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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 7 (1. Januarheft 1902)
DOI Artikel:
Batka, Richard: "Gebrauchsmusik"
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Der "Sezessionsstil"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0356

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Jch weitz nicht, ob man irgendwo Vossens „Neujahrslied" mit
der Musik des braven I. A. Pcter Schulz noch singt, trolzdem
es die „Modernen Flugblätter" in ihren Reigen aufgenommen haben.
Da Hugo Wolss auch im Kunstwart veröffentlichtes Lied „Zum Neuen
Jahr" als Kirchengesang gedacht ist, schlage ich am liebsten noch Schu-
manns letztes Stück im Jugendalbum auf. Da ist's, als sähe man
den Meister inmitten der Seinen, das Feuer im Kamine flammt, die
Punschgläser klingen, in die Feierstimmung mischt sich als Untcrgefühl
zuweilen das mclancholische Bewutztsein: „Schon wieder ein Jahr dahin!"
Aber dann verliert es sich in dem vorwaltenden und immer kräftiger
anschwellenden, hoffnungsfrohen Gesamtempfinden.

Kommt nun das Fest der heiligen drei Könige dran, so wcitz ich
allerdings ein seltenes Prachtstück anzuführen. Goethes „Epiphanias"
mit einer Musik von Hugo Wolf —- das mutz ja einen guten Klang
geben! Wolf komponierte das Gedicht für die Kinder des befreundeten
Köchertschen Hauses, die es im Kostüm sangen und darstellten. Unsere
Leser finden es diesmal als unsere Notenbeilage und mögen dazu iroch
den besonderen Begleittext vergleichen. Wenn sie ein Uebriges thun
wollen, halten sie daneben noch das oben erwähnte „Christoph, Ruprecht,
Nikolas" von Bierbaum-Hausegger, dem es vielleicht als Vorbild diente,
wobei sie dann freilich die unvergleichliche Naivität und Ungezwungen-
heit Goethes im Gcgensatze zu Bierbaums Gemachtheit besonders schätzen
lernen werden. Was dic Musik anlangt, so sitzen dem juugen Hausegger
die Meistersinger noch etwas zu fest in den Ohren, wogegen bei Wolf
volle Ursprünglichkcit und reife Gestaltungskraft zutage tritt.

Aber keine kritischen Einzelheiten hier! Hätten wir nur mehr
solcher Sachen für das musikalische deutsche Haus! Am Ende findet,
wer unsere unübersehbare Literatur daraufhin sorgfältig durchforscht, noch
mancherlei dieser Art. Wir werden ihm dankbar sein, wenn er uns
darauf hinweist, damit wir's zu allgemeinem Nutz und Frommen be-
kannt geben künnen. Auf Gebrauchsmusik fttr Ostern und Pfingsten
wollen wir zu sprechen kommen, wenn's an dcr Zeit ist.

R i'ch ast d B a tck'a.

Oer „Se^sssionsslii".

Was unter dem Titel „Sezessionsstil" in Deutschland umgeht, ist
ein besonders lehrreicher Gegenstand für die Pspchologie der Mitzver-
ständnisse.

Jch will ein wenig weit ausholen. Sezession — die „Absonderung"

-— nannte sich, nach dem Vorbilde der ssoassio plobis in monkom saornm
im Jahre so und so viel vor Christus in Rom, eine Ausstellungs-
vereinigung in München, nachdem die Mitglieder eingesehen, datz sie im
Rahmen der alten Ausstellungsvereinignng ihre Ziele uicht erreichen
konnten, und sie suchte diese Ziele nun auf eigne Rechnung zu erreichen.
Die Absichten waren im wesentlichen solche ausstellungstechnischer Art,
durch deren Durchführung sie und die übrigen „Sezessioncu", welche
folgten, reformierend wirkten. Ein einheitliches Kunstprogramm haben
die Sezessionen nie besessen und wollten sie nie besitzen. Jm Gegen-
teil: immer und immer wieder betonten sie, datz jede ehrliche Kunst-
Aunstwart

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