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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Riegl, Alois: Spätantike Stickereien
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Neue Bücher und Vorlagewerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0148

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NEUE BÜCHER UND VORLAGE WERKE.

131

Rautenverzierung, im Österreichischen Museum be-
weist. Ein indisches Beispiel, das unserer spätan-
tiken Binde nach Farbe und Muster ganz auffallend
nahesteht, findet sich publizirt im Journal of Indian
Art 18, Taf. XI g.

Das Ergebnis unserer Betrachtungen läßt sich
nun dahin zusammenfassen, dass das Bethäfcigungs-
leld der Stickerei im Altertum namentlich dort ge-
legen war, wo es sich um Herstellung eines Reliefs
handelte. Auch das von Stephani publizirte helle-

nistische Beispiel in der Eremitage scheint nach
dem Eindrucke, den die Reproduktion macht, keine
Flachstickerei zu sein. Nicht minder war man auf
die Stickerei angewiesen, sobald man Metall in die
Textur bringen wollte; wie wenig die im Altertum
allmächtige textile Verzierungstechnik, die Wirkerei,
sich zur Verarbeitung von Metallfäden eignete, kann
man noch heute an den gewirkten Gewändern der
Chinesen beobachten.



fcesnF-

NEUE BÜCHER UND VORLAGEWERKE.

Einen wichtigen, inan darf sagen ersten
wertvollen Beitrag zur Geschichte der schlesischen
Glasindustrie bietet die Schrift von E. v. Czihak,
Schlesische Gläser,1) von der ein Kapitel im laufen-
den Jahrgang des Kunstgewerbeblattes, andere in
anderen Zeitschriften bereits zum Abdruck gekommen
waren. Der Verfasser bringt auf Grund archivali-
scher Studien und genauer Kenntnis des Bestandes
der erhaltenen Denkmäler, namentlich in den schle-
sischen Museen, Ordnung und Übersicht in die Fülle
des Materials und weist eine Menge bisher heimat-
loser Gruppen alter Glasarbeiten mit Sicherheit
Schlesien überhaupt, oft auch bestimmten Orten zu.
Der erste historische Teil behandelt in einzelnen
Kapiteln die Stätten und Träger der Glasindustrie,
die Hütten und ihren Betrieb, die Rohmaterialien,
Glassorten, die Fabrikate und ihre Veredelung.

Das Kapitel der Glasverdelung ist ohne Frage
das wichtigste des ganzen Buches. Wir erfahren
dann, dass alle Arten der Technik in Schlesien zu
Haus waren und finden gewiße Gruppen von Gläsern
definitiv untergebracht. Dass die Herstellung von
nigran- und Fadengläsern in Schlesien heimisch
gewesen, hat schon Friedrich nachgewiesen; früher
glaubte man vielfach, dass die Fadengläser mit email-
hrten deutschen Wappen aus Venedig eingeführt und
erstjn Deutschland emaillirt seien. Die Email-

1) E. v. Czihak, Schlesische Gläser. Eine Studie über
Me schlesische Glasindustrie späterer Zeit. Breslau 1891. 8.
Mit Abbildungen.

maierei — oder wie man in Schlesien im Gegensatz
zu der durchsichtigen Schmelzmalerei sagte: Klcck-
malerei — scheint sehr weit verbreitet gewesen
und auch in den größeren Städten ausgeübt worden
zu sein.

Beliebt waren in Schlesien offenbar die Verzie-
rungen mit der Diamantspitze, die sogenannten „ge-
rissenen" Gläser. Es sind meist hohe cylindrische Gläser
mit sehr feiner gerissener Zeichnung, die oft noch
durch Lackmalerei gehoben wird. Darin eine spezifisch
schlesische Kunstübung zu sehen, wie Czihak will,
dürfte kaum haltbar sein, da auch anderwärts diese
Kunst geübt ward. So finden sich im Kunstgewerbe-
museum zu Köln nachweislich in Köln von Vene-
zianer Arbeitern gefertigte Gläser mit gleicher Ver-
zierung, und der bekannte Kanonikus Busch in
Hildesheim war um die Mitte der vergangenen Jahr-
hunderts Meister in dieser Technik, die er auch auf
Porzellan übertrug.

Der Veredelung durch Schliff und Schnitt wid-
met der Verfasser ein langes Kapitel. Die Schleif-
arbeit ist wesentlich eine gröbere, wodurch das Glas
aus dem Rohen herausgearbeitet, aber auch mit
Stern-, Kugel- und Fassettenschliff versehen wird.
Künstlerisch wertvoll ist der Glasschnitt oder die
Gravirung mit dem Rade, die allerlei Motive, Figuren,
Landschaften und Ornamente herausarbeitet und es
zu den höchsten Leistungen bringt.

An diese sieben ersten Kapitel schließen sich in
fünf weiteren eine Geschichte der schlesischen Glas-
 
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