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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Schulze, Otto: Das Museo Artistico Industriale zu Rom, [1]
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0106

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KLEINE MITTEILUNGEN.

Als Wohlthäter dieses Saales findet sich häufig
Torquato Castellani genannt. Hat hier die stoff-
liche Zusammengehörigkeit der ausgestellten Objekte
ihren wohlthuenden Eindruck gemacht, so bringt
uns der folgende Raum leider wieder ein großes
Durcheinander alles Möglichen, wie es bei den zur
Verfügung stehenden winzigen Unterschlüpfen und
dem einmal eingeschlagenen Aufstellungssystem
schwer zu ändern gewesen sein mag.

Die in der Mitte stehende Vitrine rafft noch
einigermaßen die kleineren, der Metallkunst an-
gehörenden Gegenstände zusammen. Da ist der
herrliche bekannte Thürklopfer aus Venedig, der
bärtige Neptun mit den Seepferden, eine Reihe
hübsch ornamentirter Mörser aus Bronze, Bologneser
Arbeit und bezeichnet 1714, von Augusto Castellani
hierher geschenkt, Tintenzeuge der verschiedensten
Form, bald rund, bald dreieckig, Ferrareser Arbeit,
Tischglocken, schön gestaltete und mit Atzereien
gezierte Messer, ganze Tischzeuge, eine Schere mit
spanischer Inschrift, die von Karl III., König beider

Sizilien herrühren soll, ein als attacca orologio be-
zeichnetes, reichgestaltetes, metallvergoldetes Behäng-
stück, eine kleine, französische Arbeit etwa aus der
Zeit Ludwig XVI., eine gehenkelte Bronzevase in
Kantharosform, über und über ornamentirt mit reichen
Mustern von Delphinen, Füllhörnern und mit der
Inschrift des Autors Alfonsi Albergeto Ferarensi
me fecit anno domini MDLXX1I. — Kastenschlüssel
der verschiedensten Form, Statuettchen und alle jene
kleinen Sächelchen, die dem Hausgebrauch angehören.
Vorherrschend vertreten sind in diesem Räume
indessen Holz- und Elfenbeinarbeiten. Zunächst sind
es die eisenbeschlagenen Kasetten oder Koffer, die
wir anzuschließen haben, überwiegt doch der Be-
schlag bei weitem die Holzarbeit. Es sind, auch die
andern nicht beschlagenen, wohl zum Teil Reise-
stücke, wie sie dem damaligen Brauch und Wander-
leben entsprechend, nicht allein zur Aufnahme des
Hausrates, des Weißzeuges oder der Kostbarkeiten etc.
zu dienen hatten, sondern zugleich die Stelle des
Sitzmöbels vertreten mussten. (Sohluss folgt.)

KLEINE MITTEILUNGEN.

— Berlin. — Die von dem Verband der deutschen
Kunstgewerbevereine in Sachen der würdigen Ausstattung
des neuen Reichstagsgebäudes an den Reichstag gerichtete
Kingabe lautet:

Berlin, den 6. März 1891.

An den Hohen Reicltstag.

Dem Hohen Reichstage ist als Nr. 178 der Druckschrif-
ten unterm 15. Dezember v. J. vom Herrn Reichskanzler
eine Denkschrift über die Ausführung des Reichstagsgebäu-
des vorgelegt worden. Durch diese Denkschrift und durch
die Vei-handlungen in der 51. Plenarsitzung des Reichstags
in seiner 8. Legislaturperiode finden die gehorsamst Unter-
zeichneten sich veranlasst, dem Hohen Reichstage die gegen-
wärtige Vorstellung zu überreichen.

Aus der Denkschrift erhellt, dass die Mittel nicht vor-
handen sind, um den inneren Ausbau und die Einrichtung
des neuen Reiohstagsgebäudes so auszuführen, wie dies der
Absicht des leitenden Architekten, die in den seiner Zeit ent-
worfenen Bauskizzen ihren Ausdruck gefunden hat, ent-
sprechen würde. Um die Kosten zu vermindern, werden
schon jetzt sehr erhebliche und den würdigen Eindruck des
Inneren und dessen Übereinstimmung mit dem Äußeren be-
einträchtigende Ersparnisse beabsichtigt. Geringeres Stein-
material soll an die Stelle des besseren treten, Stuck und
Stuckmarmor den Stein ersetzen. Wenn in der Denkschrift
auch ausgesprochen ist, dass die Gediegenheit möglichst ge-
wahrt und nur vermeidlicher Aufwand unterbleiben solle,
so hat doch schon die Erfahrung an vielen öffentlichen
Bauten gelehrt, dass man sich auf eine weit hinter den ur-
sprünglichen Absichten zurückbleibende Ausführung gefasst
machen muss. Die Kosten des Grunderwerbs, die in diesem

Falie über 7 Millionen, fast ein Viertel der Bausumme, be-
tragen, die Steigerung der Arbeitslöhne, die Veränderungen,
welche das Bauprojekt noch während der Ausführung er-
fahren hat, und die Menge und Größe der nicht vorherzu-
sehenden Ausgaben bei einem Bau von diesem Umfange,
werden hier, wie so oft bei kleineren Bauten, die Mittel fin-
den inneren Ausbau und die Ausstattung der Räume mit
Mobiliar aller Art noch weit über das schon jetzt vorausge-
setzte Maß hinaus beschränken. Wenn das Innere des Ge-
bäudes dem Äußeren, wenn es der Würde und der Macht
des Reichs entsprechen und künftigen Geschlechtern als eine
Verkörperung des Reichsgedankens erscheinen soll, dann
müssen auch die Mittel aufgewendet werden, welche das
Gebäude und seine Einrichtung zum vollen druck Aus des
künstlerischen Könnens und Wollens der Gegenwart machen.
Die Mängel ungeeigneten Materials, die Vergänglichkeit des
unechten und die Unzulänglichkeit der künstlerischen Durch-
führung des Einzelnen werden sich binnen kurzem jedem
Auge aufdrängen und die spätere Zeit wird nicht begreifen,
dass man, um die Kosten nicht zu steigern, darauf ver-
zichtet hat, ein in sich vollendetes Werk herzustellen.

Aber nicht allein um die Verwirklichung idealer Ge-
danken handelt es sich hier. Die vollständige Ausführung
der Absichten des Architekten hat für das deutsche Kunst-
gewerbe in allen 'seinen Zweigen die größte materielle Be-
deutung. Es hat darauf gerechnet, dass ihm die unverkürzte
Gelegenheit werde geboten werden, dem eigenen Volke und
dem Auslande zu zeigen was es im Süden und im Norden
Deutschlands, im Osten und Westen zu leisten im stände ist,
wenn man ihm dies einmal gestatten will und es zur Mit-
wirkung aufruft. Die deutschen Kunstgewerbetreibenden
 
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