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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Neue Bücher und Vorlagewerke
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0150

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KLEINE MITTEILUNGEN

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mehreren Seiten gezeichnet. Einzelne dieser Stücke
werden 1816 als noch vorhanden erwähnt, die meisten
sind längst verloren. Gerade diese getreue und sorg-
fältige Wiedergabe aller Einzelnheiten, worauf es
bei diesem Inventar ganz besonders ankam, macht
nun diese Blätter zu einen ganz ausgezeichneten
Studien- und Vorbildermaterial. Eine außerordentliche

zur Hälfte vollendet vorliegt, darf man es als ein
monumentales Werk, als ein Corpus des Flachorna-
mentes bezeichnen. Es ist geradezu erstaunlich,
welche Fülle von Material der Herausgeber beibringt.
Da ist kein Gebiet künstlerischer Thätigkeit, dem er
nicht irgend ein „Motiv" abgerungen, Ornamente,
die andere kaum beachtet, bringt er zu Ehren und

lUille von Anregung bieten diese prächtigen Tafeln, zeigt damit zugleich, welche Schätze allerorten noch

namentlich rücksichtlich der farbigen Wirkung, die
hier durch Gold, Email und Edelsteine oft zu denk-
bar höchster Vollendung gesteigert ist. Das Werk
wird daher nicht bloß in der Werkstatt des Gold-
schmiedes und Emailleurs, sondern auch in den Bi-
jouterie- und Quincailleriefabriken willkommen und
von Nutzen sein.

Mit schnellen Schritten schreitet das große Unter-
nehmen des jungen Verlages von Artur Seemann,
welches Max Heiden in Berlin unter dem Titel „Mo-
™v<"' herausgiebt1) voran. Schon heute, wo es

1) Motive, Sammlung von Einzelformen aller Techniken

zu heben sind. Dabei ist die Auswahl der einzelnen
Stücke mit richtigem Verständnis für ihre praktische
Verwendbarkeit getroffen und dargestellt, so dass
bei der Benutzung oft nur ein Umsetzen in Farbe
oder eine Reduktion ohne erhebliche Umzeichnung
nötig ist. Je weiter das Werk fortschreitet, desto
mehr werden Lehrer und Meister den Nutzen dieser
großartigen Sammlung für Schule und Werkstatt ein-
sehen lernen. a, P.

des Kunstgewerbes als Vor!lilder- und Studienmaterial. Her-
ausgegeben von Max Heiden. 30 Doppelhefte von je 10 Blatt.
l'ro Doppelheft 2 Mark. Erschienen' 18 Doppelhefte.

KLEINE MITTEILUNGEN.

P-— Hanau. Der Bericht der Icönigl; Zeichenakademie

zeigt die Anstalt in ruhiger Entwickelung, indem Neuorga-
nisationen oder Änderungen im Lehrplan nicht stattgefunden
haben. Die Zahl der Schüler betrug 430, darunter 67 Tages-
vollschüler; ferner 00 Schülerinnen mit 8 Tagesvollschüle-
nnnen. Wenngleich die Gesamtzahl der Schüler dieselbe
geblieben ist wie im vorigen Jahre, so haben diese doch so
viel mehr Unterricht in verschiedenen Fächern gewonnen,
ass Parallelabteilungen gebildet werden mussten.

Karlsruhe. In der letzten Monatsversammlung des
adischm Kunstgewerbevereim hielt der Vorsitzende, Herr
irektor fföfc einen höchst interessanten Vortrag über den
Bildhauer und Töpfer Hans Kraal, der in der zweiten Hälfte
d°s 10. Jahrhunderts in Villingen lebte und wirkte, 1585 da-
selbst Bürger wurde und 1000 starb. Zur Grundlage diente
as bedeutendste noch vorhandene Werk des Meisters, be-
s nend in einem bunten Majolikakachelofen von hohem
unstwerte, welcher als ein Geschenk des Abtes vom Kloster
hl-- Georgen dem Kloster St. Peter gestiftet wurde und nun-
e ir nach 304 Jahren in den Besitz unseres hiesigen Kunst-
gewerbemuseums geiangte. Derselbe ist in allen Teilen
»och trefflieb erhalten und zeigt eine Frische und Leucht-
der Farbe, die durch das Alter in ihrer feinen Stim-
g nur noch gesteigert wurde. — 11 it einem Rückblicke

in un
auf

das hochentwickelte Kunstschaffen, welches in jener
auch das Handwerk unseres heimischen Schwarzwaldes
auszeichnete und verschiedene Städte wie Offenburg, Gengen-
\ ilhngen u. s. w. beherrschte, ging Redner auf die in

bach,

f.f Vi"iuov, AJtertümersammlun
hken Krauts über und

^^^^^^ noch
schilderte den

vorhandenen Majo-
d dem South Ken-

sington Museum in London aufgestellten, 1577 entstandenen
Prachtofen des Meisters, welcher ein würdiges, von den Eng-
ländern hochgeschätztes Gegenstück zu der hiesigen Erwer-
bung bildet. An diesem letzteren, dem für Kloster St. Peter
bestimmten Ofen, hat der Meister zwei Jahre (1586—87) ge-
arbeitet. Insbesondere sind die Gicbelbekrönungen, wie auch
die beiden im kräftigsten Hochrelief gehaltenen Haupt-
kacheln des Ofens mit den von Figuren umgebenen Wappen
der Klöster St. Georgen und St. Peter von vollendeter
Schönheit und gehören mit zu dem besten, was die deutsche
Keramik geschaffen hat. Von besonderem Interesse sind
ferner die Inschriften, welche beide Kacheln enthalten, dar-
unter die Jahreszahl und das Monogramm des Meisters.
Auch die glatt behandelten Teile sind reich mit Darstellungen
aus der biblischen Geschichte und mit Heiligengestalten be-
malt, sowie durch reizende Kartuschen umrahmt. Die in
die letzteren verflochtenen Figuren erinnern vielfach an Jost
Ammansche Schöpfungen, wie sie namentlich in dessen fast
zu gleicher Zeit erschienenen Wappen- und Stanmibuche
enthalten sind. Die Modellformen zu einzelnen Pilasterteilen
sind, wie die Jahreszahl (1532) aufweist, aus früherer Zeit und
vermutlich nach deren Bezeichnung, wie auch der etwas
ernsteren Auffassung zu schließen, von dem Vater des Mei-
sters geschaffen. Besonders interessant war der Vergleich,
welchen der Vortragende mit dem Londoner Ofen zog und
hierbei den Nachweis lieferte, dass auch die gemalten Teile
unter dem Einflüsse Krauts entstanden seien. Auch die
innere Beschaffenheit der Kacheln, deren genaue Prüfung
das Umsetzen ermöglicht habe, lasse, erkennen, dass die glatten
wie plastisch behandelten Teile einheitliche Arbeit seien.
 
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