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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Gensel, Walther: Das deutsche Kunstgewerbe auf der Pariser Weltausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0182

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Tisch und Stuhl aus dem Innenraum von SCHNEIDER & HANAU, Frankfurt a. M. Ausgestellt auf der Pariser Weltausstellung 1900.

DAS DEUTSCHE KUNSTGEWERBE
AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNO

1.

ALS im Jahre 1851 die erste Weltausstellung in
London stattfand, waren die »Schönen Künste«
vom Progamm so gut wie ausgeschlossen. Und
als der französische Kommissar, Graf de Laborde, es
dennoch versuchte, die Künstler seines Landes zur
Teilnahme zu bewegen, wurde ihm von fast allen
Seiten erwidert, man wolle sich nicht kompromittieren,
der Künstler gehöre nicht in einen »Bazar«. Der
Zusammenhang zwischen Kunst und Handwerk schien
für immer verloren, und die unausbleibliche Folge
davon, ein allgemeiner Rückgang des Geschmackes,
machte sich bereits deutlich fühlbar; schleunige Hilfe
war unbedingt nötig. Aus diesen Erfahrungen und
Erwägungen heraus entstand de Laborde's berühmter
Bericht über die Londoner Ausstellung, dessen leitende,
später in seinem Buche über die »Vereinigung der
Künste und Industrie« weiter ausgeführte Gedanken
nicht nur in Frankreich den grössten Widerhall fanden
und mit den wichtigsten Anstoss zu der allgemeinen

Bewegung für die Wiederbelebung des Kunstgewerbes
gaben. Aber die in London, Paris, Wien, Berlin,
Hamburg, Dresden, Leipzig und vielen anderen Städten
gegründeten Kunstgewerbemuseen und die überall
emporschiessenden Kunstgewerbeschulen führten im
allgemeinen nur zur verständnisvollen Wiederaufnahme
früherer Stilweisen. Man erinnert sich, welche Be-
geisterung in Deutschland eine Zeit lang für die ita-
lienische Renaissance herrschte, wie dann nach dem
70er Kriege »altdeutsch« die Losung wurde, wie man
dann, der schweren Eichenschränke und Eichenstühle
müde, dem Barock und Rokoko Eingang verschaffte
und schliesslich auch das Empire begeisterte Anhänger
fand. Von einem wirklich modernen Kunstgewerbe,
das seine Formen aus dem Gebrauchszwecke und der
Natur des Materials entwickelt und sich im Dekor an
die Motive der heimischen Fauna und Flora anlehnt
und diese zu stilisieren sucht, kann man erst seit der
Mitte der 80er Jahre reden. Heute erscheint uns die

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