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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 17 (1. Juniheft 1907)
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Avenarius, Ferdinand: Ausstellungs-Humbug
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Avenarius, Ferdinand: Die Werke und wir: der König in Thule
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0294

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für irgend etwas und womöglich doppelt und dreifach prämiiert, und
im übrigen die Köpfe vor der Sonne der Zeit in den Sand steckt.
Die Welt ist kritischer geworden, sie fällt auf solcherlei Humbug nur
für den Tag, jedenfalls nicht mehr auf Iahre hinein: die Stimmen
mehren sich, die unser Volk darüber aufklären, und mehr und mehr
hört man auf s i e. Lure Kunden, meine Herren, fangen an Geschmack
zu bekommen, und es ist auch ökonomisch gescheit, damit zu rechnen.
tzättet ihr das eher getan, euch würden die Besteller nicht immer
mehr zu wirklichen Künstlern weglaufen, was euch angesichts der Er-
folge von Schultze-Naumburg, Muthesius usw. so höchst bedauerlich
erscheint. Auf die Dauer imponiert eben nur, was den ernsten Willen
zeigt uns alle vorwärts zu bringen, den eigenen Stand in der
Gesamtkultur und mit ihr.

Handelte sich's nur um eine einzelne Ausstellung, wir hätten
für so viele Worte keinen zureichenden Grund gehabt. Nochmals:
um des Beispiels willen sprachen wir. Anser Beispiel hat seinen
Zweck erfüllt, wenn es dem und jenem den grundsätzlichen Anterschied
zwischen den höheren und niedrigern Arten der Ausstellungen klarer
gemacht hat, den zu verwischen natürlich sich alle „Interessenten"
der, sagen wir: „billigeren" Ausstellungs-Sorte bemühen. Mit dem
Gegenstande hat dieser Anterschied nichts zu tun: die größte „hohe
Kunst"-Ausstellung kann nichts als ein versteckter Markt sein, um
wahllos Schlechtes und Gutes an den Mann zu bringen, die kleinste
Feldfruchtausstellung in Buxtehude kann vornehmen Geistes sein, wenn
sie in ernster Arbeit weitsichtig zu nützen sich bemüht. Auch wirt-
schaftlich nützen müssen ja beiderlei Arten. Die eine tut's für
den Tag, die andre für Iahre und Iahrzehnte. A

Die Werke und wir

5. Der König in Thule

Es war ein König in Thule,
gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
er leert' ihn jeden Schmaus;
die Augen gingen ihm über,
so oft er trank daraus.

^ And als er kam zu sterben,

zählt' er seine Städt' im Reich,
gönnt' alles seinem Erben,
den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle
die Ritter um ihn her,
auf hohem Vätersaale
dort auf dem Schloß am Meer.

j. Iunihest V07 2-^^
 
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