Die Holzkirchen im Bisthume Szathmär.
I. Historischer Theil.
Von Bischof De. Fr. Haas.
(Mit drei Holzschnitten.)
Das Bisthum Szathmär umfasst im Nordosten Ungarns die Gespanschaften Ungh, Beregh,
Ugosca, Szathmär und Marmaros mit einem Flächenraume von 44-4 Quadratmeilen und zählt
bei 800.000 Seelen, wovon jedoch nur 100.000 römisch-katholisch sind. Da in jüngster Zeit von
Seite der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale dem Holz-
baue des Mittelalters eine höchst lobwürdige Aufmerksamkeit gewidmet wird und das Aprilheft
der Mittheilungen vom Jahre 1858 die Aufforderung enthält, die Holzkirchen im ganzen weiten
Vaterlande zu durchforschen, hofft Schreiber dieser Zeilen nichts Überflüssiges zu thun, wenn
er von der ihm anvertrauten Diöcese einige Materialien zum obigen Zwecke liefert und vor Allem
kurz bemerkt, dass in den dichtbewaldeten Thälern und Ebenen des Bisthumes Szathmär sich
noch mehrere hundert Kirchen von ganz eigenthümlicher Holzconstruktion bis auf die Gegenwart
erhalten haben, deren gesammter Typus jedoch mit jenem in Schweden und Norwegen wie auch
mit jenem in Mähren, Schlesien und Galizien1 nicht übereinstimmt, indem er sich durchaus mehr
zum gotliischen als romanischen Baustyle hinneigt und mehr deutsch als slavisch ist.
Die Frage, wie im Nordosten Ungarns sich bei Holzkirchen ein eigenthümlicher Zweig der
gotliischen Architectur ausgebildet habe, kann nur unter Bezugnahme auf die deutschen Colonisten
dieser Gegend beantwortet werden, da es kaum in Abrede gestellt werden dürfte, dass die gedach-
ten Colonisten auf den hierländischen Kirchenbau den wesentlichsten Einfluss ausgeübt haben.
Szathmär selbst erhielt bereits in den Tagen Stephan des Heiligen (j- 1038) deutsche An-
siedler, wie es durch eine Urkunde Königs Andreas’ II. vom Jahre 1230 ausser allen Zweifel
gesetzt wird2. Ausser Szathmär erhielt zur selben Zeit auch noch die Umgegend von Szathmär,
insbesondere das nahe Ugocsaer Comitat, deutsche Colonisten. Die Comitate Ugosca und Beregh
1 Siehe Mittheilungen 1858, Aprilheft. — 2 In der bezogenen Urkunde heisst es wörtlich: „Nos charissimi progenitoris
nostri regis Belae, nec non baronum nostroruin ducti consilio,.... ad regni utilitatem et coronae honorem ... dilectis et fidelibus
nostris hospitibus Teutonicis de Szathmär Ncmetlii iuxta fluvium Zamos residentibus, qui se dicebant in fide
domine regine Keyse (Gisela, die Gemalin Stephan des Heil., d. i. Stephan des I. und nicht des II., wie Herr Dr. Krones, wenn
es kein Druckfehler ist, meint. „Kaschau, eine Quellenstudie“) ad Hungariam convenisse, talem dedimus, donavimus et concessimus
libertatem etc.“ — (Endlicher, Monumenta Arpad. Sangalli. 1819. S. 426, und Feher, Codex Dipl. Hung. III, 2, 211.
XI.
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I. Historischer Theil.
Von Bischof De. Fr. Haas.
(Mit drei Holzschnitten.)
Das Bisthum Szathmär umfasst im Nordosten Ungarns die Gespanschaften Ungh, Beregh,
Ugosca, Szathmär und Marmaros mit einem Flächenraume von 44-4 Quadratmeilen und zählt
bei 800.000 Seelen, wovon jedoch nur 100.000 römisch-katholisch sind. Da in jüngster Zeit von
Seite der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale dem Holz-
baue des Mittelalters eine höchst lobwürdige Aufmerksamkeit gewidmet wird und das Aprilheft
der Mittheilungen vom Jahre 1858 die Aufforderung enthält, die Holzkirchen im ganzen weiten
Vaterlande zu durchforschen, hofft Schreiber dieser Zeilen nichts Überflüssiges zu thun, wenn
er von der ihm anvertrauten Diöcese einige Materialien zum obigen Zwecke liefert und vor Allem
kurz bemerkt, dass in den dichtbewaldeten Thälern und Ebenen des Bisthumes Szathmär sich
noch mehrere hundert Kirchen von ganz eigenthümlicher Holzconstruktion bis auf die Gegenwart
erhalten haben, deren gesammter Typus jedoch mit jenem in Schweden und Norwegen wie auch
mit jenem in Mähren, Schlesien und Galizien1 nicht übereinstimmt, indem er sich durchaus mehr
zum gotliischen als romanischen Baustyle hinneigt und mehr deutsch als slavisch ist.
Die Frage, wie im Nordosten Ungarns sich bei Holzkirchen ein eigenthümlicher Zweig der
gotliischen Architectur ausgebildet habe, kann nur unter Bezugnahme auf die deutschen Colonisten
dieser Gegend beantwortet werden, da es kaum in Abrede gestellt werden dürfte, dass die gedach-
ten Colonisten auf den hierländischen Kirchenbau den wesentlichsten Einfluss ausgeübt haben.
Szathmär selbst erhielt bereits in den Tagen Stephan des Heiligen (j- 1038) deutsche An-
siedler, wie es durch eine Urkunde Königs Andreas’ II. vom Jahre 1230 ausser allen Zweifel
gesetzt wird2. Ausser Szathmär erhielt zur selben Zeit auch noch die Umgegend von Szathmär,
insbesondere das nahe Ugocsaer Comitat, deutsche Colonisten. Die Comitate Ugosca und Beregh
1 Siehe Mittheilungen 1858, Aprilheft. — 2 In der bezogenen Urkunde heisst es wörtlich: „Nos charissimi progenitoris
nostri regis Belae, nec non baronum nostroruin ducti consilio,.... ad regni utilitatem et coronae honorem ... dilectis et fidelibus
nostris hospitibus Teutonicis de Szathmär Ncmetlii iuxta fluvium Zamos residentibus, qui se dicebant in fide
domine regine Keyse (Gisela, die Gemalin Stephan des Heil., d. i. Stephan des I. und nicht des II., wie Herr Dr. Krones, wenn
es kein Druckfehler ist, meint. „Kaschau, eine Quellenstudie“) ad Hungariam convenisse, talem dedimus, donavimus et concessimus
libertatem etc.“ — (Endlicher, Monumenta Arpad. Sangalli. 1819. S. 426, und Feher, Codex Dipl. Hung. III, 2, 211.
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