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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 23 (1. Septemberheft 1907)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0731

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AUge-

meineres

augen, eine Iugend über alle Iahreszeiten hinaus, und eine Heirnat--
seele, die in jeden holsteinischen Knick getreten ist.

Otto Iulius Bierbaum

Bierbaum?

Wann lebte doch noch Bierbaum?

And doch: ein Weinlaub, das Germanistik studiert hat, ein den-
kender Faun, rosige Reminiszenz, Liebe, die den Doktor gemacht hat,
Hagestolzentum mit Hustru.

Wilhelm Raabe

Schalkhafte Harzfrische. Sagen und Gnomenzüge in der deutschen
Michelseele. Bücherwürmer mit Gemüt. Inkarnierte Engel mit Borsten
und Stacheln. Gutmütige Schläue, etwas listig Drolliges und — vor
allem Verkniffenheit vor lauter, lauter Seele.

Otto Erich Hartleben

Künstlerische Enge. Auf Goethespuren, Goethevorsicht, ererbtes Miß-
trauen. Engbrüstige Monumentalität der Genußfrage. Er reist, aber
er findet überall nur seinen abgerissenen Knopf, auch in der ewigen
Roma; er bleibt kalt auch in der heißen Sonne Afrikas.

Er kann aus sich nicht heraus.

Schon in jungen Iahren der alte Herr: kann nichts ihn befreien,
nichts ihn aufknöpfen. Vielleicht noch ein zweiter abgerissener Knopf.

1^1 Karl AugusH

den die Deutschen nun einhundert-
fünfzig Iahre kennen, soll auch
hier mit Verehrung genannt wer-
den. Als er lebte, hatte man sehr
viel an ihm auszusetzen, erst im
Alter ward er allgemein beliebt.
Er gehört mit Kaiser Wilhelm dem
Ersten, dem Gatten seiner Enkelin,
und Bismarck in die Reihe derer,
um deren Ruhm es schlimm stände,
wenn sie nicht in einem langen
Leben die bösen Iahre überdauert
hätten, wo sie mit der Mehrzahl
der Landsleute nicht übereinstim-
men konnten. Anfangs sah man
in Karl August einen Amstürz-
ler, der Sitte und Aberlieferung
mit Vergnügen verletzte; sein Na-
turburschentum fiel manchem auf
die Nerven. Später war der große
und allgemeine Tadel gegen ihn,

daß er seinen Posten oft und lange
verließ, um in preußischen Militär-
diensten seinem Hang zum Solda-
tenleben und seinem Ehrgeiz nach-
zufolgen, und daß er sogar seinen
Thron im Kampse gegen Napo-
leon aufs Spiel setzte, nicht als
weimarischer Herzog, sondern als
preußischer General. Dabei erreichte
er als Soldat und Politiker nur
wenig; in der Kriegsgeschichte steht
sein Name hinter tausend andern
zurück, und bei der Revision der
Landkarten nach Napoleons Sturz
erhielt er trotz seiner großen Treue
gegen Preußen und seiner nahen
Verwandtschaft mit dem russischen
Kaiser zu seinem kleinen Lande
nur noch ein recht kleines Stück
hinzu. Eigentlich hatten manche
Weimarer auf das ganze König-
reich Sachsen gerechnet und sich in

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