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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 19 (1. Juliheft 1907)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0481

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einfallen, aber znm Sportmittel
eignet es sich in einem stark be--
völkerten Lande nicht. Als Er-
kenntnis wirb diese Wahrheit wohl
bald Allgemeingut sein, wie lange
wird es noch dauern, bis ihr die
reinigenden Taten folgen? A
svj „Das Alte stürzt",
besonders, wenn man's umwirft.
Rnd dann sogar, wenn sich's sonst
noch lange gehalten hätte. Ietzt
geht Soest ans Amwerfen, weil
sein ungeheuerlich riesenhafter Ver-
kehr das nun einmal erbarmungs-
los erzwingt. Schon vor einigen
Iahren ging die Notiz durch die
Zeitungen, daß man die zahlreichen
.Pfeile und Pfeilspitzen, die zur Zeit
der Soester Fehde in die Stadt ge-
schossen waren und in dem einzigen
noch stehenden Stadttore lagerten,
verkaufen wolle, um Gelümittel für
einen „Kunstzweck" zu gewinnen.
Ietzt aber soll ein Äeil der Wälle
niedergelegt werden, weil sie nach
der Meinung einer Anzahl Stadt-
väter die wirtschaftliche Entwick-
lung und Ausdehnung der Stadt
hindern. Wer einmal im Früh-
ling über diese hohen Wälle ge-

gangen ist, während in den Gärten
des früheren Stadtgartens die Obst-
bäume blühten, der Flieder duftete
und die Vögel sangen, der ermißt,
was droht. Die Bürgerschaft will
denn auch noch nicht recht dran
glauben, daß die berühmte „wirt-
schaftliche Notwendigkeit" dieses
Opser von ihr verlangen kann, zu-
mal die Stadt bereits an der Haupt-
bahnlinie offen ist und sich hier so
gut wie in andern Städten weitere
Durchgänge schaffen ließen, die, von
Künstlerhand gestaltet, die Schön-
heit nur fördern würden. Aber ein
paar Leute würden vom Nieder-
reißen prositieren. And nun kommt
es wie immer darauf an, ob diese
der Allgemeinheit glauben machen,
was sie sich selber einreden.
lvl Neue Kalenderblätter
zum Kunstwartkalender liegen diesem
Hefte bei. Die Leser erinnern sich,
daß der Aufdruck auf unsern Wand-
kalender nur für die erste Iahres-
hälfte galt, daß wir ihnen aber zu-
gesagt hatten, die weitern Blätter
mit dem ersten Iulihest zu liefern.
Von Verlierens wegen schien uns
das sicherer.

Ansre Bilder und Noten

Anser photographisches Vildnis Friedrich Lheodor Vischers
stammt, wie die Leser bemerken, aus früher Zeit. Wir sind daran ge-
wöhnt, einen in hohem Alter Verstorbenen in seiner Greisengestalt dar-
gestellt zu sehn: die Mitlebenden haben ihn so gekannt, und es ist natür-
lich, daß sie ihr Bild den Kommenden weitergeben. Das Greisengesicht,
der „gereifte Kopf" hat ja auch seine Vorzugs-Bedeutung, denn er ist es,
der im Ausdruck die Summe des Lebens zieht. Aber daneben wollen
wir doch auch den jungen, den kraftvollen Menschen sehn. Aus unserm
heutigen Bilde spricht Vischer der Kämpfer noch in voller Iugendlich-
keit. Freilich, man mußte damals schrecklich lange stillhalten vor dem
Apparat, und es will uns scheinen, als wenn sich in diesem Haupte
eben auch einige „transitorische" Gedanken über die „Tücke des Objekts"
einstellten.

Ludwig Dettmanns Bild, das der Steindruck vor dem Hefte
zeigt, ist für unser Gefühl eines seiner besten Werke. Verziehendes Ge-
witter an der Ostseeküste, der Regenbogen ist schon da, die Wellen gehen
in langsam ausatmender Dünung. Mir scheint, auch unsre Reproduktion

j. Iuliheft iZO?
 
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