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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 7 (1. Januarheft 1902)
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Der "Sezessionsstil"
DOI Artikel:
Weber, Leopold: Sprechsaal: in Sachen Maeterlincks
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0360

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der Anregung, um Bewegung in die Massen zu bringen. Meine Nutz-
anwendung von allem Gesagten soll lediglich die sein: man werfe das,
was heut überall als „neuer Stil", als „Jugend"-Stil, als „Sezessions"-
Stil angepriesen wird, ja nicht in einen Topf mit dem, was eine Hand-
voll ernst strebender Menschen erst erreichen will, üeileibe noch nicht er-
reicht zu haben beansprucht. Wer um sich herum würdige Gegenstände
versammeln will, der muß noch selbst dazu thun. Fertig vorrätig an
jeder Straßenecke findet er sie nicht. PaustSchuItzc-Naumburg.

sprecdsÄÄl.

2'u Sscker, dlaererlincks.

Bonus erwähnt meiner Poesie in seinem Aufsatz über das „Mystische"
(Kw. XV., Z) in einer Weise, die ich nach dem ganzen Zusammenhange
nur als eine ehrcnde empfinden darf, so daß die folgenden Beinerkungen
gewiß nicht als eine oratio pro ckomo aufgefaßt werden können. Sie
möchten sich nümlich gegen die hohe Wertschätzung wenden, die Bonus
Maeterlinck im besonderen entgegenbringt, so sehr ich mit den allge-
meinen Ausführungen Bonus' über das Mpstische einverstanden bin.
Ja, ich gebe ihm da fürs erste nicht nur zu, daß Krankhcit vieles lehrt
und Tiefen aufschließt, die der Gesunde nicht ahnt, sondern ich möchte
noch darüber hinaus betonen, datz Blenschen von irgendwie stärkerer
Veranlagung nur ganz selten ohne erhebliche seelische Erkrankungen
durchs Leben gehen werden. Was bedeutet denn schließlich „Mensch
sein" in tieferem Sinne anderes, als sich zu seiner natürlichen Stellung
im Weltganzen, d. h. zu innerer Harmonie und Gesundheit erst durch-
kämpfen und so das Stück Lebcn, das uns zugefallen, sich selber
erobern zu müssen. Nun aber: besteht nicht ein großer Untcrschied
darin, ob sich in dem Zustande des Erkrankten Anzeichen dafttr ent-
decken lassen, daß die Krankheit ihm nur eine vorüberg ehende Ent-
wi cklungskrankheit ist, oder ob sie ihm ein bleibendes Ver-
hängnis bcdeutet? Ferner ist es etwas anderes, ob ich noch den
Erkrankten selber oder den im wesentlichen schon Gesundeten
von seiner Krankheit erzühlcn höre. Damit ist freilich nicht ausgeschlossen,
daß auch die in unserm (nicht pathologischen) Sinn rettungslos Er-
krankten durch ihrc Kundgebungen mächtig und tief ergreifen können.
Daß abcr Bonus, dcr mit den obigen Ausführungen wohl so ziemlich
einverstanden sein dürfte, diese mächtige und tiefe Wirkung, wie doch
aus dem Ton seines ganzen Aufsatzes sich crgibt, Maeterlinckschen
Sachen gegenüber verspürt, darüber kann ich meine Verwunderung nicht
unterdrücken.

Erstlich einmal ist es doch schon recht auffällig, daß so sehr viele Dramen
Aaeterlincks (alle, die ich persönlich kenne) im Großen und Ganzen denselben
Jnhalt haben. Es ist das Grauen des bewußten Jchs vor den ungeheuren
Mächten des Alls, im besonderen vor dem persönlichen Vergehen, was
Maeterlinck immer wieder schildert. Eine solche Beschrünkung spricht
von ciner Enge, wie sie bei kräftigen und tiefen Naturen doch wohl
nicht oft vorkommt. Jmmerhin könnte sich trotz dieser Enge eine gewisse
Mannichfaltigkeit und in ihr Größe und Gewalt des Wesens zeigen; denn
Aunstwart
 
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