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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Kisa, Anton Carel: Der Schatz im Schlosse zu Detmold
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0050

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DER SCHATZ IM SCHLOSSE ZU DETMOLD.

VON Dr. A. EISA.
MIT ABBILDUNGEN.

JAS schöne lippische Ländchen wird
seit Vollendung des Hermanns-
denkmales allsommerlich durch
Scharen von Besuchern aus seiner
sonstigen idyllischen Kühe auf-
gestört. Der Teutoburger Wald,
der noch heute meilenweit in fast ununterbrochener
Kette die Hügel überzieht und die Schluchten füllt,
verleiht der Landschaft ein eigenartiges Gepräge
melancholischer Ruhe, weltabgeschiedenen Ernstes.
Die malerisch ins dunkle Waldesgrün eingebetteten
Städtchen und Flecken sind unbedeutend, ohne
nennenswerte Industrie, die Lemgo'er Meerschaum-
schnitzerei etwa ausgenommen — doch nicht bar
der Merkmale einer thatenfrohen Vergangenheit.
Eben jenes Lemgo, einst die bedeutendste Stadt des
Landes und Mitglied der Hansa, schließt sich mit
seinen gotischen Giebelhäusern, seinem Renaissance-
rathause, seinen zahlreichen mit Schnitzerei gezierten
Fachwerkbauten aus der Blütezeit der bürgerlichen
Baukunst jener Kette von niedersächsischen Städten
an, welche an der Saale beginnend und im Harze
endend, uns besonders in Hameln, Goslar, Hildes-
heim das Bild der schönsten Zeit deutschen Städte-
tumes zurückrufen. Detmold selbst, die Hauptstadt
des Landes, ist architektonisch uninteressant und hat
nur in seinem romantischen Residenzschlosse ein
Denkmal der verschiedenen Bauperioden der Renais-
sance aufzuweisen, welches durch einen Zufall der
Umänderungslust des Rokoko entgangen ist. Es ist
neuerer Zeit durch die vielbesprochene Neueinrich-
tung des Almensaales, welche der Bildhauer Gedon
1882 im modernen Münchener Stile vorgenommen

Kunstgewerbeblatt. N. F. II.

hatte, in weiteren Kreisen bekannt geworden. Die
übrigen Gemächer behielten zum größten Teile ihre
aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammenden
Stuckverzierungen und Einrichtungsstücke. Auf die
in einzelnen Räumen zerstreuten Gobelins und son-
stigen Kunstwerke werden wir bei einer späteren
Gelegenheit kurz zurückkommen, vielleicht auch auf
die in einem Gemache des malerischen Schlossturmes
bewahrte Waffensammlung. Diesmal wollen wir nur
die Schatzkammer einer Durchsicht unterziehen.

Bei dem Mangel an urkundlichen Nachrichten
über die Baugeschichte sowohl, wie über den Erwerb
der einzelnen Sammlungs- und Ausstattungsgegen-
stände, sind wir auf die Kunstwerke selbst ange-
wiesen. Von den zahlreichen Objekten der Schatz-
kammer verdient allerdings nur ein kleiner Teil
diesen Namen. Doch wollen wir auch Minderwertiges
nicht übergehen, da auch dies vielleicht geeignet
ist, manche Lücken in unserer Kenntnis der heimischen
Goldschmiedekunst zu ergänzen und weiteres Ma-
terial für die Forschung zu ergeben.

Wir beginnen mit dem bedeutendsten und zu-
gleich wohl auch ältesten Stücke der Sammlung
einer Jaspisschale von 9 cm Höhe und 18 */, cm Läno-e.
Der dunkelgrüne, leicht graugeäderte Stein ist ziem-
lich dünn geschnitten, an den Langseiten des oberen
Randes gelippt und mit Schneckenwindungen ver-
sehen. An der unteren Hälfte sind feine Kanellüren
eingeschnitten. Der kurze, gedrungene Fuß ist
gleichfalls Jaspis und mit der Schale aus einem Stücke
geschnitten. Die Fassung beschränkt sich auf zwei
schöngeschwungene Henkel, ein Band um den Nodus
und eine Einsäumung des Fußes. Sie besteht aus

G
 
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