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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0167

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BÜCHERSCHAU.

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Der Schwerpunkt der Publikation liegt in den
188 Abbildungen auf 20 Tafeln. Herr Zschille hat
größtenteils den Bestand seiner eigenen, reichhaltigen
Sammlung zu Grunde legend, diese Tafeln selbst
gezeichnet, und es ist hier, wo aus einem Bruch-
stücke oft mit völliger Sicherheit der ganze Sporn
zu konstruiren möglich war, wo andererseits durch
Oxydation und Alterseinfiüsse aller Art Verdun-
kelung der Form des Originals unvermeidlich ist
und Photographie kein verständliches Bild gegeben
hätte, einer Zeichnung von so geübter und sach-
kundiger Hand weitaus der Vorzug zu geben. Die
Darstellungen in der Größe des Originales sind vor-
trefflich und würden selbst ohne den Text nur mit
dem ebenfalls vorhandenen Ursprungsnachweise ein

den Sporn der Latinerzeit, dem Sporn der römischen
Kaiserzeit, dem der Völkerwanderung, der Karolinger,
zu dem der Kreuzzüge. Er behandelt den gotischen
Sporn, den Sporn der Renaissance und geht zu den
ungefügen Formen des 17. und 18. Jahrhunderts
über. Wenn gegen diese Einteilung im wesent-
lichen nichts einzuwenden sein dürfte, so scheint
doch die Spaltung der großen Abteilungen in so
und so viele Unterabteilungen A B C D u. s. w.
viel zu weit zu gehen. Mode in kleinen Bezirken,
Gewohnheiten des Reiters und des Pferdes, in-
dividuelle Neigungen des Sporers und seiner Kund-
schaft im Rahmen allgemeiner Zeitauschauungen und
Bedürfnisse spielen im Kostüm und Waffenwesen
namentlich in der Zeit der Renaissance eine so

Französischer Klappsporn. 17. Jahrhundert. (Aus: Zschille und Forrer, Der Sporn.;

unentbehrliches Urkundenwerk für diesen bisher
wenig beachteten kulturhistorisch ebenso interes-
santen wie wichtigen Gegenstand geliefert haben.

Der Text selbst bildet eine sehr wertvolle Bei-
gabe. Mit großem Fleiße sind die ähnlichen Formen
untersucht, Gleichartigkeiten und Unterschiede klar-
gelegt, und Rücksicht nehmend auf die Fundorte
und soweit als möglich auf die Fundberichte eine
Einteilung nach einzelnen Zeitperioden versucht.
Diese, zum ersten Male über das ganze Gebiet des
Gegenstandes sich erstreckend, ist ein großes Ver-
dienst, selbst wenn man nicht in allen Punkten mit
Herrn Forrer, der etwas die Neigung zu Hypothesen
unterdrücken sollte, übereinstimmt. Manches ab-
solut Falsche ist zurückgewiesen worden, wie z. B.
der unmögliche Radsporn König Bernhards, des
Enkels Karls des Großen, auf manches scheinbar
Unbedeutende die Aufmerksamkeit gelenkt, kaum
eine wichtige Erscheinung scheint vergessen. Vom
klassisch römischen Sporn an, der eben nicht nach-
zuweisen, nur vermutet wird, gelangt Verfasser zu

wichtige Rolle, dass man in Klassifikation der ein-
zelnen Formen nicht zu weit gehen darf. Der Ver-
fasser hat das auch gefühlt und hat sich für alles
das, was er in keine seiner Abteilungen unterzubringen
vermochte, ein eigenes Kapitel „Sporenabnormitäten"
gemacht. Für den orientalischen Sporn, denn der
afrikanische Sporn ist nach Ursprung, Form und
Vorkommen doch auch ein orientalischer, ist der
etwas befremdliche Ausdruck „exotischer Sporn"
gewählt worden.

An mehreren Stellen ist der Versuch gemacht
worden, die Formen und Lage des Sporns in Be-
ziehung zu bringen zu den allgemeinen Kultur-
formen. Allein abgesehen, dass hier gerade ein-
zelnes nicht richtig ist, ist hier nicht annähernd
Genügendes geboten worden. Die Form des Sporns
befand sich überall in unmittelbarem Zusammen-
hange mit der Ausrüstung des Pferdes und der des
Reiters. Für den Griechen ist der Sporn kein Be-
dürfnis, weil er nur „auf Decke", oft einem Tier-
felle, wenn nicht auf nacktem Pferde reitet; Schenkel

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