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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Zur Wiener Dekorationsmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0210
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ZUR WIENER DEKORATIONSMALEREI.

allem das neue Hofburgtheater und das kunsthistorische
Hofmuseum, Veith das deutsche Volkstheater. Die
cyklischen Folgen von Deckengemälden der beiden Stiegen-
liäuser des Burgtheaters gehören in künstlerischer wie
inhaltlicher Beziehung zu den bedeutsamsten Leistungen
der Gegenwart. Die gestellte Aufgabe, von Adolf Wil-
brandt beeinflusst, ging dahin, den Zweck des Gebäudes
durch Vorführung von Darstellungen aus der geschicht-
lichcn Entwicklung des Theaters zu illustriren. Dieser
Dekorationsgedanke ist modern, aber nicht neu, denn den
Wandgemälden Kaulbach's im Treppenhause des neuen
Berliner Museums war schon die ähnliche Aufgabe an-
gewiesen, „dasjenige künstlerisch zusammenzufassen, was
in einer unendlichen Fülle von Einzelheiten den Inhalt
der Museen bildet, und so in einer Darstellung der
Hauptphasen der Kulturgeschichte gewissermaßen den
idealen Zweck, dem die Museen dienen sollen, anschau-
lich auszusprechen". Es lässt sich aber mit gutem Ge-
wissen behaupten, dass die Auffassung, welche unsere
Künstler ihrer Aufgabe entgegenbrachten, einen großen
Fortschritt bedeutet, indem sie frei von allem Doktri-
narismus und ohne ihre Werke mit aufdringlich ge-
lehrtem Ballaste zu beschweren, nicht darauf ausgegangen
sind, eine Illustration der Geschichte des Theaters zu
liefern, sondern sich von ihr nur anregen ließen zur
Schaffung freier künstlerischer Gebilde. Das Dekorations-
bild soll kein Historienbild sein, die Erfüllung des
dekorativen Zweckes wird durch strenge geschichtliche
Treue beeinträchtigt; selbst das Geschichtsbild darf sich
Freiheiten gestatten, um wieviel mehr ein Kunstwerk,
das dekorativ sein und wirken soll. Dass hiermit das
vereinbar ist, was man im höheren Sinne des Wortes
historische Wahrheit nennt, liegt in der Natur der
Sache. Die Künstler haben sich mit feinsinnigem Ver-
ständnis auf diesen Standpunkt gestellt und der Architekt
hat ihren Werken Kahmen geliefert, welche die Ein-
fügung der Bilder in die Decke, als Teile eines einheit-
lichen Ganzen, in unübertrefflicher Weise ermöglicht
haben. Die Decke ist durch Quergurte geteilt, die
zwischen sie gestellten Rahmen fallen aber nicht, wie so
oft, heraus, sondern sind in streng organischer Bildung
miteinander verbunden. Welch großes Gewicht Hase-
nauer auf die Wahrung des dekorativen Charakters des
Bildschmuckes gelegt hat, geht daraus hervor, dass er
die Hauptdarstellungen von Geiger, dem trefflichen
Schüler Führich's und Kaulbach's, durch grau in grau
gemalte, Kindergruppen darstellende Seitenbilder flankiren
ließ, welche die Einzeldarstellungen der Hauptbilder in
verwandter aber rein dekorativer Weise wiederholen
und von der Schwere des Geschichtsbildes zu entlasten
bestimmt sind. Das rechte Stiegenhaus enthält von
Gustav Klimt: Altar des Dionysos (im Giebelfeld), den
Thespiskarren, das Globe-Theater in London mit Auf-
führung von Komeo und Julie; von Ernst Klimt: das
Theater Moliere's; und von Franz Matsch: Scenische

Rokoko von Franz Matsch.
Aus Hg, Zwickelbilder im k. k. Hofmuseum in Wien.
 
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