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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Luthmer, Ferdinand: Elektrische Beleuchtungskörper
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0152

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Intarsia, gezeichnet von Elisabeth Kühn.

ELEKTRISCHE BELEUCHTUNGSKÖRPER.

VON F. LÜTHMEB.
MIT ILLUSTRATIONEN.

ASS eine neue Kraft, welche uns
die "Wissenschaft zu Beleuchtungs-
zwecken dienstbar gemacht hat,
einen Umschwung in der Form
der Beleuchtungskörper zur Folge

______haben muss, erscheint uns allen

selbstverständlich. Und von einer Ausstellung, die
uns im größten bisher erreichten Umfange mit den
neuesten Erfolgen der Elektrotechnik bekannt macht,
verlangen wir auch eine Auskunft über die Frage,
Jle S1CÜ das Kunstgewerbe nun mit dem neuen
Element abgefunden hat. Thatsächlich hat die dies-
jährige Frankfurter Ausstellung die Versuche einer
tteihe der namhaftesten Firmen nach dieser Richtung
nm aufzuweisen. Ich sage absichtlich „Versuche",
enn zu einem abschließenden Ergebnis, zu einer
-tfscheimrng, von der man sagen könnte: Dies ist
der Beleuchtungskörper der Zukunft, hat es keine
der ausstellenden Fabriken gebracht.

Die Feststellung dieser negativen Thatsache
schließt noch kein absprechendes Urteil ein. Viel-
mehr würde jemand, der diese abschließenden Resultate
jetzt schon erwartet, nur beweisen, dass er das Zeit-
a für die Entwickelung kunstgewerblicher Formen
zu kurz schätzt. Sind doch die Formen der aller-
meisten Geräte, welche uns umgeben, das Resultat
Jahrhunderte- selbst jahrtausendelanger Entwicke-

Kunstgewerbeblatt. N. F. II.

lungen; der Pflug, der Karst, der Löffel, der Hand-
spiegel, sie haben heute noch im wesentlichen die
gleiche Gestalt wie zur Zeit Homers. Und wie hilf-
los steht im allgemeinen unsere moderne Erfindungs-
kraft vor Aufgaben, welche uns die Technik aus
ihren thatsächlichen Neuschöpfungen von Zeit zu
Zeit stellt! Mit der Laterne muss man nach dem
Keim eines neuen Gedankens suchen; fast immer ist
unsere Antwort auf solche Fragen ein unsicheres
Umhertasten in dem Arsenal allbekannter Motive,
die wohl oder übel dem neuen Programm angepasst
werden. Hat die Nähmaschine trotz aller Konkurrenz-
ausschreiben nur den Ansatz eines neuen Form-
gedankens gefunden? Ist das Pianino nicht noch
immer ein Bastard aus Buffett und Spiegelkonsole?
Hat man für die Petroleumlampe, wenn man ihr
Hauptstück, das Olbassin überhaupt zum Ausdruck
bringt, ein anderes Vorbild gefunden, als den mittel-
alterlichen Abendmahlskelch! Und was ist, um
unserem Thema näher zu kommen, unsere Gaskrone
eigentlich? Sehen wir uns das beliebteste, das so-
genannte „holländische Genre" an. Da haben wir
eine möglichst treue Nachahmung jener bekannten
für Kerzen bestimmten Messingleuchter, die ihrer-
seits wieder in ihrer großen Kugel das Rudiment
der alten Öllampe, das Ölbehältnis tragen. Und
dieses Ölbehältnis, begegnet es uns, wenn wir die

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