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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1912)
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Salomon, Alice: Von der Charitas zur Sozialpolitik
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0388

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Kreis etwas zurückgeben rnuß, etwas schuldig ist. Weil
er nicht nur für das, was geschieht, sondern auch für
das, was unterlassen wird, verantwortlich ist.

Unsre Zeit sordert neue bürgerliche Lugenden: Eintreten des Ein-
zelnen für das Ganze. Deshalb braucht sie eine Charitas, die sich zur
Sozialpolitik erweitert. Alice Salomon

Gedichte von Herrnann von Gilm

Zu des Dichters hundertstem Geburtstag

ssLin „österreichisches" Schicksal in Abgeschiedenheit und Heimat--
beseligung, ein Stück Marthrium zwischen Vormärz und neuer Zeit: das
ist der harte Boden, aus dem auch der Quell der Gilmschen Dichtung her--
vordrang. Eine sast hungerleiderische Beamtenlaufbahn in kleinen tiroli-
schen Bergnestern, ewig gehemmt von dem Mißtrauen der Behörden gegen
den männlichen Freiheitsdichter, gegen den Boten einer neuen, leben-
digeren Heimats- und Vaterlandsliebe, ein Sehnen, das nur selten ge-
fördert ward von dem Verständnis und der Liebe ebenbürtiger Menschen,
ein Leben, das endlich in ein einförmiges Lienzer Philisterium mündete:
so sah es um den aus, der oft so ungestüme Lieder gestaltet hat. Er blieb
außerhalb seiner Heimat während seiner Lebzeiten so gut wie unbekannt;
und jetzt noch kennt das breite Publikum von ihm wenig mehr als sein Aller-
seelengedicht oder „die Georgine". Die stärkeren Gaben seiner Lyrik, die
weit über die Heinisch gefärbten Nachempfindungsanfänge hinausgewach-
sen sind, sie, die Gilm als den größten Tiroler Dichter zeigen, als den
Anreger aller späteren tiroler Literatur und als einen großen Heimat-
dichter im besten Sinne überhaupt — sie sind noch immer nicht sehr be-
kannt, zumal nicht außerhalb Ssterreichs. Wir bringen Proben aus den
Schützenliedern, die mit ihrem glühenden Heimatlieben und ihrem Frei-
heitsblick aufs größere Vaterland da und dort an Kellersche Töne er-
innern; aus dem lieblichen Zyklus „Sommerfrische in Natters", in dem
der Dichter sich köstlich unmittelbar und innig in das Leben des geliebten
Mädchens einfühlt; ferner einige Proben, die die Naturnähe und sinn-
lich-starke Naturerfassung in der Gilmschen Lyrik zeigen; endlich einige
von den adligen, sarbenglühenden Sonetten an eine Noveretanerin. A.

Die Gedichte sind gesammelt von Rudolf Greinz in einer handlichen
Ausgabe bei Reclam erschienenZ

Aus den SchüHenliedern

Ansere Berge

/As ziehen die Nebel durchs blühende Tal,
^Laßt ziehen das graue Gewimmel!

Es leuchtsn die Berge im Sonnenstrahl
Nnd zeigen die Wege zum Himmel.

Die kriechenden Schatten ereilen uns nicht,
Wir trinken hoch oben das rosige Licht
Auf unsern ewigen Bergen.

5H3

Kunstwart XXVI, 5
 
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