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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Bruening, Adolf: Der Kronleuchter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0115
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Kronleuchter aus Bronze, 5. Jahrhundert. Aus der ehem. Sammlung Basilewsky.

DER KRONLEUCHTER.

VON A. BRÜNINO.

1. Das Altertum.
ER Wunsch und das Bedürfnis, die zu
bestimmten Zeiten des Jahres sich ver-
kürzenden Tagesstunden zu verlängern
und an die Stelle der natürlichen Licht-
quelle künstlichen Ersatz zu schaffen,
mag so alt sein wie die Menschheit selbst.
Der feinsinnige griechische Geist, dessen schöpferische
Phantasie auch die grauen Nebel der Vorzeit durch
lichte, klare Gestalten zu verscheuchen suchte, knüpft
die Erzeugung des irdischen Feuers an die Person- eines
dem Götterkönige Zeus geistig ebenbürtigen Titanen in
geistreicher Würdigung des Wertes jener Gabe für das
Menschengeschlecht. Lange Zeit mag wiederum ver-
gangen sein, bis man vom ersten rohen Träger und
Spender des Lichtes, dem Holzscheit, dem Kienspahn,
der Fackel dazu kam, besondere Geräte zur Aufnahme
brennbaren Materials herzustellen, bis man den ersten
großen Fortschritt in der Geschichte des Beleuchtungs-
wesens that, der bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts
die bedeutsamste und wichtigste Verbesserung geblieben
ist, den die Menschheit überhaupt auf diesem Gebiete
bis dahin gemacht, bis man es gelernt hatte, vermittelst
eines Dochtes brennbare Substanz aus einem Behälter
der Flamme zuzuführen, um es kurz zu sagen, bis man
die Öllampe erfunden hatte.

Die Erfindung eines so überaus wichtigen Gerätes
setzt einen gewissen Grad der Kulturhöhe voraus, der
von manchen primitiven Völkerschaften noch heutzutage
nicht erreicht worden ist. Noch heute giebt es Gegen-
den, wo der Kienspahn, der Holzscheit einziger Licht-
Kunstgewerheblatt. N. F. VII. H. 7.

Spender ist, ebenso wie auch die schlichte, einfache Öl-
lampe inmitten eines höchst gesteigerten Kulturlebens
noch ein trübes Dasein fristet. Im Orient, der Wiege
menschlicher Kultur, werden wir darum auch die ersten
Spuren jenes nützlichen Gerätes suchen müssen und für
Europa noch längere Zeit als dort jene ursprünglicheren
Lichtspender voraussetzen dürfen. Die wenigen Nach-
richten und Überreste derart, so spärlich und dürftig
sie auch sein mögen, bestätigen unsere Vermutung.
Während das frühreife Kulturvolk der Ägypter schon
mindestens im 3. Jahrtausend vor Chr. die Öllampe
kannte, erscheint sie in Griechenland erst im ö. Jahr-
hundert in allgemeinem Gebrauch. Sie blieb fortan im
ganzen Altertum das vorzüglichste Lichtgerät. Zwar
kannte man auch schon die Kerze, die jüngere Schwester
der Öllampe, deren Erfindung zugleich mit der Ent-
deckung des Dochtlichtes gegeben war — man brauchte
nur den aus Leinwand, Hanf, Papyrus oder Wollkraut
(verbascum) bestehenden Docht mit einer im kalten Zu-
stande erstarrenden Fettsubstanz zu umhüllen — aber
sie blieb, Etrurien ausgenommen, immer das Beleuch-
tungsmaterial der ärmeren Bevölkerung. Zudem lieferte
ja der köstliche Saft der Olive, mit der die Natur jene
südlichen Gegenden bedacht hat, der Lampe ausgezeich-
neten Brennstoff. Auch als komplizirtere Kulturverhält-
nisse von der ein- oder zweiflammigen Lampe zu einem
lichterreicheren Leuchtapparat übergingen, blieb auch
dieser seinem ganzen Charakter nach nur eine größere
Öllampe.

Bekanntlich besteht die Öllampe in ihrer durch den
Zweck bedingten Form aus einem rundlichen Behälter

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