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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 4 (2. Novemberheft 1901)
DOI Artikel:
Schwindrazheim, Oskar: Lässt sich die Bauernkunst wieder beleben?
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0164

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einfach, ehrlich, sröhlich müßte sein, was sie in Wort nnd That predigen,
Treue gegen Stammesart, Licbe zu Gottes schüner Natur müßte dabei
sein; ein wenig Eigensinn und eine gesunde Abneigung gegen Medaillen
könntcn sie auch pflanzen. Ausstellen, alles flugs an die große Glocke
hängen, Werke herausgeben, in denen sie renommierten: ,Es ist erreicht!"

— all das dürften sie nicht. Sie müßten zufrieden sein kvnnen mit
dem Bewußtsein, die ihnen anvertrautcn Gaben aufs Beste im Dicnste
ihres Volkes vcrwandt zu haben, müßten sich begnügen können mit
der Hoffnung auf ein dereinstiges Aufgehen ihrer Saat.

Eine phantastische Jdce? Jmmerhin, ich dächte, Wanderlehrer habcn
wir auf dcm Lande doch schon, die Weben, Bicnenzucht und andere
schöne Dinge lehren. Daß Künstlcr sich ganz aufs Land setzen, ist auch
schon vorgekommen. Daß Künstler nicht berühmt werden und das auch
gar nicht beabsichtigen, soll auch schon vorgekommen sein, ohne daß sic
deswegen nichts getaugt hätten — man munkelt sogar davon, daß das
Gegenteil bisweilen der Fall sei. Es brauchten schließlich nicht einmal
Künstler zu sein; etwas handgeschicktc, für volkstümliche Kunst begeisterte,
mit der alten Kunst vertraute und dem guten Neucn nicht unfreundliche
Männer anderer Art, wie Pastoren, Lehrer u. s. w. uud ihre Frauen
könnten auch viel thun — der Pastor Wilhelmi zu Kotelow in Mecklen-
burg beweist es.

Aber ob das der Kunst auf dem Lande wirklich nützcn würdc?
Ob überall sicher? Ob nur ausnahmsweis einmal? Qb auf die Dauer?

Jm allgemeinen wird's langsam gehen. Und das ist gut! Es
gibt nichts Schädlicheres, als schnelle Scheinerfolge. Jm übrigen wird's
wohl verschieden sein, wie's früher auch verschieden war. Hicr könnte
ich mir leichten und sicheren Erfolg denken, dort wird's schwieriger scin

— genau so, wie bei unsercn Besserungsbestrebungen in der Stadt.
Handeln wir also auch hier!

Jedenfalls, je ernstcr und gründlicher wir's mit der Neform unseres
stüdtischen Bauens und Gewcrbctreibens nehmcn, je mchr helfen wir
auch, die Dinge auf dem Landc zn besscrn. Es muß noch manches
dazu kommen (auch daoon sprechen wir noch einmal), einc große Haupt-
sache aber, wenn wir draußen vor dcu Thoren besscrn ivollen, ist, daß
wir drinnen bei uns selber bessern. Gskar Schwindrazl,eim.

^ose klätter.

Sellicbte von kicbarck Oekrnel.

Vorbemerkung. Richard Dehmel hat soeben „Ausgemählte Gedichtc"
bei Schuster und Löffler in Berlin herausgegeben. Wir begrüßen das init
Freude, denn als eine beachtenswerte Persönlichkeit von deutlichcr Eigcnart
und sehr außergewöhnlicher Begabung erscheint Dehmel auch uns. Zu seincn
unbedingtcn Bewunderern gchören wir allerdings nicht, dcnn ein Lyriker
im Sinne unserer Großen ist Dehmel unserer Mcinung nach keineswcgs.
Nur ganz ausnahmsweise cinmal gcstalten sich aus scineni Fühlcn auch für
unser Auge Krystalle, die in Ruhe eindringlich leuchten, bei weitem die meisten
seiner Gebilde verratcn vielmehr ganz auffällig cine wirrc Hast des Anschauungs-
lebens. lleime künstlerischen Schens freilich brcchen aller Augcnblickc bei ihm
hervor, aber sie gelangen nicht zur Entwicklung, sie überwachsen, ersticken
Aunstwart
 
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