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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Pabst, Arthur: Aus dem Kunstgewerbemuseum zu Köln, 2: Lederarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0025

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AUS DEM KUNSTGEWERBEMUSEUM ZU KÖLN.

VON ARTHUR PABST.
II. Leder arbeiten.

j|ER Verbandstag der deutschen Buch-
binderinnungen, der während des
August in Köln tagte und die damit
verbundene Fachausteilung boten
dem Kunstgewerbemuseum Anlass
seinen Besitz an Lederarbeiten, die
sonst zum grösseren Teil wegen Raummangel ver-
packt liegen, auszustellen. Eine derartige Fach-
ausstellung giebt schon an sich, dann aber im Ver-
kehr mit den eigentlichen Fachleuten, den Männern
des Handwerkes, mannigfache Anregung; so war es
auch hier. Es schienen mir einige dieser Betrach-
tungen nicht unwert, auch an dieser Stelle weiteren
Kreisen mitgeteilt zu werden.

In erster Reihe standen unter den ausgestellten
Objekten die Büchereinbände. Die Sammlung vor
zwei Jahren begonnen, zählt heute über hundert
Einbände, ausgesuchte Stücke, so gewählt, dass mög-
lichst neben den seit dem Beginn der Buchbinder-
kunst ausgebildeten verschiedenen Typen jeder ein-
zelne Band in Technik oder Ornament eine Eigen-
art darstellt. Gänzlich ist dabei abgesehen von der
Erwerbung grosser Massen, in denen einzelne Stücke
ein halbes Dutzend oder mehr Male vertreten sind:
das hat nach Vieler Erfahrungen gar keinen Zweck,
und dient lediglich dazu, die Beschauer zu verwirren
und dadurch von der Benutzung abzuschrecken. An
zehn schlechten deutschen Schweinslederbänden mit
Rollen und zehn mit Plattendruck ist nicht mehr,
ja womöglich weniger zu lernen, als an je einem
guten Exemplar jeder Art, das schliesslich nicht mehr
kostet, als die zehn schlechten zusammen. Desglei-
°hen habe ich beobachtet, wie allgemein anerkannt
wurde, dass nur wirkliche Bücher vorhanden waren,

Kmistgewei'belilatt. N. F. II.

d. h. keine abgerissenen Einbände. Ein Einband ist
eben ohne Buch undenkbar: er existirt nur in Ver-
bindung und Beziehung zum Buche. Es gehören da-
zu nicht bloss die Decken, sondern auch Rücken,
Kapital und Schnitt. Und es lassen sich noch ge-
nügend Beispiele finden, wo alle diese Dinge in
harmonischer und trefflicher Weise vereinigt sind.
Freilich so harmlos wie früher darf man den Ein-
bänden gegenüber auch nicht mehr sein. Paul Eudel
meint noch, dass die Einbände des 18. Jahrhunderts
am schwierigsten zu fälschen, übrigens erhaltene
alte Stempel — z. B. die des köstlichen Einbandes
vom Sacre de Louis XV. — wiederholt in Anwenduno-
gekommen sein. Dagegen werden in Belgien und
neuerdings in Italien (Bologna) in sehr geschickter
Weise alte Einbände des IG. Jahrhunderts gefälscht,
vielfach in der Weise, dass einfache oder ge-
ringe Bände durch nachträglichen Aufdruck von
entsprechenden Stempeln zu höherer Würde berufen
werden. So sah ich kürzlich einen Band, der durch
Monogramme, Buchstaben und Namen zu einem
Henri II. geschickt hergerichtet war. Falsche Vene-
zianer und Grober sind in letzter Zeit wiederholt auf-
getaucht.

Am meisten erfeuten sich der Würdigung seitens
der Buchbinder die guten Venezianer des 16., die
Bände des 17., die französischen Maroquineinbände
des vorigen Jahrhunderts. Dagegen fanden die deut-
schen Bände fast gar keine Gnade: man vermisst
eben an ihnen, das, was heute jedem Lehrlino-
der solche Leistungen erstrebt, eingetrichtert wird:
exakte Arbeit. Für die planlose und unegale Ver-
wendung der Rollenstempel, die oft geradezu auf
dem Kopfe stehen, findet man nur ein mitleidiges

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