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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Zur Wiener Dekorationsmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0211
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ZUR WIENER DEKORATIONSMALEREI.

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Darstellung auf dem Dionysostheater zu Athen (Decken-
bilder). Das linke Stiegenhaus enthält die Deckenbilder:
Vor dem Theater in Taormina, von G. Klimt; Hans-
wurst auf dem Jahrmarkt, von Ernst Klimt; den antiken
Improvisator und die Mysterienbiihne des Mittelalters
von Franz Matsch. Das Giebelfeld enthält eine Dar-
stellung des Apollo-Altars. Die Technik dieser Werke
ist weder die des Fresko noch die des Leinwandbildes.
Die Bilder sind auf einen aus Marmorstaub und Kalk
hergestellten Verputz in Ölfarben aufgetragen, die Farben-
wirkung ist daher eine höchst eigentümliche, in den Ton
des architektonischen Rahmens ausgezeichnet passend.
Auch die perspektivischen Schwierigkeiten, erhöht durch
den Umstand, dass der Beschauer die Treppe aufsteigend
gedacht werden musste, sind in kaum zu überbietender
Weise gelöst. Neben den Genannten ist aus der Keihe
der jüngeren Künstler, welche das Wiener Burgtheater
geschmückt haben, vor Allem der Prager Hynais, der
geniale Schüler des großen Feuerbach, zu nennen; er setzt
den klassischen durchgeistigten Stil seines Meisters in
erfolgreicher Weise fort. Von einer Berufung Hynais'
an die Akademie wäre das Beste zu erwarten.

Nichts aber illustrirt den Wechsel der Anschauung und
Kichtung, welcher sich im Laufe der letzten zwei Jahr-
zehnte auf dem Gebiete der Wiener Dekorationsmalerei
vollzogen hat, deutlicher als eine Vergleichung der Ge-
mälde, die von Munkaczy, Makart und Berger einerseits,
von den Klimt und Matsch andererseits für das kunst-
historische Hofmuseum geschaffen worden sind. Und
vergleicht man die gesamte malerische Ausstattung dieses
Museums mit den Kaulbach'schen Wandgemälden im
Treppenhause des neuen Museums zu Berlin, deren oben
gedacht ward, so gewinnt man eine klarere Vorstellung
der geschichtlichen Entwicklung der Monumentalmalerei
des 19. Jahrhunderts, als die ausführlichste ästhetische
Betrachtung sie zu erwecken vermöchte. Hier wie dort
nahezu dieselbe Aufgabe, und welcher Unterschied in der
Lösung, in der Stellung des Problems, in der inneren
wie äußeren Kunstform, in den technischen Mitteln! Der
Gedankenreichtum, die große historische Auffassung der
alten Schule hat bei den Nachfolgern die Bedeutung
verloren; die Malerei geht nicht mehr darauf aus, illu-
strirte Kulturgeschichte zu sein; die Verherrlichung von
Ideen liegt ihr heute fern; sie sucht nur Motive zu
selbständiger Verwertung ohne Nebenabsichten, und ihr
letztes und höchstes Streben ist Form, Farbe, stimmungs-
volle Komposition. Ist die Dekorationsmalerei unserer
Tage hierin gewiss den besten Vorbildern der Renaissance
noch nicht ebenbürtig, so steht sie dieser doch un-
zweifelhaft näher als alles, was im Laufe des Jahr-
hunderts vor ihr geschaffen worden. Aber auch, wenn man
Munkaczy's Apotheose der Kunst und Makart's Lünetten-
bilder der klassischen Heroen der Malerei mit den
Werken in Parallele stellt, welche Berger, die Klimt
und Matsch zum fast überreichen Schmucke des Hof-

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