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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 9.1895-1896

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Heft 12
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11730#0204

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ler, der derartiges ausübt, ist um so viel verächtlicher,
als im entsprechenden Falle der Fabrikant von Seise oder
Stiefelwichse, als ein Kunstwerk höher steht, als diese.
Ob rechtlich Handhaben da sind, die betressenden
Herren zu sassen, ist hier ganz gleichgiltig: moralisch
sind sie zu verurteilen, und zehnfach, wenn sie bei Kon-
kurrenzen fremde Arbeit betrügerisch als eigene benutzen,
um damit das ehrliche Ringen ihrer Mitbewerber zu be-
siegen. Keine Rücksicht sollte fortan hindern, dieses mora-
lische Verurteilen auch öfsentlich auszusprechen. Die Künst-
lervereine aber handelten sehr in ihrem Jnteresse, ivenn
sie solchen Herren den Stuhl vor die Thüre setzten.

Line HLbönbLttskoiikurrenz zwisckLn Dnppen

will die Mailünder Künstler- und Studentenschaft aus-
schreiben, und zwar handelt es sich, im Gegensatze z. B.
zu der seligen Schönheitskonkurrenz von Spaa, um n i ch t
lebendige Puppen. Drei „llnterabteilungen" soll das
llnternehmen haben: „eine historische, eine humoristische
und eine künstlerische". Da die Aufgabe einer richtigen
Puppe die ist, ein zweckmäßiges Spielzeug sür Kinder zu
sein, so scheint also nichts weiter vergessen, als die Haupt-
sache: es dürften bei dieser Konkurrenz nur unzweckmätzige
Puppen vorgeführt werden, da dem Kinde die einfache
Puppe, die seiner Phantasie den weitesten Spielraum
läßt, auf die Dauer die liebste und erzieherisch die
beste ist. Aber die „künstlerische" Abteilung mit ihren
geputzten Menschenäffchen und die „humoristische" mit
ihren Witzchen, welche die Leute einen Augenblick lang
reizend finden, werden ja die großen Kinder erheitern.
Und die „historische" Abteilung wird beweisen, daß diese
großen Kinder allzeit geglaubt haben, was ihnen Spatz
macht, müßte sür die Kleinen das Beste sein. Wird es
immer so bleiben auch angesichts all der Bemühungen
um eine „künstlerische Erziehung der Jugend" ?

Frttz ZfriLdmanns großer Name ist wirklich noch in
nähere Beziehung zur „Kunst" gekommen. Jch spiele mit
diesen Worten weder an auf seine literarischen Produk-
tionen, noch auf seine kulinarischen Kritiken, die ja jetzt sogar
telegraphiert werden; „Fritz Friedmann ist mit seiner Be-

köstigung zusrieden", ließen sich bekanntlich die Berliner
Zeitungen zur Beruhigung ihrer Leser über den genialen
Mann „drahten." Sondern mich ergreift das öffentliche
Auftreten seiner Gattin, wie es die Herren Eduard Franke
und Sigmund Kohn, Direktoren des Leipziger Krrfftall-
palastes, ergriffen hatte, als sie ihre Federn in Thränen
tauchten, um in einem Rundschreiben für diese „Tournee"
besonders zahlreichen Besuch zu erbitten. Wie tritt nun
Frau Friedmann auf? Jn Berlin soll sie, so heißt es,
in lebenden Bildern, u. a. als „büßende Magdalena" zu
besehen sein. Aber das wird wohl ein schöner Plan blei-
ben, da er vorzeitig in die Oesfentlichkeit gekommen ist —
ich denke mir, die Leser finden ihn beim Erscheinen dieses
Blattes in den Tageszeitungen schon entrüstungsvoll
dementiert.

Die Attcn und die Zungen.

„Unverständlich sind uns die Jungen",

Wird von den Alten beständig gesungen;

Meinerseits möcht mit dem Satz ichs halten:
„Unverständlich sind mir die Alten."

Dieses am Ruderverbleibenwollen
Jn alten Stücken und alten Rollen,

Dies stete sich Unentbehrlichvermeinen,

Dazu der „Augen stilles Weinen",

Als wäre der Welt ein Weh gethan,

Ach, ich kann es nicht verstahn.

Ob unsere Jungen, in ihrem Erdreisten,

Wirklich was Besseres schaffen und leisten,

Ob sie höher hinauf den Parnatz gekommen,

Oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,

Ob sie, mit andern Neusittenversechtern,

Die Menschheit bessern oder verschlechtern,

Ob sie Frieden sä'n oder Sturm entsachen,

Ob sie Himmel oder Hölle machen, —

Eins lüßt sie stehn auf siegreichem Grunde:

Sie haben den Tag, sie haben die Stunde,

Der Mohr kann gehn, neues Spiel hebt an,

S i e beherrschen die Szene, s i e sind dran.

Theodor F o n t a u e.

^ Lin pLrsönlicbes Mort. — Drtginell von O. Schwindrazheim. — MnndsLbnu. — Dichtung.

^ . Schöne Literatur. (Jn purpurner Finsternis. Roman. Jmprovisation von M. G. Conrad. Ein Narr.
Roman von Hans von Kahlenberg.) — Theater: Wichtigere Schanspielaufführungen (Berliner Bericht). Musik:
Musikliteratur (Das religiöse Gefühl im Werke Richard Wagners von Marcel Hebert). Neue Notenwerke (Zwei Sonaten
von Johannes Brahms). — Bildende Künste: Kunstliteratur. (Geschichte der christlichen Malerei von vr. Erich
Franz. Geschichte der Päpste von vr. Ludwig Pastor.) — K u n st b l ä t t e r und Bilderwerke: (Pan. Viertes
Heft.-- Vierteljahrsheste des Vereines bildender Künstler Dresdens. Drittes Hest. - Aus dem Sachsenwald von Rich.
Linde.) — Ueber den Studiengang des modernen Mtalers. (Schluß.) —- Kprecbsnnl. Jn Sachen von Max Halbes >
„Lebenswende". Lose MÄttLr. Allerlei zur Rückschau (Die Standbilder für die Berliner Siegesalee. — Kommission
sür den Schillerpreis. Müller-Guttenbrunn. — Meister Humperdinck. — Die Berliner National-Galerie. — Die
Münchener Sezession. — Plagiate. — Eine Schönheitskonkurrenz zwischen Puppen. — Fritz Friedmann. — Die Alten
und die Jungen von Theodor Fontane.____ ____

Aunstwart-Llnzeiger.


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Der AunstLuktiouator Nudolk LkMgel.
 
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