kamen in
den Vorstand: Ulrich Hübner, Fritz Klimsch, Oskar Ko-
koschka, Wilhelm Lehmbruck, Oskar Moll, Georg Mosson
und Hans Purrmann.
WETTBEWERBE
In dem Wettbewerb für einen Gedenkstein für den
gefallenen Fliegerhelden Immelmann, der in der Haupt-
allee des Friedhofs zu Dresden - Tolkwitz aufgestellt
werden soll, erhielt den ersten Preis (1000 M.) der Ent-
wurf Adler von Lille von dem Architekten Hans Richter
und dem Bildhauer Johannes Born, den zweiten Preis
(500 M.) der Entwurf Kampfflieger von dem Bildhauer
Theodor Arthur Winde, den dritten Preis (300 M.) der
Entwurf Roter Granit von dem Bildhauer Kurt Maruschka.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe Meißner
Granit und Im Luftkampf, ersterer von dem Architekten
Prof. Menzel, letzterer von dem Bildhauer Alexander
Nitzsche. Alle Preisträger sind Dresdener Künstler. 105
Entwürfe waren eingegangen. — Zu dem Wettbewerb des
Dresdener Bankhauses Gebr. Arnold für ein Gedenk-
blatt zur achten deutschen Kriegsanleihe waren 376 Ent-
würfe eingegangen. Den ersten Preis (1000 M.) erhielt
die Münchener Kunstgewerbeschülerin Elisabeth Pfadtisch,
den zweiten Preis (500 M.) Richard Lippmann in Pot-
schappel, den dritten Preis (300 M.) Willi Heckrott in
Dresden, den vierten Preis (200 M.) Fredy Horrmayer
in Hannover. Angekauft wurden ferner eine Anzahl
weiterer Entwürfe.
DENKMALPFLEGE
Die nächste Tagung für Denkmalpflege und Hei-
matschutz, die in diesem Jahre in Köln stattfinden sollte,
ist bis zum Jahre 1919 verschoben worden. Der geschäfts-
führende Ausschuß begründet diesen Beschluß mit Ver-
kehrs- und Verpflegungsschwierigkeiten.
Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege
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bemühen, dem Holbeinschen Gemälde näher zu treten.
Denn diese altdeutsche Kunst, mag sie auch der ita-
lienischen Anmut entbehren, ist doch eben unsere
Kunst, deutsche Kunst, und sie ist voll von dem
Ernste, der Vertiefung, der Ergriffenheit, die das Erb-
teil unserer Kunst immer gewesen ist und die zu
würdigen jedes Deutschen Pflicht ist.
Weiter wurden soeben zwei Gemälde neuerer
Maler für die Dresdner Galerie erworben: zunächst
das Selbstbildnis des 1915 gefallenen Münchner Malers
Albert Weißgerber, unstreitig des stärksten Talents,
das uns der Krieg entrissen hat Der Maler hat sich
gemalt, wie er mit Pinsel und Palette vor einem
seiner Gemälde steht und eben aufmerksam, mit
bohrend beobachtendem Blicke das Modell beschaut,
das an der Stelle des Beschauers zu denken ist. Mit
wahrer Begeisterung ist er am Werke, sie lodert aus
seinen Augen und spricht aus seiner angespannten
Stellung. Der Künstler steht in Hemdsärmeln da,
den rechten Ärmel hat er bis zum Ellbogen empor-
gestreift. Auf dem Gemälde, an dem Weißgerber
malt, sieht man ein nacktes Weib in starker Ver-
kürzung auf buntfarbigen Tüchern liegen. Von dem
starkfarbigen Hintergrunde hebt sich die dunkle Ge-
stalt des Künstlers mit der blauschwarzen Weste und
der leuchtend violetten Krawatte wirksam ab. Das
Ganze ergibt eine prachtvolle Farbenharmonie. Wunder-
voll ist auch die Hand des Künstlers modelliert.
Ungemein lebendig ist das Gesicht Weißgerbers, da-
bei viel heller als es die ungenügende Wiedergabe
in dem Hausensteinischen Werk über Weißgerber er-
warten läßt. Es ist hocherfreulich, daß es noch ge-
lungen ist, ein so ausgezeichnetes Werk dieses her-
vorragenden Künstlers für die Dresdner Galerie zu
erwerben, zumal da kaum noch wirklich gute Ge-
mälde Weißgerbers auf dem Markte sind.
Weiter ist ein kleines Bild des Frankfurter Naza-
reners Eduard von Steinle (1810 — 86) erworben
worden, darstellend den Kopf seines Töchterchens,
das frisch und lebendig aus dem Bild herausschaut.
Ihr braunes Haar ist mit blauen Schleifen geschmückt,
das dunkelviolette Kleid ist oben ausgeschnitten. Ein
reizendes anmutiges Bild, das den Frankfurter Meister
von der liebenswürdigsten Seite zeigt. Erwähnen wir
noch, daß als Geschenk der Frau Katharina Dahl ein
kleines Bild des Schweizer Malers Leopold Robert in
die Galerie gekommen ist. Einstmals weltberühmt
durch die beiden heute im Louvre befindlichen Ge-
mälde >Heimkehr vom Feste der Madonna dell' Arco«
und »Ankunft der Schnitter in den pontinischen
Sümpfen«, ist er gegenwärtig kaum noch noch ge-
würdigt. Das Dresdner Bild »Der schlafende Räuber
mit seiner Geliebten« ist indes frei von der unnatür-
lichen Feierlichkeit jener größeren Gemälde und in
seiner soliden Malweise als Beispiel von Roberts Dar-
stellungen aus dem südlichen Volksleben ein durchaus
erfreulicherZuwachs der kleinen französischen Abteilung
in der Dresdner Galerie. Sodann ist ein vorzügliches
frühes Bild von Ludwig von Hofmann für die
Galerie aus Privatbesitz erworben worden. Das sonnige
Bild ist so stimmungsvoll, so von Frühlingslust und
Wärme erfüllt, daß es viele spätere Gemälde des Meisters,
die nur dekorativ sind, bei weiten übertrifft. Ludwig
von Hofmann ist mit diesem Gemälde in der Galerie
aufs beste vertreten. Schließlich ist auch noch, und
zwar als Geschenk, ein Gemälde des Dresdner Malers
Hans Unger, darstellend eine liegende nackte Jungfrau
im Freien, in Lebensgröße, in die Galerie gekommen.
In seiner dekorativen Pracht vertritt es den Künstler
jedenfalls besser als die Muse, die allzufrüh für die
Galerie angekauft wurde. PAUL SCHUMANN.
NEKROLOGE
Im Alter von 92 Jahren ist in Berlin der Bildhauer
Beyerhaus gestorben. Er war noch ein Schüler Schadows
an der Berliner Akademie. Er übernahm später ein Stuk-
kateurgeschäft und war der erste, der Zementstuck in An-
wendung brachte. An größeren Werken hat er das Ernst
Moritz Arndt - Denkmal in Stettin und die Kolossalbüste
Kaiser Wilhelms I. auf Westend bei Berlin geschaffen.
PERSONALIEN
Dr. Gabriel v. Terey, Direktor der Gemäldegalerie
alter Meister in Budapest, ist vom König Karl IV. von
Ungarn der Titel eines Direktors des Museums der bil-
den Künste verliehen worden.
Die > Freie Secession« in Berlin hat eine Neuwahl
des Vorstandes vorgenommen, und zwar ist der Maler
Theo von Brockhusen zum ersten, Max Pechstein zum
zweiten Vorsitzenden gewählt worden. Weiter kamen in
den Vorstand: Ulrich Hübner, Fritz Klimsch, Oskar Ko-
koschka, Wilhelm Lehmbruck, Oskar Moll, Georg Mosson
und Hans Purrmann.
WETTBEWERBE
In dem Wettbewerb für einen Gedenkstein für den
gefallenen Fliegerhelden Immelmann, der in der Haupt-
allee des Friedhofs zu Dresden - Tolkwitz aufgestellt
werden soll, erhielt den ersten Preis (1000 M.) der Ent-
wurf Adler von Lille von dem Architekten Hans Richter
und dem Bildhauer Johannes Born, den zweiten Preis
(500 M.) der Entwurf Kampfflieger von dem Bildhauer
Theodor Arthur Winde, den dritten Preis (300 M.) der
Entwurf Roter Granit von dem Bildhauer Kurt Maruschka.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe Meißner
Granit und Im Luftkampf, ersterer von dem Architekten
Prof. Menzel, letzterer von dem Bildhauer Alexander
Nitzsche. Alle Preisträger sind Dresdener Künstler. 105
Entwürfe waren eingegangen. — Zu dem Wettbewerb des
Dresdener Bankhauses Gebr. Arnold für ein Gedenk-
blatt zur achten deutschen Kriegsanleihe waren 376 Ent-
würfe eingegangen. Den ersten Preis (1000 M.) erhielt
die Münchener Kunstgewerbeschülerin Elisabeth Pfadtisch,
den zweiten Preis (500 M.) Richard Lippmann in Pot-
schappel, den dritten Preis (300 M.) Willi Heckrott in
Dresden, den vierten Preis (200 M.) Fredy Horrmayer
in Hannover. Angekauft wurden ferner eine Anzahl
weiterer Entwürfe.
DENKMALPFLEGE
Die nächste Tagung für Denkmalpflege und Hei-
matschutz, die in diesem Jahre in Köln stattfinden sollte,
ist bis zum Jahre 1919 verschoben worden. Der geschäfts-
führende Ausschuß begründet diesen Beschluß mit Ver-
kehrs- und Verpflegungsschwierigkeiten.