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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

DOI Heft:
Heft 21 (1. Augustheft 1907)
DOI Artikel:
Schultze, Ernst: Die Verbreitung guter Literatur, [2]
DOI Artikel:
Volbach, Fritz: Wirkung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0574

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viel HLufiger zu Geschenken benutzi werden, als dies heute geschieht.
Nicht nur bei jedem Familienfeste, bei jeder Konsirmation und regel-
mäßig in jedem Iahre zu Weihnachten, sondern auch bei zahllosen
anderen Gelegenheiten sollten gute Bücher als Geschenke Verwendung
sinden — und zwar nicht nur im Familienkreise selbst, sondern weit
darüber hinaus. Durch ein gutes Buch kann man sast jeden Menschen
erfreuen und ihm dadurch ein dauernderes Andenken hinterlassen, als
durch so manches andre Geschenk, mit dem der Geber den Beschenkten
manchmal mehr belastet, als er ihn damit beglückt. Insbesondere sollten
auch die Mitglieder der wohlhabenderen Bevölkerungsschichten daran
denken, daß gute Bücher als Geschenke für Dienstmädchen,
Kontorboten usw., kurzum sür jedes Dienstpersonal, verwendet wer-
den müssen, wenn man die Pest der Kolportageromane ausrotten will.

Auch noch in vielen andern Lebenslagen bietet sich Gelegenheit
genug, sür die Verbreitung guter Literatur tätig zu sein. Man sollte
es sich zum Beispiel zum Grundsatz machen, jedesmal wenn man in
eine Sommerfrische geht, dort Nachsorschungen anzustellen, ob
eine Volksbibliothek vorhanden ist. Wenn sie sehlt, sollte man
den Lehrer oder Pfarrer zu ihrer Begründung zu veranlassen suchen
und aus die Vereine aufmerksam machen, die in solchen Fällen hils-
reich die Hand bieten (namentlich die Deutsche Dichter-Gedächtnis-
Stiftung in Hamburg-Großborstel sowie den Zentralverein für Volks-
bibliotheken und die Gesellschast sür Verbreitung von Volksbildung
in Berlin).

Vor allen Dingen kommt es auch daraus an, daß die Lrkenntnis
von der ungeheuren Bedeutung der Bekämpsung
schlechter Literatur durch die Verbreitung guter Bücher
in unsern gebildeten Ständen weit mehr um sich greist. Ls ist eine
lange nicht genug beherzigte Wahrheit, Lie der berühmte Straf-
rechtslehrer Franz von Holtzendorfs schon vor mehreren Iahrzehnten
in die Worte kleidete: „Die wenigsten Menschen aus den ärmern
Volksklassen wissen, welche Genüsse sie sich durch ihre Lesenskunde
bereiten könnten. Die Anlage guter Volksbibliotheken ist eine drin-
gende Ausgabe unsrer Zeit, in der sich die unzulänglichen Früchte
des bisherigen Volksunterrichts deutlich genug osfenbaren... Die
große Masse derer, die auf Kosten des Staats oder
der Gemeindelesen gelernt haben, liest entweder
gar nichts oder sie liest zum Schaden des Staates,
was den Zwecken der gesellschaftlichen Ordnung schädlich ist."
Hamburg-Großborstel ErnstSchultze

Wirkung

Motto: In der Musik ist im höchsten Grade etwas
Dämonisches; denn sie steht so hoch, daß kein Verstand ihr
beikommen kann, und es geht von ihr eine Wirkung
aus, die alles beherrscht, und von der niemand imstande
ist, sich Rechenschaft zu geben. (Goethe zu Eckermann)

Stimmung, Linheitsprogramme, verdunkelte Konzertsäle, unsicht-
bares Orchester — das sind die Stichworte, die wir heut überall

^ l. Augustheft 1907 H81,
 
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