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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Grienberger, Julius: Bosnische Holztüren
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Schricker, August: Strassburger Fayence und Porzellan und die Familie Hannong: 1710-1780
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0130

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114

STRASSBURGER FAYENCE UND PORZELLAN.

dagegen die Latten durch Schubleisten zusammen- .
gehalten.

Was den Thürsturz betrifft, so steht er nur ganz
gering über die Mauer vor, ist in Gerung gefügt
und die Glieder seiner schwachen Profilirung wech-
seln zwischen Kehle, Rundstab und absteigenden
Plättchen. In ihm sitzt der Bogen von schmalen
Leisten getragen und von einer friesartigen Binde
überdeckend abgeschlossen.

Gingen die Zwickel des Bogens an Schniückung
leer aus, so ist der friesartige Streifen wieder mit
echt orientalischen Ornamentmotiven geziert.

Obschon die Naturfarben der verschiedenartigen
Hölzer allein schon einen hübschen, spielenden
Wechsel hervorbringen würden, so hat man doch
den farbigen Reiz durch bunte Bemalung gesteigert,
die mit den bloßen Flächen des Grundes, durch die
Natureinflüsse harmonisch gestimmt, unter der leuch-
tenden Sonne, einen ganz prächtigen Anblick ge-
währen muss. Die Farbenauswahl beschränkt sich
zumeist nur auf rot und grün (Minium und Miltis-
grün), jedoch sind diese Farben in stetigem Wechsel
verteilt.

So sind in dem gegebenen Beispiel die Rosen
des rechteckigen Feldes des Thürflügels rot, die

teilenden Stäbchen grün, der umfassende Rahmen
rot, hingegen die Borte grün bemalt.

Im Oberteile desselben sind alle erhabenen Flä-
chen rot, während wir die tiefgelegten Flächen grün
sehen. Die Binde des Thürstockes ist in umge-
kehrtem Verhältnisse bemalt. An der Kante des
Bogens ist ein gleichfalls geschnitzter, grün bemalter
Rundstab angebracht, der sozusagen als tragender
Abschluss des Thürfeldes gelten kann. Durch ihn
wird das ganze Wesen des Flügels, das auf die
Nachahmung des textilen Verschlusses hinweist, erst
recht prägnant gekennzeichnet.

Das Bedürfnis, die ausgehobenen Ornamente
durch Farbe hervorzuheben, hat sich auch jüngst
bei uns Bahn gebrochen, und wer die Jubiläums-
ausstellung österreichischer Kunstgewerbe in Wien
besuchte, konnte derartige Versuche von mehreren
Schulen ausgestellt finden.

Man kann es nur willkommen heißen, wenn
der Farbe allmählich wieder das verlorene Gebiet
eingeräumt wird. Leider begegnet man dem rechten
Verständnis für diese Bestrebungen noch selten; doch
wird es langsam zunehmen, da das Verständnis für
die rechte Anwendung der Farbe auf den umgeben-
den Dingen langsam zu wachsen scheint.

STRASSBURGER FAYENCE UND PORZELLAN
UND DIE FAMILIE HANNONG.

1710—1780.

VON Prof. Dr. A. SCURIGKER, Direktor des Kunstgewerbemuseums in Straßbarg.

MIT ABBILDUNGEN.

WEIMAL tritt Straßburg in hervor-
ragender Weise in die industrielle
Bewegung ein. Das eine Mal am
Beginn des 16. Jahrhunderts, als
Straßburg die hervorragende Buch-
druckerstätte Europas war, das
andere Mal im vorigen Jahrhundert, als drei Gene-
rationen der Familie Hannong mit ihrer Fayence den
Markt beherrschten, tonangebend für andere ähn-
liche Industrien wurden, und als hier zum ersten
Male innerhalb französischer Herrschaftsgrenzen, und
lange vor Sevres das echte Porzellan hergestellt
wurde.

Den ersten die Familie Hannong betreffenden
Eintrag in den Akten des Stadtregiments von Straß-

burg finden wir im „Bürgerbuch" vom 27. Au-
gust 1710: „Carl Frantz Hannung') Tabakpfeifen-
macher von Mastricht, weiland Herrn Hannung ge-
wesenen officiers hinterlassener Sohn und seine Frau
Anna Nicke, weiland Johann Nicke gewesenen Ta-
backpfeifenmachers zu Colin hinterlassener Tochter
erkaufen das Bürgerrecht pro (> Goldgulden 16 Schil-
ling. Bringen 7 Kinder mit. Wird bei einer ehr-
samen Zunft der Maurer dienen". Aus späteren No-
tizen wissen wir, dass Karl Frantz Hannong 1669

1) Die Schreibung des Namens ist verschieden. Es er-
scheint in den Urkunden die Form Hannung, Hannon und
Hannong. Letztere kommt am öftesten bei den Unter-
schriften der Familienmitglieder vor. Wir haben sie deshalb
beibehalten.
 
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