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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 8 (2. Januarheft 1902)
DOI Artikel:
Schneider, Camillo: Großstädtische Friedhöfe
DOI Artikel:
Weber, Leopold: Sprechsaal: letzmals in Sachen d'Annunzios
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0410

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auch in Ohlsdorf mil der Zeit noch viel mehr Leben in die Gruppierung
der Stauden und Sommerblumen bringen lassen, als der gute Anfang
jetzt schon zeigt.

Die rein architektonischen Teile in Qhlsdorf, unter deneii, so lange
das Hauptgebäude noch nicht ausgeführt ist, die verschiedenen Kapellen
heroortreten, erscheinen mir immerhin weniger bedeutungsvoll als die
gartenkünstlerischen. Aber selbst die eiserne Umfriedigung des Ganzen,
die Brücken, dic Wegweiser, kurz und gut alle Dinge, die nicht zu dem
vom Geschmack des Einzelnen abhängigen Grabschmuck gehören, sind
von Direktor Cordes entworfen und zeigen nun deutlich persönlichen Geist.

Um nicht falsch verstanden zu werden, möchtc ich zum Schluß
meine Eindrücke nochmals kurz zusammenfassen. Jm Prinzip konnte ich
mich weder ausschlietzend sür die „gcometrische", noch für dic „gemischte"
Art der Anlage solch' grotzcr Zentralfriedhöfe anssprechen, denn bcide
Stile lassen meiner Ueberzeugung nach vortreffliche gartenkünstlerische
Gestaltung zu. Datz in Wien der rcgelmätzige Stil versagt, liegt nicht
an ihm, sondern an der Art seiner Ausgestaltung. Jn einer Anlage
wie Ohlsdorf ist die Gefahr, in Eintönigkeit zu verfallen, weit weniger
grotz. Jch möchte dem gemischtcn Stile deshalb überall da den Vorzug
geben, wo es aus rein materiellen Gründen unmöglich erscheint, eine
geometrische Anlage zu einem wirklich einheitlichen imponierenden Ganzen
auszugestalten. Beim gemischten Stilc wird ein Mitzlingen cinzelner
Teile nicht so stark empfundcn. Es ziehcn stctig wcchsclnde Bilder an
uns vorbei, von denen wohl immcr einige uns vollen Genutz gewähren
können. Ohlsdorf ist in sehr vieler Hinsicht eine ganz vortreffliche
Schöpfung zu nennen. Wir dürfen indes auch ihrc Schwächen nicht
außer Acht lafsen, wenn wir noch weiter kommcn wollen, und wir
könncn nach weiter kommen. Lamillo Aall Schncider.

kdetrtrnals in 8acken O'Unnunrios.

Da die Bewegung für DÄnnunzio in Dentschland cine tzöhe erreicht hat,
die ihn für viele Kreise geradezu in den Mittelpnnkt des literarischcn JntcresseI
stellt, so geben wir gern einem geachteten Bnhnenleiter das Wort, der an der
Propaganda für diesen begabten Jtaliener sehr wesentlich beteiligt ist. Er ist
gewiß wie wenige besähigt, uns zn sagen, was eigentlich an diesem Jtaliener
anch wir Deutschen vor dcr Bühne bewnndern sollen. llnd eben dcShalb wcr-
den seine Worte vortrefslich geeignet sein, ihnen unsre eigene Meimmg gegen-
überznstellen. Rechi lehrreich scheint nns diese Entgegnung übrigens auch da-
für, mit welcher „Genauigkeit" hentzntage kritische Einwände gegen eine gang-
bare Meinung nachgeprüft werdcn, nnd anderseits: wie einfach man auf dem
Theater dann nnd wann dcn Schwüchen der Werke nachhelfen zn künnen glaubt.

I.

Man hat den Dcutschen mit Ncchr oft dic bedingnngslosc Bewunderung
für alles Fremde vorgeworfen. Als Gegengewicht suchen kühle Bctrachter diescn
kosmovolitiscben Zug cinzndämmen. Aber die Thatsache spricht doch eben
dafür, datz wir ein künsrlerisch hoch entmickeltes Bolk sind, fühig, fremden
Runstwart
 
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