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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 12 (2. Märzheft 1902)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0630

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Der frischeWanderer, während derSchmied sofort wieder arbeitet:
Und wenn ich recht ermesse, Meister Schmied,

Pfeift aus dem Atem noch ein ander Lied.

Du warst nicht kleinlich, nur bcdacht hiuieden,

Du hast die düstren Wege nicht gemieden.

Du hast wie Gott vor Freveln nicht gebangt.

Du hast mit rücksichtsloser Kraft verlangt.

Der Schmied, schon wieder ganz von der Arbeit erfaht:

Es blitzt . . . es glünzi . . . es raubt mir sast den Sinn.

Seht doch nur hin . . . den Glanz . . . scht doch nur hin.

Jch bin der Schmied . . . mich fahtc nicmals Grauen.

Jch hab mich ohne Zaudern eingelasscn . . .

That leben und geniehen ohne Mahen . . .

Nur still! nur still . . bis ich die Steine habe . . . !

Nur laß dein Reden!

Der frische Wanderer:

Grabe, Meister, grabe!

Nur sollst du wissen, tief im Blute ringt
Am Zweck und Namen eine Seligkeit.

Die Schönheit ringt aus Blutes Dimkelheit.

Das Blut möcht eine Seele sich gebärcn,

Der alle Weltcn wie im Traum gehüren.

Aus Mcnschenblute dringcn immer wicder
Der Gottheit sonncnheiße Glaubenslieder.

Jm Menschcnblut, das ist der heihe Saft,

Darin dcr Geist sich Paradiesc schafft,

Draus Götter leuchten in gehcimem Strahl,

DrauS Liebe umweht wic im Edenthal . . .

(Wie der Schmicd nicht hört, hastiger.)

Aus Menschenblut geht aller Teufel aus.

Allein im Mcnschenblnte hält er Haus.

Nicht Jenscits odcr drauhcn . . . Gott noch büser . . .

Jm irdenen Fleisch und Bein ringt der Erlöser . . .

Ter Schmied, hastig grabend, ohne noch zu hören:

Beim Hammer! Hol der Teufel deine Trüumc!

Jch seh es blinken . . . wundorliche Räume!

Jch will es grcifcn . . mit den Händen . . ganz . . .

Was nutzt mir denn dcr Worte Himmelsglanz . . .

Jch will es mit dcn eignen Hünden fassen,

Und dann den Stein wahrhaftig nicht mchr lassen.

Sei still und stür mir nicht das starke Werk!

Ein Zwcrg war ich bisher, elcnder Zwerg.

Mir glüht und strahlt der küstlichste Gewinn
Den Schatz!

Fort . . . fort . . ob Wirklichkeit, ob Traumgespinn I
Nur fort von hier! (Er hat mtttend nach ihm gcschlngen — ohnc
Acht, dah dor Wanderer in dicsem Augenblick wie halb
verweht, sofort fiebernd weitcr arbeitcnd.)

Was ich auch jemnls that!

Jch thäte allcs, thäte nvch viel mehr!

Aunstwart

K8§
 
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