Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

DOI Artikel:
Hellwag, Fritz: Schülerarbeiten der Frankfurter Kunstgewerbeschule
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42
FRANKFURTER KUNSTGEWERBESCHULE

Diese einleitenden Zeilen mögen wie eine Ent-
schuldigung klingen, aber sie sind ganz und gar
nicht so, sondern im Gegenteil als eine Verstärkung
des Lobes, das die Frankfurter Schule und ihr Leiter
vollauf verdienen, gemeint! Die diesjährige Oster-
ausstellung, der die hier abgebildeten Schülerarbeiten
entnommen sind, war ein erfreulicher Beweis dafür,
wie in beinahe allen Klassen die neuzeitlichen Probleme
ihren sieghaften Einzug gehalten und ernsthafte Be-
handlung und Lösung gefunden haben, trotz und un-
geachtet der passiven Außenwelt.
Fünf Klassen seien besonders erwähnt. Die Klasse
für Innenräume, Möbel, Geräte usw., die vom Direktor
Professor F. Luthmer selbst geleitet wird, greift frisch
hinein in die vom Leben des Tages gestellten Auf-
gaben. Wir bringen hier eine kecke Skizze zu einer
Festdekoration für das Frankfurter Bundesschießen,
dann zwei von den Schülern selbst komponierte,
sauber und ehrlich durchgezeichnete, architektonisch
richtig empfundene und klar durchdachte Innenräume,
auf Seite 44 den Entwurf einer Standuhr und die
Preisarbeit eines Schulwettbewerbes für einen ein-
fachen Kronleuchter, wobei die Aufgabe gestellt worden
war, daß an einem kleinen Ort mit ganz bescheidenen
handwerklichen Hilfskräften etwas trotzdem künst-
lerisch Annehmbares geschaffen und billig ausgeführt
werden sollte. — Ferner ist die Bildhauerklasse von
Professor Hausmann neben anderen Arbeiten durch
die große Plastik eines Faustkämpfers, vom Schüler

Schlag, gut vertreten gewesen. — In der Klasse
für Buchgewerbe, geleitet von Emil Hölzl, waren
Schriftproben zu sehen, die für eine erfolgreiche
Pflege dieses jetzt so wichtigen Kunstzweiges zeugten.
Eine Meisterleistung stellte das typographische Ar-
rangement der Festschrift für das Jubiläum des Vereins
»Schnörkel« dar. — Ganz und gar modern gaben
sich die Schüler in Jungnickels Klasse für Lithographie
und Plakatkunst. Hier war dem so unverfälscht jugend-
lichen Geist der österreichischen »Richtung«, die sich
in Farben- und Bewegungsfreudigkeit auszuleben liebt,
weit die Tore geöffnet. Schöne Plakate, gut hin-
gesetzte Akte von charaktervollem flächigen Aufbau,
treffliche Tier- und Porträtstudien waren Beweise,
mit welchem freudigen Fleiß in dieser Abteilung ge-
arbeitet wurde. Die Holzschnitte, teilweise direkt vor
dem Modell geschnitten, waren von auserlesener
Qualität.
Die größte Freude erlebte man aber doch in der
Klasse des seit mehr als zwanzig Jahren an der An-
stalt wirkenden Heinz Wetzel. Hier sind Gründlich-
keit und Geschmack im Unterricht aufs innigste ver-
schmolzen und haben Resultate gezeitigt, wie man
sie kaum an anderen Schulen wiederfindet. Man
möchte diesem Künstler wirklich einen nachhaltigeren
Wirkungskreis wünschen, denn durch die passive
Resistenz des Frankfurter Publikums erlahmt die
Widerstandskraft der von ihm ausgebildeten Schüler
am Ende leider doch, das ließ die gleichzeitig in
 
Annotationen