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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Ulbrich, A.: Königsberger Kunstgewerbe
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Schulze, Otto: Die Arbeiten des Bildhauers Hermann Fauser - Iserlohn
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0139
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Weise hat sich Balzer auch auf dem Gebiete der Er-
innerungs- und Denkmünzenkunst betätigt. — Ein
prachtvolles Grabdenkmal ist auch nach den Ent-
würfen von P. Arnold auf dem Domfriedhof ausge-
führt worden.
Unter den kunstgewerblichen Privatschulen sind es
besonders die Schul-Werkstätten von Gertrud Windel-
band, jetzt Ostpreußische Werkstätten Amalienau be-
nannt, in denen jungen Mädchen und Frauen eine um-
fassende zeichnerische und kunstgewerbliche Ausbil-
dung zuteil wird. Hier werden Natur- und Kunstformen,
Köpfe, Tiere, Landschaften, Blumen, Stilleben, Innen-
räume, Kostüme und dergl. gezeichnet und gemalt
und Pinselübungen veranstaltet, hier wird modelliert
und entworfen. In den eigentlichen Werkstätten er-
streckt sich der Unterricht und die Ausführung auf
Stickerei, Weberei, Malerei, Plakat, Buchschmuck, Buch-
einband, Handvergoldung, Dekoration und auch auf
Schneidern künstlerischer Frauenkleidung. Bei den

Entwürfen wird in erster Reihe auf Einfachheit und
Zweckmäßigkeit, auf die Bedeutung des Flächenmusters,
auf die Flecken- und Linienwirkung, auf die Verwer-
tung von geometrischen und Pflanzenformen und auf
die Ausführung in den in Frage kommenden Tech-
niken geachtet. Besonders geübt wird auch der ein-
und mehrfarbige Linoleumdruck, der für Kissen, Klei-
dung, Buchschmuck und viele andere Dinge eine sehr
geeignete Schmucktechnik liefert. Über das, was in
den Schulwerkstätten erreicht wird, geben die ver-
schiedenen Abbildungen selbst die beste Auskunft.
Hingewiesen sei besonders auf das »Goldene Buch
der Stadt Allenstein«, eine in jeder Beziehung ganz
vortreffliche Arbeit, auf das »Goldene Buch der Stadt
Königsberg«, gleichfalls eine gediegene Leistung, auf
das handbedruckte Kleid, von einer Schülerin ent-
worfen, und auf die mehrfarbigen Handdrücke.
Wie rege sich die Frauen an dem kunstgewerb-
lichen Schaffen Königsbergs beteiligen, das beweisen
die ungemein duftigen Strickereien aus feinstem Spitzen-
zwirn von Frau Marie Willutzki, die farbig wirksamen
Knüpfteppiche von Elisabeth Schmidt, die sich zur
Erlernung der Technik selbst längere Zeit im Oriente
aufgehalten hat, und die verschiedenen aus Holz an-
gefertigten Spielwaren mit beweglichen Gliedern von
Luise Dannehl. Man beachte hier, wie fein die Formen
und Bewegungen der Tiere erfaßt und in geschickt
stilisierter Weise ausgesägt sind. Der Wert all dieser
Arbeiten liegt auch mit darin, daß es sich durchweg
um eigene Entwurfserfindungen handelt, die dann in
technisch einwandfreier Weise in die Wirklichkeit um-
gesetzt sind. Zu den Arbeiten von Frau Willutzki
sei nur noch bemerkt, daß sich manche Muster und
Figuren erst während des Strickens ergeben haben.
Das, was hier vorgeführt worden ist, gibt ein
einigermaßen abgerundetes, wenn auch kein voll er-
schöpfendes Bild der gegenwärtigen kunstgewerblichen
Tätigkeit im Osten. Es umfaßt naturgemäß nur die
Arbeiten der in dem Kunstgewerbe-Verein zu Königs-
berg i. Pr. für die Provinz Ostpreußen zusammen-
geschlossenen Kunstgewerbetreibenden, aber auch diese
nicht ganz, weil es eben nicht möglich gewesen ist,
von manchen tüchtigen Arbeiten Abbildungen zu be-
kommen.

DIE ARBEITEN DES BILDHAUERS HERMANN FAUSER-ISERLOHN

Die Redaktion vermittelt uns hier eine Auslese von
Perlen neuzeitlicher Metallarbeiten, die, trotz-
dem sie sich uns bescheiden und anspruchs-
los darbieten, sofort für intimere Betrachtung in An-
spruch nehmen. Es sind Gebrauchs- und Ziergegen-
stände aus Kayserzinn, verschiedene Schmuckstücke
und ein monumental aufgebautes Ehrengeschenk. Ob-
gleich mit dem Wort Kultur in unseren Tagen ein
ziemlicher Unfug getrieben wird, möchte ich für
diese Metallarbeiten in Anspruch nehmen, sie in
ihrem Dreiklang nach der künstlerischen, geschmack-
lichen wie technischen Seite als kulturelle Schöpfungen

der angewandten Kunst zu bezeichnen. Es bedarf
wohl kaum einer Gegenüberstellung mit einer Reihe
ähnlicher Erzeugnisse des übergroßen Marktangebots,
um diesen Ausspruch gerechtfertigt zu finden. Ganz
besonders muß hervorgehoben werden, daß es sich
eben bei diesen Zinngeräten wie bei den Schmuck-
sachen nicht um unerschwingliche, mit Künstlerhonorar
belastete Einzelerzeugnisse handelt, sondern um jene
gute, geschmacklich hochstehende Werkbund-Ware,
die vom Ladentisch weggekauft werden kann.
Der gute Name Kayserzinn findet bei Betrachtung
der hier abgebildeten Geräte aus diesem edlen Metall

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