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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

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Heft 4 (2. Novemberheft)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0352

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gen, auf keinen Fall mehc. Aber
sie können rein privatgeschäftlich
oder gemeinnützig in Verbindung
mit Kultnrgedanken geleitet werden.
Ans scheint, der Kleinhersteller und
der Kleinhändler hätten wahrhastig
allen Grund, in uns nicht seine
Feinde zu sehen, sondern sich mit
uns zu verbünden.

Polytheismus und Monotheis-
mus schließen einander nicht aus.
Wir haben es in der Welt mit
zahllosen Formen der Gottheit zu
tun, und jenseit der Welt mit der
göttlichen Einheit. Diese eine,

ungeteilte Gottheit ist nur noch
ahnungsweise wahrnehmbar. Sie
bleibt ohne jede Vorstellbarkeit.
Vorstellbarkeit ist aber das wesent-
liche Glück menschlicher Erkennt-
nis, dem darum Polytheismus
mehr entspricht. Wir leben in
einer Welt der Vorstellungen, oder
wir leben nicht mehr in unsrer
Welt. Kurz: wir können irdische
Götter nicht entbehren, wenngleich
wir den Einen, Einzigen, Unbe-
kannten, den Alleinen, hinter
allem wissen. Wir wollen sehen,
fühlen, schmecken und riechen, dis-
harmonisch harmonisch das ganze
Drama der Demiurgen, mit seinen
olympischen und plutonischen Dar-
stellern. . . Wir wollen sie nicht
aufgeben, unsre Mutter (die Welt),
der wir verdanken, was wir sind,
und wir bleiben im Kampf, ver-
ehren die kämpsenden Götter, die
menschennahen; freilich vergessen
wir auch den menschenfernen, den
Gott des ewigen Friedens nicht.

Gerhart Hauptmann

Neligiöses

cH^ller Schönheit geht Heiligung
^l-voraus. Nur das Geheiligte
in der Menschennatur konnte gött-
lich werden, und die Vergötterung
der Aatur ging hervor aus der
Kraft zu heiligen, die zugleich auch
Mutter der Schönheit ist. Wir
haben heut eine Wissenschaft von
der Natur, die leider nicht von
einem heiligen Tempelbezirk um-
! schlossen ist. Immerhin ist sie, und
Wissenschaft überhaupt, eins ge-
meinsame Sache der Nation, ja
der Menschheit geworden. Was
auf diesem Gebiete geleistet wird,

: ist schließlich und endlich ein ge-
! meinsames Werk. Dagegen blei-
j ben die reinen Kräste der Phan-
tasie heute ungenützt und prosa-
niert, statt daß sie am großen sau-
senden Webstuhl der Zeit gemein-
sam der Gottheit lebendiges Kleid
wie einstmals wirkten.

Ansre Bilder und Noten

außergewöhnlich schöne Bildnis Gerhart Hauptmanns, das wir
/originalgroß in Gravüre dem Hefte vorsetzen, hat Orlik, wie unsre
Leser sehn, erst im September dieses Iahres gezeichnet.

Es ist als Studie zu einer Münze gedacht. Wir meinen, daß es unsre
Leser auch ganz abgesehen von seinem Bildniswert in seiner Kraft und
Einsachheit als eine wahre Meisterzeichnung erfreuen wird.

Nm das Thema „Zeichnung", von dem wir im vorigen Hest wieder

! 2Z2 _ Kunstwart XXVI, H
 
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