Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

DOI Heft:
Heft 13 (1. Aprilheft 1907)
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0071

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^_- ... -----


Ansre Bilder und Noten

Dem Hefte vorgesetzt sei als Huldigung an Marie Baronin von
Lbner-Eschenbach ihr vortreffliches Bildnis von Marie Müller.

Möglich, daß, wer ihre Iugenderinnerungen gelesen hat, bei dem
»aristokratischen Milieu" dieses Kindeslebens, das ja auch seine „fran-
zösische" Periode durchgemacht hat, Beziehungen zu dem Vilde von Eu--
gsne Lomont findet. Vermutlich sind aber die kleine Komteß Marie
und ihre Geschwister von einer sehr wesentlich andern Art gewesen, als
die zierlichen Federballspielerinnen hier, vad jedensalls bringen wir das
Bild nicht etwa solchen Beziehungen zuli.b. Man spricht jetzt so viel
von den Impressionisten Frankreichs, daß man in breiten Kreisen gar
nicht weiß, welch feine Lichtmaler andrer Richtung doch auch noch jenseit
des Rheines schusen, — von ihnen möchten wir einen an diesem Beispiele
zeigen. Hier ist von pointilistischer Problem-Malerei nichts, und doch
ist der malerische Gehalt des Bildes auch eine Auseinandersetzung mit
dem Licht. Amd zwar eine überaus intime und eine mit höchst reizvollen
Ergebnissen. Selbst auf un,rer Reproduktion, welche die Mängel der
Technik so wenig wie alle farbigen photomechanischen Verkleinerungen
vermeiden kann, wird man dem feinen Spiele des Lichts auf all dem
ganz zart von bläulichen Strahlen durchsponnenen Braun und Gelb
noch mit Vergnügen nachgehen können. Der Gegenstand, das ruhige
Kinderspiel paßt so vortresflich zu diesem malerischen Gehalt, wie wir
das vom besten französischen Geschmack nur erwarten dürfen. And so
bewährt sich wieder einmal der alte Satz: gerade das echt Nationale in
der Kunst ersreut auch andre Nationen leicht.

Die Wiedergabe sechs kleiner Federzeichnungen Fedor Flin-
zers soll dem Künstler zu seinem fünfundsiebzigsten Geburtstage unsern
Gruß bringen. Man denkt bei seinem Namen an erster Stelle an den
Praktiker und Theoretiker des Zeichenunterrichtes, an zweiter wohl noch
an den Kinderbuchzeichner, aber von Zeichnungen wie diesen hier weiß
man in der Sfsentlichkeit so gut wie' nichts. Amd doch sind schon zwei
„Skizzenbücher" Flinzers bei Kupfer L Hermann in Berlin erschienen,
die ihn als Schilderer der Tierwelt in allen seinen Prachten zeigen.
Ganz ohne Vermenschlichung geht es auch hier natürlich nicht ab, soll's
auch nicht abgehn: es sind eben Tiere, gesehen durch Flinzers „Tempera-
ment". Tiere, wie unser junger Hund, den Flinzer ursprünglich für
ein Stammbuch gezeichnet hat. Eine Mahnung fürs Leben, mein Iunge!
Ietzt summt die Bremse, und du zuckst mißvergnügt mit dem Ohr, jetzt
wöfsst du hinter ihr, jetzt meinst du, du hast sie, jetzt hat sie dich, und
nun sitze und sinne!

Die Illustrationsbeilage gehört zu Luxens erstem Beitrag über
die „herrschaftliche" Wohnung.

Die Notenbeilage dieses Hestes bringt ein Lied aus Max Re-
gers „Schlichten Weisen" als Musikbeigabe zu dem Aufsatz von Lüpke
in der Rundschau. Hierzu ein altes bretonisches Lied, welches
E. M. Smyth in der Oper „Strandrecht" aufgenommen und motivisch
verwertet hat.

tzerausgsber: Ferdinand Av enarius in Dresden-Blasewitz; verantwortl.: der Herausgeber.
Verlag von Georg D W Lallwey - Druck von Kastner L Callwey, k. Hofbuchdruckerei in München

56 Kunstwart XX,
 
Annotationen