Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

DOI Artikel:
Grienberger, Julius: Bosnische Holztüren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BOSNISCHE HOLZTHÜREN.

VON JULIUS VOX GRJENBERGER.
MIT EINER FARBENTAFEL.

|0 VIEL wir schon die Kunst im
Gewerbe in der bosnischen Haus-
industrie bewundert haben, seien
es die Schöpfungen des textilen
Hausfleißes, die Tauschirarbeiten
mit Gold, Silber oder Ziun, in Holz,
Bein oder Metall, seien es die Erzeugnisse der
Kupferschmiede oder endlich die formschönen Gefäße
der Töpfer, so finden wir immer noch Gegenstände
des Kleingewerbes, welche durch ihre geschmack-
volle Darstellung über das gewöhnliche Maß des
Bedürfnisses hinausreichen und so unsere Aufmerk-
samkeit verdienen.

Die einfache und doch so sinnreiche Anlage der
Thüren, die noch primitivere, jedoch gleich wirkungs-
volle Zierweise dieser Objekte ladet uns zur ge-
naueren Beachtung ein und gewährt uns insbeson-
dere darin, dass wir hier auf bemalte Holzgravirung
treffen, besonderes Interesse. Dieser besondere, dem
Wohnräume entnommene Teil gehört, wie oft auch
seine Umgebung, dem Schreinerhandwerke an.

Die Baumeister sind, wie aus dem Werke:
„Bosnien und die Herzegowina" von J. von Asböth
zu ersehen ist, Kuzo-Walachen, sogenannte Tzintzaren,
also Slaven, die in dem Bereiche der Ornamentik
freier, d. h. sich näher den Vorbildern aus der Natur
anschließen, als dies bei den Muslims der Fall ist.
Der Thürflügel ist aus verschiedenem Holze ver-
fertigt, in der einfachsten Weise zusammenge-
zimmert und tritt wenig hinter den von flachem
Profilrahmenwerk umzogenen, rechteckigen Thür-
pfosten zurück. Er schließt mit einem breiten Auf-
schlage, der an einen eigenen, eingesetzten, oben
völlig halbkreisförmig abgeschlossenen Rahmen
anfällt.

Kunstgewerbeblatt. N. F. II.

Der rechteckige Teil des Flügels ist ein Mosaik
von aneinander gereihten Sechsecksfiguren, die durch
kanellirte, breite Stäbchen getrennt, in einem Rah-
men sitzen. Als Abschluss zieht sich an allen vier
Seiten eine Borte, gleichfalls Mosaik, jedoch von
Dreiecken gebildet, die in gleicher Art gesondert
sind. Den Längsseiten des Rechteckes entlang lau-
fen flache, breite, schwach profilirte Leisten,

Als Schmuck erhielten die einzelnen Mosaik-
tafeln Rosen, vom umfassenden Liuiamonte der Fläche
vermittelt. Dieses einfache Ornamentmotiv, wie sämt-
liche Ornamente des Gegenstandes sind nur mit
wenigen Hohleisen hergestellte Gravirschnitte.

Ähnlich dem rechteckigen Felde des Thürflügels,
der das nach verschiedenen Achsen gerichtete Orna-
ment trägt, ist der obere bogenförmige Teil des
Flügels verziert, dabei aber als abschließender Teil
charakterisirt. Vom Mittel aus streben radiale, lange
Stiele, die in Blumen und angesetztem Blattwerk
enden. Als äußerste Endigung zieht sich um den
Bogen eine Borte, die ihrer Aufgabe entsprechend
ein Geranke, gleichfalls mit abzweigenden Rosen
darstellt.

Aber nicht nur die Füllungsweise unterscheidet
sich hier von dem erst erwähnten Felde, sondern
auch die Herstellung ist etwas anders, da hier Blu-
men, Ranken und Blätter erhaben sind, hingegen der
Grund tiefer gelegt, zurücktritt und der ganze Bo^en
nur aus einer Platte besteht.

Das Centrum jeder der Blumen im Rechtecks-
felde kennzeichnet eine flache, rosettenartige Messinc-
scheibe, die durch den erhöhten runden Knopf des
Heftnagels festgehalten wird. Alle die einzelnen losen
Stücke sind an der gewöhnlichsten Bretterthüre mit
doppelköpfigen, geschmiedeten Flügelnägeln befestigt,

15
 
Annotationen