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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0267

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275

Die Familienpapiere des Giovanni da Udine

276

mine fino alintero pagamento dital gonfalone che '1
termine finira del 1556 ali 2 di febraro.«

Diese Vereinbarung wurde aber nicht eingehalten;
erst am 5. April 1558 konnte der Maler mit einem
Seufzer die letzte und dazu noch verkürzte Teilzahlung
buchen: »... et non me giovato hil averli fatto bon
mercato de lopera mia che man tratato male, ma sia
a honor et laude di dio et de Ia sua sta madre Maria
verzene benedeta.«

Mischt sich hier Frömmigkeit ins Geschäftsleben,
so dringt anderwärts das Geschäftliche in die reli-
giösen Handlungen ein; 1546 nahm sein Sohn Raffael
— damals noch ein Kind, nachmals zum Kummer
des Vaters auf schlimmen Wegen — Besitz von dem
ihm von seinem Oheim Paolo Ricamatore überlasse-
nem Kanonikat in Cividale.

AI nome del grande sor idio
in nel 1546 ali di marzo

Raphaiello mio figlio prese hei posseso del canoni-
cato di Cividale chon tuti Ii modi soleni che susa di
fare che alora si trova el magior numero di cano-
nici in capitolo che si potesse trovar et tuti mi fezero
bona eiere ha me et al ditto Raphaiello mio figliolo
et tuti mi tocorono la mano et basorno chon amore-
voli abracamenti amichevoli et mi donarono Ii quatro
ducati che van per conto de Ia fabrica ha chi piglia
posessi di tal canonicati ne si perdona ha nisuno,
chosi el cancelieri M. Nicolo Spadaro mi dona lui
piu de la mita di quello Ii veniva di sorte che di
7 ducati che si spendono ha pigliar tal posesso io
spesi solamente L XI s 8 et questo fu per causa che
io avendo fatto per volo mio ha Ia Madona di
monte quella capella di stuchi per mio voto et in nel
ditto locho fatto far altre coselte in riparo di detta
capella Ii Rdi canonici di Cividale ditti di sopra mi
donorno unno cavallo fornito con Ii soi fornimenti
che valeva al meno schudi venti ho 22. Chosi dapoi
no so 5 ho 6 ani feci doi standardi pur al ditto
Rdo capitolo1) et meli pagorno honestamente, ma per
tal servitu Ii parve di farmi tal presente chome ditto
di sopra.«

Die Proben, die ich aus den weitschweifigen, klein-
bürgerlichen Aufzeichnungen Giovannis herausgreife,
illustrieren eine Stimmung der Zeit und den Charakter
eines Mannes. Die Ereignisse von 1527 und der
neue Geist, der aufzog, lagen als lähmender Druck
auf der Künstlergeneration, die die goldene Zeit des
ersten Jahrhundertviertels erlebt hatte; in der Ruhe einer
geistlichen Pfründe oder in der beschränkten Welt
bürgerlicher Existenz haben sie den Träumen ihrer
Jugend entsagt. Ein großer Name kehrt in den
Papieren Giovannis immer wieder, der Sebastiano del
Piombos; aber niemals in irgend einem künstlerischen
Zusammenhang, sondern nur weil es seines Amtes
war, dem Udineser Maler die päpstliche Pension von
80 Dukaten auszuzahlen. Aber die schöne Vergangen-
heit war nicht ganz vergessen; wie ein leiser Licht-
schimmer durchbricht sie die dicke Decke des Phili-

1) Diese Arbeit fiel in das Jahr 1539, s. Maniago,
a. a. O. S. 365

Stenums, wenn er zweien seiner Söhne die Namen
Raphael und Michelangelo gibt, wie zur Erinnerung
an die beiden Meister, in deren Dienst er einst seine
dekorative Begabung gestellt hatte. In den umständ-
lichen Worten, mit denen er die Geburten seiner
Kinder registriert, spricht er davon allerdings nicht;
hier gelangt nur die Frömmigkeit und der Familien-
sinn Giovannis zum Ausdruck.

„AI nome di dio nel 1551 a Ii 3 daposto in Lüne
di la höre X et un quarto pocho piu ho pocho
mancho zoe vel circha. — Mi naque un fiolo maschio
il di sopra ditto in bonora et bona Ventura hil signor
dio fazi dilui quel meglio che par ha Ia sua divina
maiesta zoe chel debba eser homo dabene chel viva
et fazi fruto ha dio et se altramente el fazesse el signior
dio Io togli in nel stato dela puericia azio che sia
salvo il frutto al sor idio al qual chon tuto hil core
umilmente a la sua divina maiesta Io ricomando et
hoferischo chosi ha la sua santissima madre et ha
tuti Ii soi santi et sante del paradiso.

Mit derselben herzlichen Frömmigkeit und red-
seligen Herzenseinfalt kommentiert Giovanni alle Freu-
den und Leiden seines Familienlebens, begleitet vor
allen den Erstgeborenen Raphael von der Geburt und
von der ersten Tonsur durch alle Raufhändel und Ver-
bannungen seines späteren trüben Treibens. Es ist
ein kleiner Landbürger des Cinquecento, der die
bescheidenen Fortschritte seiner Geschäfte und die
kleinen Wechselfälle seiner einfachen Existenz schlicht
 
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