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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Gurlitt, Cornelius: Aus den sächsischen Archiven, [3]: Goldschmiede des 16. Jahrhunderts am sächsischen Hofe
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0026
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Aus den sächsischen Archiven.

Von Lornelius Gurlitt.

III.

Goldschmiede des s6. ^Zahrhunderts am sächsischen 1)ofe.

Bei der großen Menge Ler für den sächsi-
schen Hof beschäftigten Goldschmiede muß ich
mich auf kurze Angaben über die sie betreffenden
Aktcn begniigen. Jch wähle zn besserer Übcr-
sicht die alphabetische Anordnnng ihrer Namen.
Die weitere Benutzung der hier angegebencn,
fast Lurchweg von mir znerst gefundenen Notizen
hinsichtlich ihrer Anwendung auf die Dresdener
Museen behalte ich mir einstweilen vor.

Beunttner, Melchior, aus Nürnberg,
arbeitet 1572 sür den Grafen v. Girkau, Kastellan
von Posen.

Biener, Hans, aus Joachimsthal, wird
am 9- Juni 1558 als Münzwardein bestellt, hat
fiir Kurfllrstin Anna eine „Kette mit ungeschmelz-
tcn Gläsern gerissen" (16. Nov. 1574), welche
jedoch nicht gefällt, weil sie zu groß ist. Die
Kurfürstin läßt sich eine andere von Bartel
Starke zeichnen. Erhält 1587 ein Ehrenkleid
geschenkt, wird 1590 und 1591 als Münzmeister
mit 562 Fl. Gehalt genannt. Siehe Nagler,
Monogramm. Nr. 690.

Böttiger (Bottiger, Pöttiger), Veit, aus
Werda (ob Händler?). Von ihm kauft Kurfürst
August am 17. Dez. 1585 „ein perlmutter käst-
lein gar schupicht gemacht mit silber befchlagen
vnd vergultt. Darinnen liegen zwey tutzent
loffel von mehrschnecken gar schon sprengklicht"
für 80Thlr. Erhält am 22. Mai 1589: 114 Fl.
sür Perlcn; vcrkauft am 7. März 1590 ein
Kästchen von Perlmutter mit silbervergoldetem
Laubwerk, mit grünem Samt ausgeschlagen und
ein Dutzend geschnittene Löffel aus Elfenbein
enthaltend, fllr 192 Fl. an Kurfürst Christian.

Diese Gegenstände diirsten sich zum Teil
nvch im Grünen Gewölbe befinden. Denn das-
selbe bewahrt im Zimmer III im ersten Fenster
zwei Dutzend von aus Tigermuscheln gebildeten

Löffeln, dcren Griffe wieder aus hummerscheren-
artigen, gleichgesprenkelten Muscheln und zwischen
bciden einem flottciselirten, silbervergoldeten Bc-
schlag bestehen.

Es finden sich allerdings auch noch ein
drittes Dutzend Muschellvffel niit ganz silbernen
Griffen dort. Welches das hierzu gehörige Käst-
chen ist, dürftc nicht leicht mit absoluter Sicher-
heit zu entscheiden sein. Bon dcn mit Perlmutter
beschlagenen Kästchen des Grünen Gewölbes
haben wohl nvch alle ihre alte Montirung, aber
nur Nr. 176 den im Kauf erwähnten grünen
Samtbeschlag. Dasselbe ist wie Nr. 173 mit

dem Zeichen und der Tvrgauer Beschau

versehen. Jm Zimmer II sinden sich (Nr. 26900)
15 in Elfenbein phantastisch geschnittene Löffel,
welche nach dem Jnventar 1590 erstanden
wurden. Dieselben passen in ihrer Lünge, so
weit ich beurteilen kann, sehr wohl in jenes
Kästchen Nr. 176. Es ist mithin zu vermuten,
daß es die bei Böttiger erstandenen sind, zumal
da die stilistischen Merkmale der verschiedenen
Gegenstände der Ankaufszeit völlig entsprechen.

Breuttigam,Hieronymus, aus Braun-
schweig, wird als Goldschmied und als „Künst-
ler" bezeichnet, der 1569 eine Mühlenkunst und
1580 (?) ein Blockhaus erfunden hat.

Carl, Matthes, aus Nürnberg; dcr
Kurfürst schreibt am 4. Juli 1587 an dcu Rat
zu Nürnberg, dieser möge Carl unbeschadet
seines dortigen Bürgerrechtes auf ein Jahr in
seine Dienste kommen lassen, da er „für einen
kunstreichen goldschmidt vnd contrafector sonder-
lich gerllhmet" werde. Am 29. Juni 1587 er-
hält er 514 Fl. für ein silbervergoldetes Kunst-
werk mit allerlei schön springenden Wassern.
1588 erhält er 320 Fl. für ein Kleinod mit
 
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