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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Lessing, Julius: Neue Vorlagen für Intarsia und Schnitzerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0123

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Neue Vorlagen für Intarsia rnrd ^»chnitzerei.
vc»l Iulius Lessing.
Mit Abbildung.

Mit der Wicderbelebung der Renaissance-
Arbeit im modernen Kunstgewerbe hat sich die
Aufmerksamkeit uuserer Museen ganz vorzugs-
iveise den italienischen Tischlerarbeiten des 15.
und 16. Iahrhunderts zugewendet. Das vster-
reichischc Museum in Wien, welches fiir Deutsch-
land die Fiihrung iibernahm, erkannte mit
richtigem Blick, daß als Vorbilder sür die
llnterweisung des modernen Handwerks die in
Marmvr gearbeiteten monumentalcn Dekvratio-
nen nnr ein ungenllgendes Material abgeben,
daß man vielmehr so weit als irgend mvglich
auf die ausgesührten Gebrauchsgegenstände zu-
rückgreifen müsse.
Direkte Vorbilder für die moderne Mvbel-
tischlerei waren sehr schwer zu finden, da Jta-
lien die bei uns üblichen Formen der Schranke,
Buffets rc. wenig ausgebildet hatte und vvn
dcm Wenigen sast nichts crhalten war. Die in
grvßer Zahl auf uns gekommenen Trnhen geben
nnr ein einseitiges Material. Wirklich erhalten
war fast nur Täfelwerk, Gestühl und eingebante
Sakristeischränke in den Kirchen von Mittel- nnd
Oberitalien, und diese Kirchenmvbel haben wäh-
rend der letzten zwanzig Jahrc den grvßten Teil
der Motive hergegeben, mit denen die mvderne
Renaissance-Tischlcrci arbeitet.
Am leichtesten zu heben war vvn diesen
ncu entdeckten Schätzen die Jntarsia-Verzie-
rung, die sich in unendlicher Fülle über die
herrlichcn Gestühle dcs 15- und 16. Jahrhun-
derts hinbreitet. Diese eingelegten Ornamente,
zumeist nur in zwei Farben gearbeitet, konnten
mit leichter Mühe durchgezeichnet nnd ohne
sonderliche Umstände und Kosten vervielfältigt
werden.

Auf dicse Weise entstand zunächst im Anf-
trage des österreichischen Museums das Werk
von Valentin Tcirich „Ornamente aus der
Blütezeit italienischer Renaissance (Jntarsien)
Wien 1873." Es enthält 25 Tafeln in zwei-
farbigem Druck mit nahezu 50 ausgewähltcn
Vorbildern.
Jm Verfvlg der Studienrcisen, welchc
Menrer auf Veranlassung des Bcrliner Knnst-
gcwcrbcmuseums zur Aufnahme italienischer De-
korationsmalereien nnternahm, entstand danndas
WerkMeurers„JtalienischeFlachornamcnte aus
der Zeit der Renaissance. Karlsruhc." Dasselbe
enthält ganz überwiegend Holzintarsien, ncben
einigen Marmorarbeiten und gemalten Dekora-
tionen. Durch den Druck mit eincr brannen
Farbenplatte auf gelblichem Papier war es mvg-
lich, gegen 150 Muster erstcn Ranges, von dencn
verschicdene 2—3 Blatt einnehmen, für den Preis
von 50 Mark herzustellen und somit dem Hand-
werk cin erstaunlich reiches Material zuzuführcn.
DieältercnPublikationen vonGruner: l-s soallalo,
die gemalten Sakristeischränke in Mailand, so-
wie die klcinen Abbildungen in Warnings ^.rts
oonnsotsä vitli arollitootnrs kommen nach die-
sen beidcn Werken nicht mchr in Betracht.
Welchen unendlichcn Nutzen die beiden ge-
nannten Wcrke auf allcn Gebieten vrnamentaler
Kunst gestiftet haben, ist allcn bekannt, welche mit
dem ausfllhrenden Gewerbe zu thun gehabt haben.
Sowohl Teirich als Meurer hatten aus dem
unendlichen Vorrat vorhandener Arbeiten nur die
einfacheren, rein ornamentalen Gebilde heraus-
genvmmen, haben stets die Mustergültigkeit und
praktische Verwendbarkeit im Auge gehabt und
hatten nicht nur für die Kunsttischlerei, sondern
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Kunstgewcrbeblatt. i.
 
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