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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Beckmann, Josef D.: Das arabische Museum in Kairo
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Graul, Richard: Kunstgewerbliche Streifzüge, [3]: von der Zinnausstellung des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins in Frankfurt am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0213
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198

Kunstgewerbliche Streifzüge III.

bischen Geschmackes bewundert werden mnß. Das
Tischchen, dessen Platte unter Fig. 2 abgebildet
ist wnrde für den Sohn des Sultans Kalann
angefertigt; es ist aus Messing, mit kupfernen
Kuöpfchen belegt und
mit Silber inkrustirt.

Die Schriftzüge tra-
gen durchweg einen
Überzug aus dünnen
Silberplättchen. Ein
kleines Thürchen ver-
schließt einen Raum,
in welchem der Sul-
tanPapiere und Bitt-
schriften verwahrte,
die ihm während der
Audienz überreicht
wurden. Dieses Kursi
ist einen Meter hoch
nnd macht einen au-
ßerordentlich grazi-
ösen Eiudruck. Jn
derselben Art ist das
Kästchen gehalten,
welchesdazn bestimmt

war, das prächtige Koranexemplar des Sul-
tans Ghnri aufzunehmcn. Von diesen vft niit
größter Pracht ausgestatteten Koranmanuskripten
enthnlt die vicekönigliche Biblivthek in Kairo

Fig. 4. Mcssingleuchtci: dcS Sultlin Ghuri.

eine zahlreiche Sammlung. Einzelne derselben
nehmen aufgeschlagen den Raum eines mittel-
großen Lesetisches ein, die Buchstaben sind mit
größter Sorgfalt gezeichnet, die Titelblätter

kiinstlerisch durchge-
führt und die Seiten
mit sauberen Hand-
zeichnungen versehen.
Die Titelblätter sind
photographisch auf-
genommen und in
Paris vervielfältigt
worden, da sie über-
aus schöne Arabes-
kenvorlagen enthal-
ten. — Noch wären
die großen Hänge-
lampen oder vielmehr
Lüsters aus Kupfer
oder Bronze zu nen-
nen, die in den Mo-
scheen an langen
Schnüren hängen und
hunderte von Öl-
lümpchen aufnehmen
(Fig. 3). Trotz ihrer kolossalen Ansmaße zeichnen
sie sich durch Zierlichkeit der Formen und De-
tails aus. Der größte derselben ist der vom Sul-
tan Hassan im Gewichte von zwanzig Zentnern.

Kunstgewerbliche ^treifzüge.

Von Nichard Graul.

III. Von der Ziiinaiisstellung des Mitteldeutschcn Aunstgewerbevereins in ^rankfurt

am ^Nain.

INit Illustratioiien.

Die künstlerische Ausgestaltung des Zinn-
gerätes gehört der Vergangenheit an und seine
praktische Verwendung im Hausrat ist in nn-
serem Jahrhundert fast ganz verschwunden, so
daß die Zinnindustrie auf der Weltausstellung
von 1851 als in Europa nicht mehr vertreten
bezeichuet werden konnte. Daher nimint anch

1) Über die Form der Tischchens vergl. die Ab-
bildung im Kunstgewsrbeblatt I, S. 15 (dort irrtüm-
lich als Schrank bezeichnet).

die Frankfurter Spezialausstellung ein vorwie-
gend historisches Jnteresse in Anspruch, und wie
lehrreich ihre Gegenstände dem ausübenden
Künstler in stilistischer und formaler Hinsicht
auch sein mögen: für die Praxis unserer Tage
haben sie im Grunde nur analogischen Belang.
Längst ist das zinnerne Hausgerät bis in die
schlichtesten Kreise hinein von den mannigfachen
Erzeugnissen der Keramik, von Glas nnd Por-
zellan verdrängt worden, und was wir neuer-
 
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