Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1901)
DOI Artikel:
A., ...: Kunst für Alle?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0056

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wührend wir diese Zcilen schrciben, rüstet man sich in Dresden
zum „Kunstcrziehungstag". Der ist nicht von den Kunstivart-Arbeitern ein-
bcrufen worden, ivir sind auf ihm nicht Wirte sondern nur Gäste. Aber diese
Wochen sind günstig, um Mißverständnisse aus der Welt zu schaffcn, die,
um das nicht ganz glückliche Wort zu brauchen, mit dem „Kunsterziehen"
zusammenhangcn. Ünd ivir bedürsen allesamt Klarheit über unsre Auf-
gaben sowohl ivie über die Stellung, die ivir Einzelnen dazu cinuehmen.
Der Kunstwart im besondcrn ist längst kcin reiues Diskussionsblatt mehr.
Jn neuen und ungeklärten Fragen zwar lassen wir gern auch Anders-
denkendc zu Wort, scheiut uns eine Sache spruchreif, so haben ivir aber
auch selbst zu sprechcn.

Um so mehr, als über die Ansichten und Absichten unsrcs Blattes
immer noch Jrrtüiner verbreitct sind, und nicht nur unter Gegnern. Jch
greife eine kleine wohlwollcnde Bcsprcchung heraus, dic kürzlich in der
„Gesellschast" über unsrc Bücklinmappe erschicnen ist. „Mag man auch",
so hies; es da, „den in unentwcgtem Jdealismus unvcrbesscrlichcn An-
schauungen dcr Kunstwart-Lcutc noch so skeptisch gegenüüerstehcn (Kunst
für Alle ist und bleibt cin Traum, und nicht einmal ein schvner), so
wird man doch an dicser Mappe bei längerem Betrachten manchc Freude
erleben." Nedcn wir vom „Jdcalismus" cin ander Mal, und nehmen
wir heute die Fragc aus: wie stehen wir zu dem Gedauken, den das
Schlagwort „Kunst für Alle" andeutct?

Was unser Herr Kritiker zwischen seine Klammern schaltet, setzt
also als selbstversiändlich voraus, das; wir den „Traum" eiucr „Kunst
für Alle" mitträumen. Nun, wir haben den Ausdruck „Kunst für Alle"
zur Bezeichnung unsrer Absichten niemals gebraucht, wir haben ihn viel-
mehr stets mit Sorgfalt vermieden. Und wir glaubcn, wir hatten dazu
den ausreichenden Grund, — das; cr ein Konfusionsnest gefährlichster Art
ist. Was heiht hier „Kunst" ? Wcr sind „Alle" ? Was hcißt „für" ?
So.lange wir uns darüber nicht auscinandcrsctzcn, ist „Kunst für Alle"

Aunstwart 2. Vktoberheft
 
Annotationen