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Lübke, Wilhelm
Grundriss der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.2899#0021
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EINLEITUNG.

Ursprung und Anfänge der Kunst.

Aus der verwirrenden Yielheit der Erscheinungen strebt der Mensch,
nach Erkenntniss der geistigen Gesetze, die den innern Zusammenhang
bedingen. Nur im Yerständniss der tiefen Nothwendigkeit eines solchen
weiss er in der scheinbaren Willkür des Einzelnen Euhe und Klarheit des
Ueberblicks zu behaupten, in der Eeihenfolge von Lebensformen, wie sie
die Geschichte der Menschheit bietet, die fortschreitende Entwicklung der
Idee, des geistigen Inhalts zu erfassen. "Wenn irgendwo, so ist dies auf
dem Gebiete der Kunst unerlässlich, da in ihren Werken der Charakter
der Völker und der Jahrhunderte zur sinnlichen Erscheinung gelangt. Die
Frage nach dem Ursprung der Kunst ist daher eine naheliegende.

Dieser Ursprung ist aber nicht so leicht nachzuweisen, weil er überall,
wenn auch oft durch die Erzeugnisse späterer Kultur verwischt, in ähn-
licher Weise stattgefunden hat, wie er noch jeden Tag bei unentwickelten
Völkern angetroffen wird. Die Zeit dieses Entstehens ist also ebenso
unbestimmt, wie der Ort. Für das eine Volk hat die Geburtsstunde der
Kunst vor Jahrtausenden geschlagen, für das andre ist sie noch nicht ge-
kommen. Nur soviel ist gewiss, dass in den ersten Regungen des Triebes
zur Kunst unter allen Zonen wie zu allen Zeiten eine merkwürdige Ueber-
einstimmung beobachtet wird. Es ist die ursprüngliche Universalsprache
der Menschheit, deren Spuren wir auf den Inseln der Südsee, wie an den
Gestaden des Mississippi, bei den alten Kelten und Skandinaviern, wie bei

Lübke, Kunstgeschichte. 2. Aufl. 1
 
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