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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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323

Nekrologe —

Ausstellungen

324

NEKROLOGE
Der Bildhauer Fritz Kraus ist im Alter von 44 Jahren
im Westen gefallen. Von ihm stammen das Denkmal für
den Tiergartendirektor Oeitner im Berliner Tiergarten und
die Denkmäler des Großadmirals von Koesler und des
Admirals Jachmann in Kiel. i

AUSSTELLUNGEN
In Genf wird im Laufe des Monats Mai, anläßlich
der Verleihung des Ehrenbürgerrechts von Genf an Ferdi-
nand Hodler, eine große Hodler-Ausstellung veranstaltet.
Es kommen etwa 300 Bilder aus der ganzen Schaffenszeit
des Meisters zur Ausstellung.

Der Hallische Kunstverein hat mit einer Ausstellung,

die neben geschmackvollen Architekturplastiken und kunst-
gewerblichen Entwürfen des Bildhauers Oesterling zum
erstenmal ein geschlossenes Bild der malerischen und
zeichnerischen Arbeiten des jungen einheimischen Malers
Karl Völker bot, (wie schon die ganz ungewöhnlich hohe
Besucherzahl beweist) berechtigtes Aufsehen gemacht.
Diese Kollektion von Gemälden, Gouachen, Holzschnitten
und Handzeichnungen bezeugt das erstaunlich originale
Talent eines tiefernsten, ringenden Künstlers, der mit allen
Fasern in seiner Zeit wurzelt und der sich nicht scheut
— das sah man an der unglaublich farbenfrohen »Heiligen
Familie in der Kirche«, die wie ein moderner Konrad Witz,
oder der »Heiligen Nacht«, die wie ein expressionistischer
Altdorfer anmutet — die Erfahrungen eines Cezanne oder
Gauguin auf Bildaufgaben der altdeutschen Schule anzu-
wenden; vielleicht weil er in jenen Begründern eines natio-
nalen Ausdrucksstiles eine der Gegenwart innig verwandte
Seele ahnt. Anknüpfungspunkte zu dieser bieten sich offen-
bar, neben dem heute ja allgemein erwachenden Interesse
für mystisch-religiöse Themen, in der fruchtbaren linearen
Formphantasie und dem glasfenstermäßigen, seltenen Ge-
schmack Völkers für die symbolische Ausdruckskraft leuch-
tender Glutfarben. Es will beachtet werden, wie das Stoff-
liche niemals anekdotenhaft bleibt, sondern lediglich das
Material abgibt für bildgemäße Neugestaltung geistiger Vor-
stellungen zu völlig neuen Seherlebnissen, deren poetische
Macht auf nichts als der äußerst bestimmten Relation rhyth-
misch organisierteFLinien und Farben beruht. Symptoma-
tisch, sowohl für die Ehrlichkeit wie für den Ernst des
Wollens, scheint mir das niezufriedene Neuformen des-
selben Motivs, von dem dann in allen möglichen Tech-
niken und jedesmal unter dem Zwang eines anderen Dar-
stellungsproblems mehr als ein halbes Dutzend grund-
verschiedener Fassungen zu sehen sind, wie z. B. von der
»Beweinung«. (Die stärkste, wie mir scheinen will, eine
entfernt an Michelangelos Rondanini-Pietä anklingende
Federzeichnung, in der die Verflechtung der zwei .Vertikal-
achsen seltsam gotische Melodien hervorruft.) Es kann den
Wert der Persönlichkeit des Malers nicht herabsetzen, sie
uns im Gegenteil nur näher bringen, daß bei solchem
Sichverbeißen in ein bestimmtes, jedesmal anderes Form-
problem, andere Dinge wieder zu kurz kommen, und so
mehr oder minder in jedem Werk auch Unzulänglichkeiten
bemerkbar werden. Es ist charakteristisch, daß in Völkers
älterer Graphik, die am wenigstens sagt, solche Mängel
kaum zu finden sind. Die Gärung ist immer nur da, wo
der Maler den alten Rock abgeworfen hat und ohne Bürde
seinen Weg allein klimmt. In den starken, van Gogh-
artigen Blumenstücken, den rhythmisch straffen Land-
schaften, wo zuweilen eine prachtvolle Märchenlustigkeit
blumiger Phantasiefarben aufblüht, in den durch sparsame
Parallelismen ins Monumentale gehobenen, dynamisch
prägnanten Lastträgern, den saftig, breithingestrichenen

Rehen im Wald und — nicht zuletzt dem dröhnenden, blau-
roten Ritter (»Die Weise von Liebe und Tod«), der von
der Wand wie ein romanisches Fensterbild leuchtet. Und
diese Gärung verspricht einen edlen Wein! Hoffentlich
wird man Völkers Kunst bald auch außerhalb seiner Heimat-
stadt sehen. Sie wird mit Ehren neben den Besten unserer
Tage bestehen können. jyn o. h.

Eine Livland-Estland-Ausstellung wird Mitte Juni
in den Räumen der Akademie der Künste in Berlin er-
öffnet werden. Es handelt sich um eine Ausstellung auf
ganz allgemein kultureller Grundlage, in der den bildenden
Künsten nur ein entsprechend kleiner Raum zur Ver-
fügung steht.

Wien. Frühjahrsausstellungen in Sezession und
Künstlerhaus. Galerie Arnot. Die Sezession hat ihre
50. Ausstellung eröffnet. Man könnte eine Revue, einen
Rechenschaftsbericht über ihr gesamtes Schaffen erwarten
und in sonderbarem Sinn ist das diese Ausstellung auch
geworden, nämlich nach der negativen Seite: indem die
ungeheure Fülle von Werken und Namen, die hier zu-
sammengefügt wurden und bei denen vor allem die Tendenz,
möglichst allen Gelegenheit zu geben, durch neue Werke
mitzusprechen, gewaltet zu haben scheint, ein zusammen-
fassendes Bild aller hemmenden Lasten, die sie immer mit
sich geschleppt hat, gewährt. Es erübrigt, auf die einzelnen
Bilder einzugehen, ebenso wie auf die der Frühjahrsaus-
stellung des Künsllerhauses, die allzu sehr dem allgemeinen
Charakter früherer Ausstellungen treu geblieben ist, als daß
man nicht in endlose Wiederholungen verfallen müßte.

In dem ganzen Chaos an Bildern verdienen vielleicht
nur die fünf von Ludwig H. Jungnicki in der Sezession be-
sondere Erwähnung, die kämpfenden Hähne, die beiden in
Kontrast gesetzten Darstellungen der Sündflut, die Kinder
auf der Eislaufbahn und eine Landschaft, alle durch reichste
kurvenartige Auflösung der Farbe in Bewegung geraten,
und wenn auch manchmal ostasiatische Elemente anregend
wirkten, wie in der Formation der Wellen in den Sünd-
flut-Bildern, nehmen sie den Bildern doch nichts von ihrer
lebendigen Einheit.

Neben diesen Ausstellungen alten Genres führt die
Kollektiv-Ausstellung der Werke E. Steinhofs bei Arnot in
eine neue Richtung. Plastik, Malerei, Graphik denselben
Gesetzen nachgehend, suchen in neuen Rhythmen und
Kurven, vereinfachend großen Farbenkomplexen und Mo-
tiven, die sich aus den Lebensfunktionen und Bewegungen
der menschlichen Gestalt heraus entwickeln, eine neue
organische Gestaltung der Welt. Durchgehende Klärung
und Sicherheit läßt Steinhof, der seine stärkste Seite in der
Plastik zeigt, aber doch noch vermissen. a. e. p.

Hamburg. Der Kunstverein^hat in den ihm von der
Kunsthalle überlassenen Ausstellungsräumen eine Aus-
stellung des Hamburger^Künstlerverbandes veranstaltet, die
an Zahl und Gehalt der ausgestellten Werke den letzten Ver-
anstaltungen dieser Art erheblich überlegen ist. Das zu-
nächst ins Auge Fallende ist die völlige Fernhaltung von
allem, das stofflich an die große Zeit erinnern könnte, in
der wir leben. Selbst die feldgrauen Mitglieder des Ver-
eins und die Bildnisse machen hiervon keine Ausnahme.
In den Arbeiten jener herrscht das allzeit Gemäße vor,
dieses erscheint, bis!auf eine,, vereinzelte Ausnahme, im
schlichten Bürgerrock. Es mag dahingestellt bleiben, ob
diese Enthaltsamkeit eine Folge ist der Einsicht, daß dem
großen Zeitgeschehen, solange es im Flusse, doch nicht
beizukommen ist, oder ob die im Katalog betonte Absicht
»durch zahlreiche Verkäufe Hilfe und Freude in viele
Künstlerfamilien zu bringen«, bei der Auswahl der Werke
ausschlaggebend,gewesen ist. Entbehrt nun die Ausstellung
 
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