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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 18 (2. Juniheft 1907)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0412

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wünschenswert, daß die ersten Ver-
suche mit örtlichen Ergänzungen
nicht mehr lange auf sich warten
ließen. Wir haben ja alle noch so
viel, so viel zu tun, um zu retten,
wiederzugewinnen, zu erwerben.

Bei dieser Gelegenheit die Mit--
teilung, daß im nächsten Kunstwart--
heste das erste Preisausschrei-
ben des Dürerbundes verösfentlicht
werden wird. A

Ansre Bilder und NoLen

Von Toni Stadler in München, der weiten Kreisen noch heute
wenig bekannt ist, während ihn die Künstler zu den angesehensten Persön--
lichkeiten und die Kenner zu den geschätztesten Malern schon längst rechnen,
von Toni Stadler hat auch der Kunstwart schon einmal die gut ge--
lungene farbige Nachbildung einer Landschaft gebracht. Amser heutiges
Blatt zeigt ihn von einer Seite, die dort nicht zur Geltung kam: als
einen Maler der Fernsicht. Noch vor fünfzehn Iahren hätte das jüngere
Künstlergeschlecht kaum begriffen, wie einer, der zu ihnen hielt, den Reiz
der Fernsicht im Bild hätte festhalten wollen, man hätte vielleicht schnell--
fertig von „Veduten" gesprochen und auf all die Aufgaben verwiesen,
welche die Reize der Nähe dem Maler böten. Das war eine gesunde
und berechtigte Reaktion gegen eine noch frühere Zeit der Aussichten--
Malerei, aber „Zeit" war es auch nur: es gibt keine „erlaubten" und
„unerlaubten" Stoffe für die Landschaftsmalerei, es gibt eine unendliche
Fülle von Möglichkeiten, und wo wir sie nicht sehen können, da liegt
es an unsern Augen. So hat sich auch die einst todkranke „Fernmalerei"
wieder erholt, und zwar wie mancher Mensch nach schweren Krisen:
sie ist jetzt gesunder denn zuvor. Die Zartheit des Lufttons, die bei
Stadler übers Moorland bis zu den schimmernden Alpen hin die Töne
versilbert und doch in ihrem Eigenleben bestehen läßt, und die ruhige
Schönheit dieses Himmels hätten früher wohl nur die Auserwähltesten
gesehn, und ich wüßte nicht, wer sie in ähnlicher Weise hätte schildern
können. Man betrachte das Bild übrigens trotz seiner Feinformigkeit
nicht allzusehr aus der Nähe, damit das technische Ineinanderwirken
der vier Farbplatten nicht stört. Erst wenn der vordere Hang, an dem
links, ganz klein, die Rehe äsen, sich dem Auge zu runden scheint,
wird sich ihm die weite Fläche mit einem Vielerlei beleben, in dem
doch alles friedlich miteinander atmet.

Soviel ich weiß, hat gerade Stadler kaum einen zeitgenössischen Maler
inniger geschätzt, als den vor wenigen Iahren verstorbenen Schweizer Adolf
Staebli, nach dessen Werken wir schon wiederholt (Kw. XV, 8; XV, (8;
XIX, 20) Nachbildungen gebracht haben. Welch andersartige Persönlichkeit
redet hier! Bei Stadler immer ein tief glückliches, sich selbst vergessendes
Versenken in die Seele seiner Geliebten, der Natur, bei Staebli immer

2. Iuniheft (90?

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