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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0032

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KLEINE MITTEILUNGEN.

P. Frankfurt a. M. War schon die durch F. Luthmer
besorgte Publikation der fast legendenhaften Sammlung
Rothschild (Der Schatz des Freih. K. v. Rothschild, 100 Ta-
feln in Lichtdr., Frankfurt, Keller; vergl. Zeitschr. für bild.
Kunst, Bd. 19, S. 80) ein Ereigniss, so war es von noch
grösserer Bedeutung, dass nach dem Tode des Gründers der
Sammlung die kostbare Abteilung der Schmucksachen, Dosen,
Emails, Elfenbein und ein grosser Teil der Silberschmiede-
werke jedermann zugänglich gemacht wurde. Eine Samm-
lung von Objekten von so ganz unerhörtem materiellen
Wert wirkt naturgemäss geradezu überwältigend und ver-
blüffend auf die Besucher; sie bedarf, wie jedes Museum,
wenn es erziehlich auf das Volk wirken soll, eines „Führers",
der sowohl allgemeine Erläuterungen giebt als auf die wich-
tigsten Stücke hinweist und so auf dem Hintergrund allge-
meiner Darlegungen das Wichtigere von dem Nebensächlichen
scheidet. Ein solcher „Führer durch die Freiherrlich K. von
Rothschildsche Kunstsammlung" liegt nunmehr vor, heraus-
gegeben von F. Luthmer (Frankfurt a. M. 1890, Carl Jügels
Verlag, Preis 1 M. 80.). Verständigerweise hat der Heraus-
geber abgesehen von einem Katalog (wer Erfahrungen auf
dem Gebiete des Museumswesens hat, wird stets ein Feind
beschreibender Kataloge — wohlgemerkt für das grosse Pub-
likum berechneter, nicht wissenschaftlicher Kataloge — sein)
und die Form des Führers gewählt. Hier bringt er in be-
quem lesbarer Form die wichtigsten Daten aus der Geschichte
der Edelschmiedekunst, über die verschiedenen Gerätformen
etc. an der Hand des reichen Materials der Sammlung bei,
dass es eigentlich nur eines Registers bedürfte, um das Büch-
lein zu einem bequemen Nachschlagebuch für die Geschichte
der Edelschmiedekunst zu machen. So wird es nicht nur
den Besuchern der Rothschild-Sammlung in der Sammlung
selbst von Nutzen, sondern auch ausserhalb derselben mit
Vorteil zu brauchen sein.

z. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin
hat sich den übrigen Kunstgewerbevereinen, die das „Kunst-
gewerbeblatt" als Vereinsorgan an ihre Mitglieder verteilen
(Frankfurt a. M., Karlsruhe, Düsseldorf, Hannover, Leipzig),
mit Beginn des laufenden Jahrgangs angeschlossen. Der
Berliner Verein zählt 480 Mitglieder. Die Auflage des
Kunstgewerbeblattes beträgt jetzt über 5000 Exemplare.

M. J. Das Pfälzische Gcicerbemuscum berichtet dies-
mal in umfassender Weise über einen Abschnitt von drei
Jahren, von 1S87—1889. Nachdem am Museumgebäude die
Schäden, welche das Brandunglück angerichtet, wieder aus-
gebessert, haben nunmehr alle Räume der ihnen ursprüng-
lich zugedachten Bestimmung übergeben werden können.
Nach wie vor erfreute sich das Institut der Förderung und

materiellen Unterstützung der Staats-, Provinzial- und städt.
Behörden, sowie zahlreicher gewerblicher Institute und Pri-
vaten. Die Mustersammlung wurde in fast allen Gruppen
um eine Anzahl Nummern vermehrt, sodass dieselbe zur
Zeit 2801 Nummern umfasst. Der Besuch betrug während
der drei Betriebsjahre 14104 Personen. Die Vorbildersamm-
lung zählt 3800 Blatt, die Bibliothek 880 Werke. Auskunfts-
bureau und permanente Ausstellung wurden wie bisher leb-
haft benutzt, die Ateliers des Museums wurden gleichfalls
vielfach in Anspruch genommen. Die Lehrwerkstätten, deren
z. Z. 8 bestehen, wurden in den drei Jahren von G0G Schü-
lern besucht. Vorträge wurden von den Beamten des Museums
in Kaiserslautern in vielen Städten der Pfalz gehalten (52
während der Berichtsperiode), wobei aus Sammlung und
Bibliothek des Museums das nötige Material zur Erläuterung
entnommen wurde. Der Bericht schliesst mit der Betrach-
tung, dass der Aufschwung des Museums weniger nach
aussen sichtbar gewesen, dass dagegen das Institut innerlich
gekräftigt und immer höheren Ansprüchen gewachsen sei.

Kunstgeieerbemuseum zu Berlin. Gegenwärtig sind
11 Bierhumpen, schlichte Krüge aus Steinzeug mit einem
aufgebrannten Wappenadler und dem Datum 27. Januar
1889, ausgestellt, die dem Kaiser von einer Gruppe jüngerer
Berliner Bildhauer überreicht worden sind. Die Fassung
ist von Zinn; auf dem Deckel tragen die Krüge in Zinn
gegossene Figuren oder Gruppen, die von den 11 Künstlern
in verschiedener Weise komponirt sind. Diese Krüge bilden
eine Ergänzung zu dem Album mit Aquarellen, welches
Sr. Majestät dem Kaiser bei gleicher Gelegenheit von Mit-
gliedern des Künstlervereins überreicht wurde. Zu gleicher
Zeit sind im Lichthof die aus Blattwerk und Früchten
gewundenen Guirlanden zur Ausstellung gelangt, die am
22. Oktober den Geburtstagstisch der Kaiserin umkränzten
und die nunmehr ein interessantes Material für Natur-
studien zu dekorativen Zwecken darbieten.

z. Die diesem Hefte beigefügten Tafeln stellen Vorder-
und Rückseite eines in Eichenholz geschnitzten und ver-
goldeten Grabkreuzes dar, das aus St. Ulrich im Grödener
Thale stammt und aus dem Besitze des Direktors Karnauth
in Bozen an das Handelsmuseum in Wien überging. Das
Kreuz hat 172 cm Höhe und ist von F. Paukert in Bozen
aufgenommen worden. Eine Inschrift auf der Rückseite
enthält die Jahreszahl 1G34, doch ist es unwahrscheinlich,
dass das Kunstwerk aus diesem Jahre herrühren sollte, da
seine Formen auf eine spätere Zeit hinweisen. Südtirol ist
bekanntlich reich an Holzschnitzereien aller Art; wir werden
im Laufe des Jahres noch weitere sehr interessante Stücke
dieser Art im Kunstgewerbeblatt verölVentlichen.
 
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