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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0043

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Malerei vom Plafond des Speise- und Konzertsaales in der deutsch-nationalen Kunstgewerbeausstellung München 1888.

BÜCHERSCHAU.

Decken und Wandmalereien von Prof. Rudolf Seih .
ausgeführt in der deutsch-nationalen Kunstge-
werbeausstellung zu München 188S. 17 Tafeln
in Farbendruck. Herausgegeben von Fr. Nauert.
München, Georg D. W Callwey.
P. Unter den vielen gelungenen künstlerischen
Leistungen der Münchener Ausstellung 1888 war eine
der gelungensten die Ausstattung der grossen Re-
staurationsräume. Hier hatte Meister Rudolf Seitz,
den wir sonst als Hauptstütze und zweifellos geist-
vollsten Vertreter der Münchener Renaissance kennen,
im Stile des Rokoko eine Innendekoration geschaffen,
zu der man immer wieder gern zurückkehrte, um
sich ihrer zu freuen. Seitz hatte die Malerei gleich-
sam ex faustibus auf die Wand geworfen: flott mit
Kohle hingezeichnet, mit meist nur zwei Farben ausge-
führt, trug sie recht eigentlich den Charakter einer
nur für kurze Zeit berechneten Dekoration. Aber
gerade diese geniale Art der Erfindung und Aus-
führung Hessen um so mehr bedauern, dass diese
entzückenden Improvisationen dem Untergang ge-
weiht sein sollten, einem völligen Untergang, da
ausser kleinen Skizzen keine Kartons oder Ähnliches
vorhanden waren.

Mit Freude ist es daher zu begrüssen, dass
wenigstens ein Teil dieser Malereien in guten far-
bigen Nachbildungen erhalten sind. Die Redaktion
der „Mappe", illustrirte Fachzeitschrift für Maler, hat
es unternommen, die Malereien zu reproduziren. Es
war das keine leichte Aufgabe, insofern Leimfarben-

malereien auf Leinwand auf Papier zu kopiren und
danach durch Farbendruck wiederzugeben waren.
Trotzdem ist diese Aufgabe vortrefflich gelöst, wie
ein Blick auf die Tafeln lehrt.

Diese sind bestimmt in erster Linie Dekorations-
malern brauchbare Vorbilder zu liefern, Vorbilder
in einem Stil, in dem zwar sehr viele Malereien
aus alten Zeiten erhalten, prunkvolle figurenreiche
Plafondgemälde, vielfach unter Verwenduno- von
Stuck, deren aber nur wenige gerade für einfachere
Arbeiten als Muster gebraucht werden können. Ge-
rade in der grossartigen Einfachheit der Seitzschen
Malereien, in der mit ausserordentlich geringen
Mitteln — meist nur durch zwei Farben — erreichten
Wirkung liegt ihr Reiz und Verdienst, und dies
macht sie zu bleibend mustergültigen Leistungen.

Die 21 Tafeln enthalten meist Details, mit Ver-
ständnis für praktischen Zweck ausgewählt; nur die
Tafeln 1 und 2, 12 und 16 bieten Ansichten ganzer
Wände oder Teile von solchen, die hinreichen, um eine
Vorstellung von der farbigen Gesamtwirkung zu
geben. Die Details bieten nun eine Fülle von Mo-
tiven, die zum Teil gleich verwandt werden können
und denen man sicher bald in öffentlichen Lokalen
als alten Bekannten begegnen wird. Es sind Teile
von Plafonds, Wänden und Bögen, Bekrönunwen
Thüraufsätze, Vouten, Füllungen u. a. m. Zum Stu-
dium, wie als Vorbilder sind diese Tafeln gleichmässie
zu empfehlen: die Saat, die ein genialer Künstler
hin gestreut, wird gewiss reiche Früchte tragen.
 
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