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Kunstwart und Kulturwart — 37,2.1924

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Heft 11 (Augustheft 1924)
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Laßmann, Alfred: Das Problem des deutschen Bauernstandes
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14440#0225

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nur die Richtung des menschlichen Wollens auf diesem Gebiete anzugeben
versuchen. Denn die Entstehung der Formen selbst ist nicht das Produkt
menschlichen Willens allein, sondern das Ergebnis einer Entwicklung, die
Auswirkung einer Resultante von Kräften, unter denen der menschliche
Wille nur einer der mitbestimmenden Faktoren ist. Lines jedoch ist auf
unserem Gebiete sicher: daß nämlich die alte Bauernkultur zu Ende ist.
Der künftige, den Boden bebauende Stand wird in zwei Teile zerfallen,
in landwirtschaftliche Rnternehmer und neue Bauern, die freilich vielleicht
im Laufe der Weiterentwicklung auch noch verschwinden werden. Soll aber
eine neue Bauernkultur emporblühen, so nützt es nichts, nur alte Möbel,
Trachten, Häuser und Bräuche liebevoll zu erhalten oder mit Wiederbele--
bungsversuchen zu bedenken; nein, die Grundlagen einer neuen Gemein--
schaftskultur des Dorfes unter den nun geltenden wirtschaftlichen Bedingun--
gen müssen wir schaffen: die Dorfgemeinschaft ist das Ziel. Dabei werden
wir, da Naturgebundenheit und Arbeitsort, wenn auch von anderer Inten--
sität, geblieben sind, an alte Formen anknüpfen können, aber auch
nicht mehr l

Alfred Laßmann

Lose Blätter

Aus AlberL Trentinis „Flucht ins Dunkle"

sEiner noch ungedruckten philosophischen Versdichtung Trentinis ent--
nehmen wir die folgenden Stücke. Das bedeutende Werk eingehend zu be--
handeln, wäre einstweilen verfrüht. Es genüge, einiges darüber anzudeuten.
Die unbenannte Mannesgestalt, welche Erlebnisträgerin des Gedichts ist, wird
eingangs dargestellt als erfüllt von bitterster Enttäuschung. Das Leben —
symbolisiert im „Licht", in der Sonne (1. Probe; Beginn der Dichtung) —
ist ihm zur Last und Qual. Banal und gemein die Dinge des Tages: Häuser,
Sommergarten, Stadt, Menschen. Verzweifelt flieht er: ins „Dunkle".
Im nächtigen Wald, in der ftillen Einsamkeit der Selbstbesinnung aber er--
scheinen ihm — in der Dichtung von der herrscherlichen Gestalt der „Nacht"
als gespenstische Gestalten ihm vorgegaukelt — die Dinge, Kräfte und Gestalten
des Lebens in scharf herausgemeißelten thpischen Repräsentationen; z. B. die
Künstler und die Wissenschafter (2. Probe); er erkennt nach langer Reihe
von Visionen den tieferen Sinn; in ihm selber war alle Hemmung, alle
Qual begründet. Der Tag kehrt strahlend zurück, und mit neuem, jungem
Auge gibt er sich der Welt als Entpersönlichter, als Liebender zurück.
Ein mitleidwürdiges, armseliges Kind, dessen kleine Gestalt schon in den
Nachtträumen ihm nahekam, liegt bald in seinem Arm. An ihm erprobt
er neue Kraft (3. Probe). Die Erlösung durch tiefste Einkehr ist voll-
kommen. Das Gedicht endet mit den reichsten Akkorden des Glückes.

Wir kündigen bei dieser Gelegenheit an, daß ein großgestaltetes Drama
„Paradies" von Trentini, in drei Akten das Geschick der Menschheit
von Urzeiten bis zur Erlösung gewaltig umspannend, soeben bei Georg
D. W. Callwey erschienen ist; geheftet 5 Mark, gebunden 6 Mark.s
 
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