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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1902)
DOI Artikel:
Batka, Richard: Strauß gegen Wagner?
DOI Artikel:
Schumacher, Fritz: Denkmalkunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0615

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den Leuten seine Possen trcibt? Hosfcn wir, daß die dämonische Untcr-
strömnng seincs Wcscns ihn nicht in dicscr Nichtung wciterreiße —
es wäre ein schwercr Vcrlust sür unsere ^onkunst, wenn seme herrlichc
Begabung sich im Dickicht eines an dustenden nnd prangenden Blüten
noch so rcichen Virtuosentums aufbrauchte. Richard Ratka.

venkmalskunst.

(Schluh.)

Erst neuerdings beginnt sich in unserer Zeit unter Führung von
Adolf Hildebrand die Anschauung Bahn zu brcchen, daß sich auch bci der
Skulptur als Selbstzweck, bci dcm freien plastischcn Kunstwerk, aus
physiologischen Gesctzcn des Sehcns und technischen Gesctzen dcs Ent-
stehens cine Stilausfassung für die bildende Kunst entwickeln muß, die
jener instinktiven architektonischen Stilisicrnng cng verwandt ist. Das,
was Ndolf Hildebrand in scinem „Problem dcr Form" die Uinstilisierung
eines Naturvorwurfs im Sinnc der „Nclief-Auffassung" nennt, kommt
auf dieselben Ergebnisse heraus, die Architektur und Plastik miteinander
in inncre Wcsensgemeinschaft sctzcn. Wir könncn hier auf die Entwick-
lung diescr fcinsinnigen Jdcengänge nicht im Einzelncn cingehcn, nach
cincr bestimmtcn cngbegrenzten Richtung spitzt sie sich bei Hildebrand zu
einem Gcgensatz zu, dcr zur Belcuchtung der ganzen Nnschauung als
Stichprobc instruktiv ist: zu dem Gegensatz, zwischen der in Thon gc-
dachtcn und dcr in Stein gedachten Skulptur. Dcr Bildhaucr pflegt
seine künstlerische Absicht, wcnn er sie in Stein ausführcn will, bckannt-
lich zunächst als Modell in Thon zu formcn: aus dem Nichts cntstcht
die Form durch Ansctzen von Masse. Beim cigentlichcn Endprodukt des
Schaffcns abcr, dcr in Stcin gehaucnen Statue, ist das Vcrhültnis
gerade nmgekehrt: die Massc, der Stcin, ist vorhandcn nnd die Form
ontsteht dadurch, daß man durch Wegnchmcn in die Flächen dieser
Ntassc hineinarbeitet. Es liegt auf der Hand, daß in der Phantasic
dcs Künstlers sich cin ganz vcrschiedencr üsthetischcr Vorgang abspiclt,
je nachdcm, ob cr beim Schaffensakt scine Form sich cntstchcn dcnkt als
herausgeschält aus dcr bindcndcn Masse odcr frci aufgebaut nus dem
Nichts. Und dadurch, daß diese cntgegengcsctzten aus dem Wesen dcs
Thons und dcm Wcsen des Stcins entspringendcn Auffassnngen der
Form sjch an cinem und demselben Werkc in sciner ersten Kon-
Zeplion und scincr schlicßlichen Darstellung kreuzen können, ist cine Qnclle
der Stillosigkcit in unserc Skulpturentwickelung gekommen, dercn Wir-
kungen sich gerade in der Plastik unscrer Tagc fühlbar macht.

Das mag im crsten Augenblick cine spitzfindige Unterschcidung er-
scheinen. Und doch licgt in ihr dasjenige vcrborgen, was Plastik und
Architektur in monumentalcm Sinne trennt oder zusammengchen lüßt;
hier ist die Wasserscheide, dic auf der einen Seite führt zur malcrisch
empfundencn Skulptur, dic hinübcrlcitet zum stilistischcn Anarchismus
und aus der anderen Seite zur Strcnge und Geschlosscnheit eincs großcn,
monumcntalen Stils.

An dicscr Trennung zwischcn rein plastisch und architcktonisch auf-
gefaßtcr Skulptur, die eigentlich dasselbc sein müßte, liegt es zum

2. Märzhcst tyo2
 
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