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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

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Benz, Richard: Heidelberg, Romantik und bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0143
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Heidelberg, Romantik und bildende Kunst.

Don Dr. Richard Benz.

Man sagi, daß das geistige Klima Heidelbergs dsr bildendsn
Kunst nicht günstig sei. Wir haben ün heutigen Heidelberg eine
bedeutende und vielseitige Pflege der Musik, die auf eine Aebec-
lieferung von Iahczehnten zurllckschaut; wir haben die alte Tra-
dition der Wissenschaft in dec Aniversität; wir sehen die
Namen heutiger Dichter mit Heidelberg verknüpft: Alfred Mom-
bert hat hier seit dreißig Hahren seine Heimat gefunden, Stefan
Georges Kreis hat seit langem hisr eins wichtige Stätte — nuc
bildende Kunst will hier nicht gedeihen: ksin gcoßec Maler ist in
neuerer Zeit hier heimisch geworden, keine künstlerische Ueber-
lieferung hat sich hier herausgebildst; und die wenigsn Versuche,
durch Museen und Ausstellungen bildende Kunst in größerem
Maße wenigstens zu zeigen, haben daran nichts zu ändern vec-
mocht, daß Heidelbsrg eine Kunststadt im eigentlichen Sinne
nicht ist.

Die äürsachen hierfüc sind bei einigem Nachdenken leicht zu
finden, und es lohnt sich, sie einmal deutlich zu nennen: man wird
dann vielleicht für die Zukunft wieder ein besseces Verhältnis zur
Kunst erhoffen dürfen, ähnlich wie es in der Dergangenheit schon
einmal bestand.

Denn es ist keineswegs immer so gewesen, wie es heute ist,
und es ist nicht bildends Kunst überhaupt, sondern nur eine bs-
sondere A r t Kunst gewesen, dis in Heidelberg keinen Boden zu
finden vermochte: nämlich die naturalistisch-impressionistischs
Malerei. die allerdings unsecn Degriff von Kunst die letzten Iahr-
zehnte ausnahmslos beherrschte.

Diese Kunst war auf die ausschließliche Wiedergabe des Wick-
lichen gerichtet, trieb diess abec in einem Sinne, der das Objekt
eigentlich ignorierte und die pcoduktive Tätigkeit ins Subjekt vec-
legte: es trachtete die Dinge auf eine neue und persönliche Weise
zu sehen; das „Wie", die Zerlegung der Dinge in sarbige Quali-
täten, war ihc wichtigec als das „Was", der Geist, die Sdes. der
 
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