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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 9 (1. Februarheft 1902)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0445

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),O8e Vlätter.

^ s )as ivir im folgcnden zum bestcn gebcn, dazu braucht's „eigentlich" keine

Worte. „Dcr schvne Mensch" aus der „Jugend" bedeutet so etwas,
wie cin nllgcmein-asthetisches Präludium, dann abcr tritt unser würdiger und
strenger Literaturhistorikcr Ndols Bartels singend in der hohen Kunst der
Stanzen aus den Plan. Zu scinem „Pegasus zu Hoppcgarten", cincm
Stück aus dem jetzt von Diederichs in Leipzig verlegtcn satirischon Zeitbild
„Der dumme Teufcl", wollen wir nur bemerkcn, datz es !8yz geschrieben ist.
Als es damals im Drnck crschien, ist Bartels schlimm drob verlastcrt worden
— wic sieht's nnn heute aus, hat unscr Bestgehatzter damals wirklich so
falsch gczcichnct? Auf dcn „Altmodischen" folgte ein „Moderner", Gumppen-
berg, der „das tcutschc Dichterroh" auch bei uns zwar nicht in allcn,
abcr doch in einigen Gangarten vorreitet. Wir weisen auf scin im Verlagc der
„dcutsch-französischen Rundschau" zu München erschienenes Parodienbnch umso
liebcr hin, als Gumppcnbergs Stücklcin, in lleberbrettln gern deklamicrt, doch
gar zu flüchtigen ätherischen Oelcs sind, als daß im grotzen Ranm nicht viel
von ihrcm Aroma verflöge. Scit langem tritt hier zum ersten Mal ein Sati-
rikcr auf, der spottet, indem cr darstcllt, also: der künstlerisch spottct. — Zu
den übrigen Textcn braucht's kein Begleitwort.

Aber die Bilder, die dazwischcn gedruckt sind, die bitten unsrc Leser,
nicht glcich, sobald man chber dcn Witz gclacht hat, beiseite gelegt zu werden,
denn es sind samt und sonders Äunstwerke, und sind zum Teil bcdeutcnde
Ännstwerke, die wir hier durch das übcraus sreundliche Entgegenkommen der
bctciligtcn Verleger, sowcit sich's mit unserm Format vertrng, sogar nach den
Originalstöcken zeigcn dürfen.

Wcr wcitz, ob nicht in der dcutschen Kunstgeschichte des vorigcn Jahr-
hundcrts auf mchrere Jahrzehnte hin die Geschichte der Zllustratorcn als das
Erfrculichstc crscheinen wird! Während unsre „hohe Kunst", wenigstens svweit
sie allgemein in Gunst stand, in dcr antiken Toga oder in sonst irgcnd eincm
hergelichenen historischen Kostüm tragiertc, bliebcn die Zeichncr nicht nnr der
deutschen Art getreu, sondcrn bei der abertausendfachen Verbreitung ihrer
Blättcr auch in stetcm Zusammenhange mit dem Volk. Und unter den Zeich-
nern waren die Humoristen ncben Ludwig Richter (dem übrigens auch der
Schalk im Nacken satz) mit die eiiislutzreichsten, besonders seit sie bei dcn
„Fliegcnden Blättcrn" ihren Sammelort fandcn. Es ist mir eine aufrichtige
Freude, auch in dicsem Zusammcnhange daran zu erinncrn, daß die Verdienste
der „Fliegenden" nm unsre Kunst gar nicht zu überschätzcn sind: nicht nur die
Fröhlichkeit hat hier cine saubere Stubc gefundcn, in dcr allc Zeit gut Sein
war, ncin, sic waren Jahrzchnte lang auch das beste deutsche Kunstblatt, das
einzige, das mit scinen vortrefflichcn Holzschnittcn nach vortrefflichen Zeichnungen
vom Fcls zum Mccr Frcude an bildlich darstellender Kunst auch dorthin trug,
wv man sich ihres Wesens als Freudc an der Kunst gar nicht bewutzt ward.
Und wenn sich seit kurzem xicue geistige Bedürfnisse neuc Lrgane geschaffen
haben, so sind die „Fliegenden" doch noch heutigcn Tages das beste humo-
ristische Familienblatt, was auch ctwas sagcn will.

Freilich, untcrschäyen dürfen wir dcshalb die jüngercn teilwcise feind-
lichen Gcschwistcr nicht. Ilntcr ihnen die besten sind, dem Altcr nach Zwillinge,
die „Jugend" und der „Simplizissimus". Das Hauptverdienst der

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